Franziska Krause-Gurk
Guillaume de Laubier begibt sich in Kirchen zunächst auf die Suche nach dem Licht. Das ist wunderbar metaphorisch, denn er ist Fotograf. Das richtige Licht ist für ihn ebenso essenziell wie für die Kirchen und Kathedralen, in denen er sich bewegt.
Für einen Bildband – im Original erschienen bei Éditions de la Martinière SA, Paris – hat er, gemeinsam mit Jacques Bosser, die „schönsten Kirchen Europas“ ausfindig gemacht und sie fotografiert. Dabei herausgekommen sind nicht nur exzellente Architekturfotografien. Ohne die kenntnisreichen und prägnanten Texte Bossers stünden die entstandenen Bilder ausschließlich für sich; was schade wäre, blieben einem doch wichtige Details und Hintergrund-
informationen verwehrt.
informationen verwehrt.
Auch die Auswahl der Kirchenbauten überzeugt, weil nicht nur die mit Prädikat versehenen Superlative den Weg in das großformatige Buch gefunden haben. Beim Durchblättern und -lesen des Bandes wird einem – auch wenn man sich darüber vielleicht schon vorher im Klaren war – immer wieder bewusst, wie unbeschreiblich kontrastreich die architektonische Formensprache Europas war und ist. So steht zum Beispiel die puristische, schneeweiße Moritzkirche in Augsburg neben der vor sizilianischen Marmor-Inkrustinationen überbordenden Chiesa del Gesù in Palermo. Und während die hölzerne Kubatur der Stabkirche im norwegischen Borgund wie die Festung eines Trollkönigs anmutet, erinnert die in etwa in die gleiche Zeit datierte Kathedrale von Wells in Großbritannien mit ihrer altehrwürdigen Bibliothek (!) aus dem 17. Jahrhundert und dem fantastisch anmutenden Palmgewölbe im Kapitelhaus an die mystische Welt der Hexen und Zauberer. Eines haben sie aber alle gemein: Man möchte auf der Stelle dort sein und staunen.
Kurzum: Wer sich auch nur ein bisschen für Sakralbauten begeistern kann, der wird an diesem Kirchen-Prachtband (passend zur Jahreszeit) seine pure Freude haben.
Guillaume de Laubier/ Jacques Bosser: Die schönsten Kirchen Europas, Knesebeck, Deutsch, 50 €, 340 Seiten, ISBN: 978-3-95728-201-9