Was "kontakt – Das Kulturprojekt" für Bamberg bedeutet, muss man wohl nicht mehr erklären. Trotzdem ein Versuch: "kontakt" bedeutet eine enorme kulturelle Bandbreite an 4 Tagen im Mai, für alle, vom Kleinkind bis hin zum rüstigen Rentner. Workshops können besucht werden, außerdem Theateraufführungen und Symposien; Filme können angeschaut und Livemusik gehört werden. All das und noch mehr geschieht auf 15.000 m² (barrierefreier) Fläche auf dem Lagarde-Gelände. Und um die versuchte Definition abzuschließen: "kontakt" bedeutet vor allem auch Traditionsreichtum trotz jährlicher Neuerfindung. Nicht umsonst ist das Kulturprojekt Preisträger des Kulturförderpreises der Stadt Bamberg 2015 und des Deutschen Bürgerpreises 2015.
Aber was genau findet in den kommenden Tagen nun eigentlich statt? Im Folgenden das Gesamtprogramm wiederzugeben, gestaltet sich zugegebener Maßen schwierig und wäre wohl auch ein klein wenig vermessen. Deshalb haben wir mal ein paar Programmpunkte rausgepickt, die uns besonders ins Auge gefallen sind. Das diesjährige Motto lautet „Aufbrechen“, also Grenzen durchstoßen und Sehgewohnheiten aufhebeln, Zäune einreißen und Mauern (vor allem in Köpfen) überwinden, die Deutung kann ganz unterschiedlich ausfallen und das soll sie auch. Zum Thema kulturelle Grenzen überwinden und neue Freiräume schaffen findet bereits am Donnerstagabend ein Symposium statt, das am Beispiel des größten basisdemokratisch verwalteten Kulturzentrums freiLand in Potsdam zeigt, wie so etwas in der Praxis funktionieren und aussehen kann. Für die zeitgenössische Kunst wird beim "kontakt"-Festival natürlich wieder jede Menge Platz geschaffen, so zeigt die Ausstellung in diesem Jahr vor allem installative Werke und Videoarbeiten.
Manches hingegen scheint fast zu abstrakt, um es mit Worten zu beschreiben, so zum Beispiel die Tanzperformance Heteronomicus. Mit viel Bewegung und dem Mittel der Körperlichkeit versuchen die beiden Tänzer Tim Gerhards und Damiaan Veens eine Antwort auf die Frage zu finden, wie frei wir in unseren Entscheidungen realistisch gesehen sind und wie frei wir uns in der heutigen Gesellschaft bewegen können. Muss man wohl gesehen haben, dann versteh man es besser.
Wer sich für Tanz interessiert, ist wohl in aller Regel auch Musik gegenüber nicht abgeneigt. Ohne Musik wäre das "kontakt"-Festival auch nicht das, was es ist. Bei den melancholischen Klängen von den Buriers aus London kommt alles zum Einsatz, was die musikalische und instrumentale Spannweite so hergibt: (Chor-)Gesang, Rap, Gitarre, Cello, Violine. Und all das mit ein bisschen Schwermut vorgetragen – klingt nach einer interessanten Mischung, die man am Sonntag bei einem Live-Konzert der Band hören kann.
Wie immer und unverändert, gibt es auch in diesem Jahr am Abend zuvor einen herrlichen Nachtflohmarkt. Bei schummrigen Schreibtischlampenlicht wechselt dann jede Menge selbstgemachtes und altes die Verkaufstischseite und seinen Besitzer. Also gehen Sie nicht ganz ohne Kleingeld aus dem Haus, auch wenn der Eintritt zum Festival – ebenfalls unverändert – frei ist.
Bei Workshops, die während der ganzen Zeit überwiegend auf dem Hofgelände angeboten werden, kann man sich im Slacklining, Siebdruckverfahren oder Alte-Dinge-wieder-fit-machen ausprobieren. Im Mittmachzelt können sich auch die Kleinsten an den Nachmittagen von Freitag bis Sonntag austoben.
Als geneigter Besucher kommt man wahrscheinlich aber doch nicht umhin, nach Lesen dieses Artikels auch selbst mal in das Programmheft reinzuschauen und genauer zu studieren, was wie wo wann stattfindet. Das vollständige Programm finden Sie unter kontakt-bamberg.de. Schauen Sie mal rein, es lohnt sich!
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