„Heute Abend: Lola Blau“, ein absoluter Hingucker im Kulturforum Fürth. Das erfolgreiche Musical, in das der, in Wien geborene Georg Kreisler, 1971 das Leben einer jungen Schauspielerin zur Nazi-Zeit packte, zeichnet einen Lebensweg, der für viele andere Betroffene ebenso Gültigkeit haben könnte. Vieles lässt Bezüge zu Kreislers eigenen Erfahrungen zu, der im selben Jahr mit seiner jüdisch-österreichischen Familie nach Amerika emigrieren musste. Der Kleine Saal des Kulturforums, erwies sich als bestens geeigneter Spielort für diese außergewöhnliche Inszenierung.
Theater spielen, war ihr Lebenstraum. Wien 1938. Die jüdische Schauspielerin Lola Blau, sehr eindringlich in all ihren Facetten von Irina Ries gezeichnet, hatte gerade ihre Ausbildung beendet und packt voller Begeisterung ihren Koffer zum ersten Engagement in Linz. Die politische Entwicklung machte ihr einen Strich durch die Planung. Nach dem Anschluss von Österreich an Hitler-Deutschland, war die junge Frau in ihrer Heimatstadt nicht mehr erwünscht. Über die Schweiz flüchtet sie, auf Anraten ihres Freundes Leo, ins Exil nach Amerika, startet dort eine erfolgreiche Karriere. Vereinsamt und ihrer Illusionen beraubt, kehrt sie nach dem Krieg zurück nach Wien. Um einige Erfahrungen reicher.
Evergreens sind zahlreiche Songs des Stückes bis heute. Unter der oft leichtfüßigen Oberfläche lauern bitterböse Kritik und enttäuschte Erwartungen, vieles mit einer erschreckenden Aktualität. Irina Riese fand immer den richtigen Ton, die entsprechende Modulation, machte kleine Kabinettstücke aus jedem einzelnen. Ihr zur Seite stand mit Christian Keul ein hervorragender Begleiter am Klavier, mit Sinn für kommentierendes Tastenspiel sowie auch schauspielerischem Gespür. Dann etwa, wenn er als Megaphon-Stimme aus dem Volksempfänger die unheimliche Atmosphäre dieser Zeit gewahr werden ließ, oder auch mit kleinen Nebenrollen das Bild abrundete.
Ausdruckstark, wandlungsfähig und überaus farbenreich, erwies sich Rieses Stimme, gab jeder Szene so eine ganz eigene Charakteristik mit auf den Weg. Lieder, wie etwa „Im Theater ist was los“, „Wenn man alles sagen könnte“, das um den „zweitältesten Frauenberuf“, der Dame in der höheren Gesellschaft, „Wien bleibt Wien“, oder auch die allgegenwärtige „Frau Schmidt“, verfehlten ihre Wirkung nicht, Zwischenapplaus inklusive. Ries schaffte es, ihre Figur von zerbrechlich bis kokett, mit lasziven Anmutungen bis hin zur, dem Alkohol verfallenen, vereinsamten und enttäuschten Frau zu zeichnen, verbunden durchaus mit einer Bewusstwerdung der Umstände. Musiktheater auf höchstem Niveau.
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Ein Interview mit dem Leiter des Kulturforums Fürth gibt es hier: Elke Walter im Gespräch mit Jens Daryousch Ravari