Beethovens ’Eroica’ ist so oft gespielt worden, und über sie ist so viel geschrieben worden, dass weitere Kommentare fast als Anmaßung erscheinen. Und doch, spätestens wenn der unwiderstehliche Drive des Kopfsatzes einsetzt, ist man gefangen vom dramatischen Geschehen und möchte kommentieren, was man da hört, von der Oboenkantilene des Kopfsatzes über die Rückerinnerungen des Finalsatzes bis zu der Frage, was es denn nun mit dem vermeintlichen „Helden“ auf sich habe. Das werden wir hier schön bleiben lassen angesichts einer Rezeptionsgeschichte, die es einem schwer macht, noch irgendetwas Originelles über dieses Wunderwerk zu erzählen.
Die Bamberger Symphoniker haben die ’Eroica’ und auch die fünfte sowie die siebte Symphonie Beethovens in letzter Zeit öfters auf das Programm gesetzt mit Blick auf eine ambitionierte Konzertreise, die demnächst unter der Leitung des Chefdirigenten nach Köln (Philharmonie) und in die Hamburger Elbphilharmonie führt. Beim Abokonzert der Reihe C am gestrigen Mittwoch fand sich diese Symphonie kombiniert mit der Tondichtung für großes Orchester op. 40 „Ein Heldenleben“ von Richard Strauss.
Das Heldische bzw. Heroische kommt uns Heutigen aus guten Gründen ziemlich suspekt vor, und weit entfernt scheint es auch vom symphonischen Saisonmotto „Seele“ zu sein. Aber diese Partitur ist nun einmal großartig. Schon der Anfang lässt ein wenig an Beethoven denken, denn man wähnt den gleichen vorwärts drängenden Drive zu hören, den Strauss im „Heldenleben“ dem Hauptthema „unterschiebt“. Aber auch in einem heroischen Leben geht bekanntlich nicht immer alles glatt, da kann es durchaus von Widersachern, Neidern und Nörglern wimmeln.
Das äußert sich in jämmerlichem Gequäke der Bläser, unterlegt von falschen Quintparallelen der Bassgruppe (sehr gewagt, was Strauss damals seinen Zeitgenossen zumutete!), während sich „des Helden Gefährtin“ auf breiten Streichersound als Begleitung verlassen kann. Und es braucht einen versierten Konzertmeister (Bert Vandenbogaerde), der mit seinen Violinsoli überzeugend zu „des Helden Walstatt“ und später zu den zahlreichen Episoden führt, die sich unter „Friedenswerke“ eingeordnet finden. Überhaupt, Strauss-Kompetenz zu erlangen gehört zum Schwierigsten im Orchesterrepertoire, doch die Bamberger Symphoniker haben das schon seit je her bewiesen, nicht zuletzt durch die Maßstäbe setzenden Einspielungen der frühen Orchesterwerke von Richard Strauss vor gut 25 Jahren.
Doch zurück zum „Heldenleben“. Es hört sich ebenso schief wie herrlich an, wenn die Holzbläser später in der Reprise – wo die Töne der Widersacher wieder aufgenommen werden – klanglich „nörgeln“ und Blech plus Schlagwerk ähnlich scharf und schief dazwischen funken. Das will gekonnt sein, die Elbphilharmonie wird erbeben! Doch bald ruft die Solovioline zur Beruhigung der Gemüter auf, und Jakub Hruša, der mit der gewohnten Souveränität durch dieses heikle Werk lotste, konnte das Orchester zu einem Ausklang führen, der in seiner Abgeklärtheit eigentlich recht untypisch für ein mit Heldentaten gespicktes Leben wirkt. Enthusiastischer Applaus!