In Langenprozelten am Main, nahe dem malerischen Gemünden gelegen, gibt es ein historisches Gasthaus, das früher einmal den Namen „Zum goldenen Engel“ trug und lange Zeit der gesellschaftliche und politische Mittelpunkt der Gemeinde war. Sogar die Gerichtsbarkeit befand sich darin, inklusive des Prangers, an dem Diebe und Lästermäuler zur Schau gestellt wurden. Dieses Anwesen wurde 1968 von Friedrich und Anneliese Lussert erworben. Anfang der 70er Jahre bekam der Saal im oberen Stockwerk, der früher als Tanzsaal genutzt wurde, einen grottenähnlichen Charakter, wodurch der Name „Spessartgrotte“ in die Welt kam. Im Mai 1986 erfolgte dann die Gründung einer Kleinkunstbühne, die seit 1989 mit eigenen Theaterproduktionen als Theater Spessartgrotte geführt wird. Dessen erste Vorstellungen fokussierten die Kleinkunst und das Kabarett, später kamen Freilichtaufführungen im Innenhof des Anwesens hinzu. Das Ansehen dieser Bühne ist seither so gewachsen, dass sich unter den Förderern nicht nur der Landkreis Main-Spessart und die Stadt Gemünden befinden, sondern auch der Bezirk Unterfranken und der Freistaat Bayern. Heute werden bis zu 250 Vorstellungen jährlich angeboten, wobei die Gattung der Komödie im Mittelpunkt steht.
Das bestätigt auch der Blick auf das Programm der Monate Februar und März.
Die letzte Premiere der Gemündener Spessartgrottler galt im Dezember dem Schwank „Pension Schöller“ von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby. Darin geht es um einen Major, der das Befehlen nicht lassen kann, einen Löwenjäger, der seinen eigenen Bruder ausstopft und einen Schauspieler mit Sprachfehler. Eine saubere Truppe, die sich da in der Berliner Pension Schöller trifft und genügend Anlässe gibt für schwingende Türen und sich rasant überschlagende Pointen! Eine Komödie also, die vor Irrwitz nur so sprüht. Im Februar und März ist sie jeweils am 4. und 18. zu sehen. Die anderen Stücke im derzeitigen Repertoire sind „Taxi, Taxi“ (eine turbulente Komödie von Ray Cooney), „Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt“ (eine Komödie nach dem Bestseller von Dora Heldt), „Mann über Bord“ (eine Midlife-Crisis-Revue von Robert und Ulrike Brambeer), Erich Kästners „Drei Männer im Schnee“ sowie Otfried Preußlers Kinder- und Familienstück „Der Räuber Hotzenplotz“. Hollywood-Nostalgiker dürfen sich am 17. März über einen „Swingtime“-Abend freuen.
Das Gostner Hoftheater in Nürnberg gilt als das älteste Privattheater in der Noris und hat seinen Ursprung, wie der Name andeutet, im Stadtteil Gostenhof. Die Vielfalt seiner Aktivitäten erlauben es, vom Gostner Hoftheater als dem zweiten wichtigen Nürnberger Haus neben dem Staatstheater zu sprechen. Es wurde 1979 gegründet und besitzt heute eine Vereinsstruktur als Basis seiner Existenz. Zunächst wurde das Gostner Hoftheater in einer umgebauten Spielzeugfabrik als „Theater um die Ecke“ eröffnet und verstand sich ursprünglich als reines Werkstatttheater. Längst präsentiert die Bühne jedoch eigene Produktionen, die von professionellen Schauspielern und Regisseuren erarbeitet werden. Die Stücke zeitgenössischer Autoren überwiegen, aber auch moderne Bearbeitungen von „klassischen“ Autoren werden gezeigt. In der Regel kann mit fünf bis sechs Eigenproduktionen pro Saison gerechnet werden. Anderen Theatergruppen der freien Theaterszene Nürnbergs wird bisweilen die Gelegenheit gegeben, ihre eigenen Produktionen vorzustellen. Darüber hinaus finden sich Gastspiele in den Bereichen Kabarett, Tanz, Weltmusik und Literatur im Programmangebot.
Als Spielstätten besitzt das Hoftheater neben seinem relativ kleinen Stammsitz in Gostenhof (für gut 80 Zuschauer) und der darin befindlichen Theaterkneipe LOFT (für intimere Veranstaltungen und begleitende Ausstellungen) den Hubertussaal im Stadtteil Gibitzenhof (circa 250 bis 300 Sitzplätze) mit seinem reizvollen Jugendstilambiente. Einen besonderen Schwerpunkt legt das Theater auf die Jugendarbeit. So bietet das Projekt „Kulturrucksack“ Schülern aus sozial benachteiligten Stadtteilen die Möglichkeit zum Besuch von Kultureinrichtungen oder Workshops zu äußerst günstigen Konditionen. Außerdem gibt es den Theaterjugendklub „Hubert“, der sich einmal pro Woche trifft, sowie das Jugendtheaterfestival „licht.blicke“, das im Zweijahresturnus hochkarätige Aufführungen für ein junges Publikum präsentiert und dabei auch innovative Gruppen aus anderen Städten zum Gastspiel nach Nürnberg bittet.
Im Programm werden die Stücke in der Regel über einen gewissen Zeitraum, beispielsweise 14 Tage, „abgespielt“. Anfang Februar läuft noch das „Stück Plastik“ von Marius von Mayenburg, ab dem 15. dann „Richard III.“ nach William Shakespeare, dessen Drama die Gostner als eine Anleitung dazu begreifen, wie’s „nach oben geht auf der Karriereleiter“. Zwei Schauspielerinnen übernehmen alle Rollen in diesem ebenso brutalen wie makaber-witzigen Stück. Im März dominiert „Phantom (Ein Spiel)“ von Lutz Hübner das Programm, die Geschichte um ein verlassenes Baby und die Suche nach dessen Mutter, einer Migrantin.
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Gostner Hoftheater in Nürnberg, Foto © Gostner Hoftheater
Theater Spessartgrotte in Gemünden, Foto © privat