Nach nunmehr zwei Jahren seit dem letzten Longplayer „Geile Welt“ legt der Komisch-Melancholisch-Barde mit „Come On - Live im Lido“ aktuell sein neuestes Album vor. Live und direkt sind die zwanzig neuen Lieder in 2015 in der Hauptstadt eingespielt worden und kreisen weiterhin durch das Universum des in Holland geborenen Mehrfachkünstlers mit Wahlheimat Berlin. Er besingt die Höhen und Tiefen des Lebens in bewährter und grenzenloser Themenwahl, durchschreitet Gürtellinien, formuliert scharf reflektierte Fälle und Sonderfälle und mutmaßt in alle Richtungen. So heißt es in „Latente Homosexualität“: „Und auf den Rängen die halbnackten Jungs, die Bengalos, der Qualm und der Rauch. Na klar, das ist kein Darkroom, aber sich nah sein kann man so auch. Nein es gibt keine Studien von keiner einzigen Universität, aber der Gedanke: Das Geheimnis von Fußball ist latente Homosexualität...“. Provokation, Konstruktion und Aufklärung sind sein Metier. Gleichzeitig leben er und seine Musik vom Aha-Erlebnis, von Absurdität und manchmal mehr, manchmal weniger versteckter Kritik. Nein, „Frozen Yogurt“ ist kein Name für ein Kind, sagt aber einiges über gegenwärtige Auswahlverfahren für Kindernamen aus. Und SEKOGI meint SEhr KOmpliziert Gebautes Insekt. Funny erklärt den Turbokrimi - ein Kurzfilmkrimi mit nur zwei Protagonisten: Führer und Kommissar. Gezielte Seitenhiebe tun ihr Übriges: Im „Bank Song“ gibt er Ratschläge zum Umgang mit modernen Bausünden: „Mir war langweilig und die Bank sah scheiße aus, ich hasse schlechte Architektur und hatte Sprengstoff zu Haus...“ Und auch zum Thema „Weltkulturerbe“ hat er seine Ideen: „Gestern wurde die Depression zum Weltkulturerbe erklärt.“ Nahtlos knüpfen die aktuellsten seiner deutlich unmißverständlichen Aussagen an seine großen Erfolge wie „Als Willy Brandt Bundeskanzler war“, „Nana Mouskouri“, „Nebelmaschine“, „Schieb den Wal zurück ins Meer“ an. Melodisch und musikalisch werden hier keine neuen Höhen erklommen, doch der Text besticht und die Musik beruhigt. Er ist ein Meister der Pointe und platziert diese nicht immer erst am Schluss. Einzig seine Mundharmonika wird der ein oder andere vermissen. Davon abgesehen ist das 14. musikalische Kapitel von Funny van Dannen ein weiteres Zeugnis kongenialer Liedermacherei mit bedeutungsschwangeren Wort- und Satzkonstruktionen auf höchstem Niveau. Lachen, Weinen, Staunen und Raunen werden ihm bei den anstehenden Livedaten sicher sein. Beim Bardentreffen in Nürnberg startete seine Come On Tour 2016/17, die ihn bis Februar auf den Livekalender in deutschsprachigen Landen setzt. Pflichttermin!