Im Jahr 1970 ließ sich der 1931 im holländischen Alkmaar geborene niederländische Künstler herman de vries im unterfränkischen Eschenau nieder. Hatte er seine Karriere in den 1950er Jahren als Maler begonnen, entwickelte er sich aber später zu einem multidisziplinären Künstler, der sich intensiv mit der Natur und der Umwelt auseinandersetzt. Seit seinem Umzug in die unterfränkischen Haßberge streift er fast jeden Tag zu Fuß durch den Steigerwald rund um das Dorf, den er sein großes Atelier nennt. Er kennt alle Wege und Flurnamen, hat unzugängliche Schluchten durchwandert, kein Gestrüpp war ihm zu dicht. Auch auf seinen Reisen in ferne Länder, die er mit seiner Frau Susanne bis vor wenigen Jahren in den Wintermonaten unternahm, erkundete er vor allem die Natur. Bis heute beobachtet der 93-Jährige aufmerksam, was um ihn herum geschieht, sammelt die Dinge, die ihm ins Auge fallen, ordnet sie ein und präsentiert sie schließlich so, wie er sie gefunden hat: Äste, Blätter, Knochen, Steine, Erden, Gräser, verwitterte Papiere, Vogelfedern – unauffällige Dinge, an denen die meisten Menschen im Alltag achtlos vorübergehen, die herman de vries aber als schön empfindet und die viel über ihre Umgebung und über die Vergänglichkeit erzählen. Wie intensiv seine Kunst die Menschen berühren kann, war bei der Biennale 2015 in Venedig zu erleben. Inmitten des Trubels strahlte seine Präsentation im niederländischen Pavillon eine besondere Ruhe und Klarheit aus.
Die Ausstellung im Kunstraum Kesselhaus widmet sich diesem einen Thema: Was das Draußen-Sein für herman de vries bedeutet – für sein Leben und seine Kunst. Gezeigt werden Werke, die ihren Ursprung im Garten und im Steigerwald haben, aber auch Steine aus aller Welt und – zum ersten Mal überhaupt – das mehr als 90-teilige „journal von bahrain“. Der Ausstellungstitel „umarmt von der welt“ ist der Anfang eines Gedichtes, das der Künstler vor wenigen Jahren geschrieben hat.
Im Rahmen des Begleitprogramms findet am 4. August, um 12 Uhr, im Kesselhaus eine „reading performance“ statt. herman de vries und Kuratorin Katharina Winterhalter lesen Gedichte von herman de vries. Am 15. August kann man mit Katharina Winterhalter auf den „Spuren“ von herman de vries im Steigerwald wandern.
Die Ausstellung „herman de vries: umarmt von der welt“ ist noch bis zum 1. September im Kunstraum Kesselhaus, Untere Sandstraße 42 (Eingang am Leinritt), 96049 Bamberg zu sehen. Informationen findet man im Netz unter www.kunstverein-bamberg.de.