Haßfurt goes Jazz!
Eine lebende Legende des Jazz findet den Weg nach Unterfranken!
veröffentlicht am 01.04.2015 | Lesezeit: ca. 4 Min.
Ein absolutes Highlight steht dem kulturinteressierten fränkischen Publikum am 19. April ins Haus: Im Rahmen der Haßfurter Kulturtage gastiert Jazz-Legende Sheila Jordan um 19 Uhr im Gewölbekeller der Stadthalle.
Die inzwischen 86jährige zählt zur absoluten Elite der weltweiten Jazz-Szene. Die charismatische Detroiterin begann schon im Kindesalter, die Musikbranche zu begeistern. Eine Begeisterung, die bis heute anhält und sich seit Jahrzehnten auf allerhöchstem Niveau bewegt. Kein Wunder, dass sie, die mit dem vor rund zehn Jahren verstorbenen Jazzpianisten Duke Jordan verheiratet war, auf ihre alten Tage noch einmal richtig durchstarten konnte. Die Krönung ihres Schaffens folgte im Jahr 2011. Vom National Endowment for the Arts in New York erhielt sie das Jazz Masters Fellowship verliehen. Die höchste Auszeichnung in den Vereinigten Staaten von Amerika für das Lebenswerk etablierter Jazzmusiker. Sie darf sich damit auf Augenhöhe mit Jazz-Legenden vom Schlage eines Dizzie Gillespie, einer Ella Fitzgerald und einer Count Basie wähnen. Was wenig verwundert: Schließlich ist sie in der Szene seit vielen Jahren eine absolute Hausnummer. Und zwar eine, die die Bodenhaftung nie verlor und sich ihrer Ursprünge und der schweren Kindheit stets bewusst war und ist.
Ihren Durchbruch feierte die smarte Lady in den 60er-Jahren, als sie mit einem Piano-Trio im „Page Three Club“ in Merseyside, New York performte. George Russell, vor einigen Jahren verstorbener Musiktheoretiker und Komponist, entdeckte Sheila Jordan, lockte sie ins Studio. Gemeinsam wurde das Album „The Outer View“ eingespielt, bei dem die Sängerin ihre mitunter rauh klingende Stimme auf Tonträger presste. Der bluesige Weg, der sich fortan anbahnte, sagte der zielstrebigen Sängerin nicht zu. Und so entwickelte sich eine goldbringende Zusammenarbeit mit dem längst Kult gewordenen Blue-Note-Label.
Sheila Jordan, die seit Jahrzehnten schon als die „First Lady des Bebop“ verehrt wird, war die erste weibliche Sängerin, die 1961 bei Blue Note eine Schallplatte einspielte. „Portrait of sheila“ nannte man es schlicht. Ihre Interpretation der Songs, ihr Scat-Gesang, spontane Improvisationen mit Lyrics aus dem Moment machten sie weltweit berühmt – als Botschafterin des Jazz. Und natürlich auf den Bühnen, auf denen sie als grandiose Improvisateurin glänzt, wie kaum eine zweite ihres Genres. Wie sehr sie geschätzt ist, zeigt die Tatsache, dass Jazz-Ikonen wie Charlie Parker und Miles Davis im männerdominierten Business das Schaffen Jordan höchst schätzten. Sie hat sie (fast) alle überlebt. Und lässt es sich auch im hohen Alter nicht nehmen, regelmäßig über die Kontinente zu touren, Workshops zu geben und natürlich auf den Bühnen der Welt aufzutreten.
Begleitet wird Jordan auf ihrem vier Gigs umfassenden Deutschland-Gastspiel von drei in der Region durchaus wohlbekannten Gesichtern. Der Nürnberger Kontrabassist Marco Kühnel, auch als Dozent an der Musikhochschule aktiv, der grandiose Nürnberger Pianist Jochen Pfister, Dozent an der Würzburger Musikhochschule, und Florian Kettler begleiten die Grand Dame auf ihrer Kurz-Tournee. Gespannt darf man dabei vor allem auf Kettler sein. Der gilt in Fachkreisen als eines der größten deutschen Talente im Jazz-Bereich. An der Seite des New Yorker Altsaxophonisten Jim Snidero erwarb er sich zuletzt weltweite Meriten. Aber auch in Haßfurt ist er kein unbekanntes Gesicht. Ganz im Gegenteil. Zum einen wohnt der in Obertheres aufgewachsene Schlagzeuger mittlerweile in Haßfurt, zum anderen sorgte er 2012 bei „Jazz mal anders“ für einen begeisternden Auftritt an der Seite von Bernhard Pichl (Klavier), Rudi Engel (Bass) und Sängerin Nicole Metzger. Es ist angerichtet für einen wunderbaren Konzertabend. Mit einer begeisternden Frontfrau, die die Kunst von Bebop, Scat und Co. auf die Bühne bringt, wie nur wenige junge Neuankömmlinge im Geschäft.
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Sheila Jordan, die lebende Jazz-Legende, Foto © Ed lanni
Sheila Jordan live in den 70er Jahren, Foto © Pressefoto
Auch mit 86 Jahren strahlt sie noch pure Lebensfreude aus, Foto © Pressefoto