Helmut Schleich ist einer derer, die das bayerische Kabarett seit vielen Jahren prägen. Mal stilvoll, mal zotig, aber immer ehrlich. Gleich dreimal gibt sich der gebürtige Schongauer im November in hiesigen Gefilden die Ehre. Mit seinem „Das kann man so nicht sagen“-Programm gastiert er im Rahmen des Comedy-Herbstes am 5. November im Bayreuther Zentrum und am 17. November im Bockshorn in Würzburg. Im Vorfeld seiner fränkischen Gastspiele haben wir uns mit ihm, der nicht nur als Parodist großartige Kunstfiguren geschaffen hat, sondern auch als "echter" Helmut Schleich mitunter grandiose Sequenzen kreeirt, unterhalten. Und der hält auch im Vorfeld seiner kommenden Tournee nicht mit kritischen Worten hinter dem Berg. Das Interview, einige Wochen vor der bayerischen Landtagswahl geführt, zeigt einmal mehr die Schleichsche Denkweise. Der 56-jährige Kabarettist aus Leidenschaft hat derzeit das Problem, das viele seiner Kollegen und Kolleginnen umtreibt: Kabarett lebt von Übertreibung und Provokation. Nicht wenige altgediente politische Parodisten haben dabei ein schwer zu bewerkstelligendes Problem: Die politischen Macher, egal welcher Partie angehörend, tun alles dafür, diesen Job selbst zu erledigen. Die dem Kabarett zugespielten Bälle sind mitunter allerdings durchaus grandioser Natur. Schleich gefällt das. Auch wenn es ihm auf der anderen Seite nicht gefällt. Aber auch was Kollegen und Kolleginnen betrifft, findet der Oberbayer deutliche Worte.
Danke bestens. Abstand schärft den Blick.
Freie Tage sind freie Tage. Natürlich bekomme ich mit, was in Bayern so läuft und was die Medien daraus machen. Unseren einäugigen Kanzler eingeschlossen.
Die CSU plakatiert ja im Wahlkampf gerade Strauß, habe ich gesehen. Das ist 35 Jahre nach seinem Tod schon sehr skurril. Noch dazu mit einem Zitat gegen „Rechts“ quasi als Kronzeuge des Antifaschismus der CSU. Da gibt es freilich auch andere Zitate vom großen Vorsitzenden. In Richtung Söder/Aiwanger gemünzt etwa dieses: „Mit seinen Hilfstruppen darf man nicht zimperlich sein.“ Das plakatiert komischerweise niemand.
Das gab es, ja, am Anfang, damals zum Nockherberg 2010, als „mein“ Strauß Wiederauferstehung feierte. Heute ist es in mir etwas ruhiger um ihn geworden aber ab und zu packt er mich schon. Dieser Strauß’sche Dreiklang aus Vitalität, Brutalität und Sentimentalität ist einfach wunderbar kabarettabel.
Politiker, die ich gern…? Sie scherzen. Lauterbach, der schöne Habeck, die dem Moralapostel Böhmermann Glauben schenkende Faeser, unsere Bundesaußenministerin Baerbock, die Deutsch als erste Fremdsprache spricht. Unser Kanzler gar. Parodie lebt von der Überhöhung. Das ist da ja kaum noch möglich.
Wenn das der Kollege Mittermeier für sich so erlebt, ist das schön für ihn. Er sollte aber dringend davon Abstand nehmen, sein Erleben an dieser Stelle zu verallgemeinern. Es gibt nach wie vor viele Kollegen, die weniger Zuschauer haben als vor Corona und auch Bühnen und Veranstalter, die es schwer haben. Das hat mit der enormen Kommerzialisierung zu tun, die die Unterhaltungswelt in der Zeit der Corona- Maßnahmen erfahren hat. Dass die Comedy-Maschine hier ganze Arbeit geleistet hat, steht außer Zweifel. Zu Lasten der Tiefe und des Provokativen.
Die Liste wird umso länger, je mehr sich Comedian als Berufsbild darstellt. Welche Witze oder Themen muss ich bespielen um meine Verdienst- und Karrieremöglichkeiten ideal zu nutzen. Das steht im Fokus.
Ich habe ein Leben abseits der Bühne, eine große Familie. Da brauche ich keine TV- Show um auf den Boden zurückzukommen. Unfreiwillig und nebenbei zeigt die Show den derzeitigen Umgang der Deutschen mit Humor im echten Leben. Man darf über so vieles nicht mehr lachen - nur dumm, dass man muss.
Das bayerische Kabarett hat eine lange Geschichte. Die hat auch mich stark geprägt. Die Vorbilder reichen von Karl Valentin über Herbert Achternbusch bis zu Polt. Dieser gab mir in den 80ern mit seiner TV- Satire „Fast wia im richtigen Leben“ den Anstoß Kabarett zu machen.
Im Fernsehen hat Kabarett derzeit die Wahl zwischen politischer Zuverlässigkeit und Warnhinweisen. Beides ist meine Sache nicht. Das ÖR-Fernsehen tut sich mit seinem Erzieher-Gebaren da auch keinen Gefallen.
Es ist ja leider seit einiger Zeit sogar Mode geworden, dass Kabarett-Kollegen die sich selbst als links oder woke verorten, glauben, über Kollegen, die das nicht tun, öffentlich herfallen zu dürfen. Ausschließlich öffentlich wohlgemerkt. Nicht, wie man das im Kollegenkreis erwarten würde, im persönlichen Gespräch. Vermutlich versprechen sie sich dadurch Bonus-Punkte bei ihrem (social-media)-Publikum.
Ich antworte mit einem Satz aus dem legendären Promille-Interview von Strauß am Abend der Bundestagswahl 1987: „Das Gegenteil wäre mir völlig neu.“
Satire muss vor allem frei sein. Der Spott richtet sich gegen alle, die auffallen. Oder um es mit dem großen Werner Finck zu sagen: „Wo der Spaß aufhört, da fängt der Humor an.“
Selbstverständlich ist Maxwell Strauß noch Präsident der freien Volksrepublik Mbongalo. Er wurde im Juli sogar mit einem sensationellen Stimmenanteil von 103,8% wiedergewählt. Er tritt halt nur nicht mehr im BR auf. Möchte er auch nicht mehr. Dass man ihm in der Heimat seines Vaters FJS aufgrund seiner Hautfarbe mit solch heftigen ablehnenden Reaktion begegnet ist, hat ihn zutiefst empört.
Ich darf das. Noch.
Da kommt einer, der sich lustig macht. Gnadenlos. Ich empfehle mich.