Zum 17. Male findet Ende des Jahres ein Festival statt, das einst als Ergänzung zum renommierten „Kissinger Sommer“ erfunden wurde. Es ist aber nicht allein nach der vierten Jahreszeit benannt, sondern schmückt sich in leicht poetischer Überhöhung mit dem Titel „Kissinger Winterzauber“. Erfunden hatte es seinerzeit die jetzt scheidende Intendantin Kari Kahl-Wolfsjäger, und das Konzept war von Anfang nicht darauf ausgelegt, den „Kissinger Sommer“ einfach in den Winter hinein zu verlängern, sondern einen spezifischen Genre-Mix aus Klassik, Jazz, Pop und Crossover anzubieten. Auch für dieses Festival gilt jedoch, dass „die Mischung aus genreübergreifender Musik, hohem künstlerischem Anspruch und der besonderen Atmosphäre unserer historischen Räumlichkeiten“ – so der Kissinger Kurdirektor Frank Oette – Zuschauer aus ganz Deutschland anzieht.
Das Festival hat oft genug bewiesen, dass es den Spagat zwischen innovativen Beiträgen und traditionell Klassischem, mithin auch zwischen neuen Zielgruppen und Stammgästen, erfolgreich zu bewältigen vermag. Ein anderer Spagat zählt längst auch zu den Selbstverständlichkeiten, nämlich der zwischen der Einladung lokaler oder regionaler Künstler (bzw. Ensembles) auf der einen Seite und dem Engagement überregionaler oder gar internationaler Stars auf der anderen.
So gibt sich der Auftakt am 17. Dezember mit dem Jugendmusikkorps der Stadt Bad Kissingen unter dem Motto ‚Klangfarben‘ ebenso bewusst bodenständig wie die von Jörg Wöltche angebotene „Orgelmusik bei Kerzenschein“, die Weihnachtsmatinée mit dem ortsansässigen Kurorchester, das Tanzmärchen unter dem Titel „Es war einmal...“ oder die „Europäische Weihnacht“ der Kantorei Bad Kissingen.
Zur Starszene hingegen zählt Tom Beck. Der Musiker und Schauspieler, bekannt als Hauptfigur Ben Jäger in der Serie „Alarm für Cobra 11“, stellt sein neues Album „So wie es ist“ vor. Auch das Ensemble VIVA VOCE hat überregionale Bedeutung und trifft im Eröffnungskonzert auf die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg. Unter dem ebenso zweideutigen wie hintersinnigen Motto „Wir schenken uns nix - VIVA VOCE goes classic“ gibt es klassische Weihnachtslieder in völlig neuem Gewand zu genießen - eine perfekte Mischung aus Symphonik und Unterhaltungskunst.
In die Kategorie „Crossover“ wird man die kultige Londoner Formation „The Ukulele Orchestra of Great Britain“ einordnen dürfen. Dass nahezu jedes Musikstück es wert bzw. dazu geeignet ist, auf der Ukulele eine neue Interpretation zu erfahren, werden die Musiker mit ihrem typisch britischen Humor zu beweisen versuchen. Ob Country, Pop, Rock, Punkt oder Klassik, ob Wagner oder Nirvana - für Vielfalt ist garantiert!
Zu den Highlights des kommenden „Winterzaubers“ gehört mit Sicherheit auch die „Trumpet Night“ rund um Rüdiger Baldauf. Der deutsche Trompetenstar, bekannt von den Heavytones, kommt zum „Winterzauber“ nicht nur mit seiner hochkarätig besetzten Band, sondern zudem mit einigen Größen der „Szene“. Neue Arrangements von Baldaufs Kompositionen sowie Stücke der Gastmusiker stehen auf dem originellen Programm. Auch Internationalität ist natürlich angesagt, wofür Programme mit Überschriften wie „Non, je ne regrette rien“, „Passo Avanti“, „The Colors of Hope“, „Thank you Baby“ oder „Can‘t Help it“ stehen.
Traditionell klassisch zugehen wird es beim Peer-Gynt-Abend mit dem Rumänischen Staatsballett „Fantasio“ und abschließend bei den Gastspielen zweier renommierter Symphonieorchester. Beim Neujahrskonzert mit den Berliner Symphonikern gastieren die Sopranistin Svetlana Kasyan und die Geigenvirtuosin Zhi-Jong Wang. Werke der Strauß-Familie stehen auf dem Programm, es ist also eher leichte Muse zu erwarten. Unter dem Motto „Romantisches“ und mit Werken von Dvorak und Brahms wird sich der „Winterzauber“ am 9. Januar für mindestens 11 Monate verabschieden. Solist Petr Nouzovsky am Violoncello wird begleitet vom Radiosymphonieorchester Prag.
Karten gibt es übrigens schon seit September, und zwar unter Tel. 09718048-444 oder per Mail unter kissingen-ticket@badkissingen.de. Die wird‘s hoffentlich nicht zum letzten Mal geben, weshalb man die Daumen dafür drücken sollte, dass der neue Intendant auch weiterhin dem „Kissinger Sommer“ sein winterliches Pendant an die Seite stellt, mag dieses auch eine Nummer kleiner sein.
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Richard Verna, Foto © Ingo Peters Photography