Eyrichshof, Tambach oder auch Kloster Banz. Die Zahl der richtig heimeligen Locations für Open Airs in hiesigen Gefilden ist nahezu riesig. Und sie alle hätten das Potenzial, als großartigste Konzertstätte der Region durchzugehen. Wäre da nur nicht der Schlosshof in Coburg. Der Platz vor dem Schloss Ehrenburg ist seit Jahren konkurrenzlos - und wird das vermutlich auch bleiben. Und Jahr für Jahr wieder lockt die HUK Sommer Open-Air-Reihe Tausende von Musikfreunden kilometerweit in die Vestestadt. Das wird sich in diesem Jahr zwischen dem 15. und 18. August nicht ändern, wenn Roland Kaiser (15.), PUR (16.), Mark Foster (17.) und zum Abschluss Michael Patrick Kelly (18.) die Bühne entern.
Die schlechte Nachricht vorneweg - zumindest für die, die noch keine Karte haben: Der Gig von Mark Foster ist längst ausverkauft. Der notorische Baseballcap-Träger hat nahezu in Rekordzeit mehr als 10000 Karten über den Tresen des Veranstaltungsservice Bamberg wandern lassen. "Das war einfach nur Wahnsinn", so Geschäftsführerin Gaby Heyer über den reißenden Absatz, den die Foster-Tickets fanden. Aber auch die anderen Künstler müssen nicht vor leeren Rängen auftreten. Der Vorverkauf lief recht ordentlich und wie es sich für einen Franken einfach gehört, wird das Geschäft traditionell erst in den letzten Atemzügen vor den jeweiligen Konzerten noch einmal richtig Fahrt aufnehmen. Und das mit Fug und Recht. Schließlich warten drei Schwergewichte auf die Anhänger in der Region und darüber hinaus auf die Konzertfreunde in und um Coburg herum.
Über Roland Kaiser zu erzählen, hieße, Eulen nach Athen zu tragen. Der mittlerweile 67-jährige Kaiser ist einer der ganz großen der deutschen Schlagerbranche. "Dich zu lieben" oder natürlich auch "Joana" (für die Jüngeren: Das ohne "Du geile Sau"!) gelten als absolute Meilensteine der heimischen Popgeschichte. Der gebürtige Berliner avanciert schon im jungen Alter von gerade einmal 20 Jahren zu einem Geheimtipp in der Branche. Gleich seine erste veröffentliche Single "Santa Maria" sorgte für den kommerziellen Durchbruch des bürgerlich als Ronald Keiler firmierenden Schlagerkrösus. Bis heute ist seine Debütsingle seine erfolgreichste Scheibe geblieben. Und doch: Es folgten zahlreiche Gassenhauer, die noch immer auf jeder Partysause gerne gehörte Lieder sind. Der Bundesverdienstkreuzträger hat jüngst auch politisch mehr und mehr Stellung bezogen. So war das bekennende SPD-Mitglied bei Anti-Pegida-Demonstrationen an vorderster Front unterwegs, hat klare Kante gezeigt und scheut sich auch auf der Bühne nicht vor klaren Ansagen - ein Zug, der ihm gut zu Gesicht steht.
Im politischen Sektor eher ruhiger ist es um PUR und Sänger Hartmut Engler. Nur selten äußert sich der 57-jährige aus dem schwäbischen Bietigheim-Bissingen über die Entwicklungen hierzulande oder auf dem Kontinent. Dabei hätte er, als Sohn eines ungarndeutschen Vaters und einer sudetendeutschen Mutter groß geworden, kraft Herkunft schon allen Grund dazu. „Wer sich öffentlich äußern darf, hat eine Grundverantwortung. Das ist immer politisch“, erklärt Engler. „Hier, wo wir leben“, gibt es ganz tolle Dinge – doch es gibt auch ganz schlechte“. Das müsse gesagt werden können. Er sei kein politischer Sänger, aber er mache „Unterhaltung mit Haltung“. Seine Meinung dürfe man vertreten, so Engler jüngst gegenüber des Göttinger Tagblatts. Er hält den Ball gewohnt flach: Meinung ja, zu viel davon eher nicht. Ein Punkt, der ihn durchaus auch sympathisch werden lässt. Schließlich überzeugt er auf anderem Terrain, hält er die Fahne des Mainstream-Pops in Deutschland hoch wie kaum ein anderer. Vom vierjährigen Kind bis hin zur 70-jährigen Oma besuchen irgendwie alle Pur auf ihren Konzerten. Und das haben sich Engler und Co. wohlverdient. Nur zu gut erinnert sich VSBBG-Geschäftsführerin Gaby Heyer an ihre Anfänge mit Pur, als sie diese vor kaum 100 Leuten (davon 27 zahlende!) in Zapfendorf im Top Act präsentiert haben. Lang, lang ist es her. Heute ist es normal, dass die Schwaben vor mehr als 10000 Leuten mit diesen eine große Party feiern. In Coburg präsentiert Pur das neue Album „Zwischen den Welten“, ohne dass dabei alte Gassenhauer vom Schlag "Abenteuerland" oder "Lena" zu kurz kommen würden.
Zum Abschluss des in diesem Jahr wieder nur vier Acts umfassenden Schlosshof-Festivals gastiert mit Michael Patrick Kelly ein weiterer Hochkaräter. Er, der aktuell mit seinem Album „iD“ die Charts rockt und nach langer Abwesenheit schier imposant wieder ins Rampenlicht der Bühnen trat, gilt als einer der ganz großen Entertainer hierzulande. Man mag zur Kelly-Family und ihren Mitgliedern stehen wie man will. Eines ist klar: Michael Patrick ist einer, der richtig Stimmung vor die Bühne zaubert. Der 41-jährige kehrte vor gut zehn Jahren nach einer klösterlichen Abstinenzzeit zurück ins Musikbusiness. Und er rockt wie nur selten zuvor. Nicht erst seit seiner Teilnahme an der "Sing meinen Song"-Show auf dem Fernsehsender VOX ist er endgültig in die Belle Etage des Poprock-Zirkus in Deutschland vorgeprescht. Er unterhält. Und das auf hohem Niveau. Und selbst die, die meinen ihn nicht zu mögen, mögen ihn nach einem gesehenen Konzert dann irgendwie doch. Mit Recht. Am Rande bemerkt.