Klassiker

Hochglanzposaune mal acht am 4. Advent

Die Trombone Unit Hannover in der Bamberger Johanniskapelle

veröffentlicht am 15.12.2014 | Lesezeit: ca. 5 Min.

Im Jazzkeller trifft man sie häufig an, aber noch immer ist es leider so, dass man im Konzertsaal der Posaune selten begegnet. Sie macht sich rar, die klassische Posaune, und ist dabei doch alles andere als eitel. Mozart beispielsweise, Mozart père, also der aus Augsburg gebürtige Leopold, hat ein himmlisches Konzert für Altposaune und Orchester komponiert (und Michael Mulcahy, der Solo-Posaunist beim WDR in Köln war, ehe ihn Sir George Solti ins Chicago Symphony Orchestra berief, hat es mit seinem Orchester unter Daniel Barenboim für den Fernsehsender PBS eingespielt, eine der besten Aufnahmen des Werkes). Auch Johann Georg Albrechtsberger, zu dessen Schülern Carl Czerny, Johann Nepomuk Hummel und Beethoven zählten, hat ein Konzert für Altposaune geschrieben, und gleich drei für Maultrommel.

Als Einstieg in die (Klang-)Welt der klassischen Posaune eignet sich vielleicht am ehesten das Concerto per Trombone aus dem Jahre 1966 von Nino Rota, den man als Komponisten der Filmmusik zu „La Strada“, zu „Der Pate“, zu „Tod auf dem Nil“ kennt. Oder aber – und ganz ohne Zweifel – ein Besuch in der Johanniskapelle am Oberen Stephansberg zu Bamberg. Dort gastiert am vierten Adventssonntag von 11 Uhr an die Trombone Unit Hannover. Die acht Jungs wissen, was sie tun, und sie tun es gut. Zusammengefunden haben sie an der Musikhochschule Hannover, wo sie in der Klasse von Jonas Bylund studierten.

Bylund war in der Saison 1992/1993 Soloposaunist der Bamberger Symphoniker, eine Stelle, die nun Angelos Kritikos innehat. Für Kritikos steht somit am 21. Dezember auf dem Stephansberg eine Art Heimspiel an. Auch die anderen Ensemblemitglieder musizieren in angesehenen Orchestern. Frederic Belli etwa, der ARD-Preisträger von 2007, ist Soloposaunist beim SWR Sinfonieorchester Baden- Baden und Freiburg. Solange es dieses noch geben wird, denn ihm wird ja der Garaus gemacht, was sein Musikdirektor François-Xavier Roth im zurückliegenden März beim Gastdirigat im Bamberger Keilberth-Saal auch dem Publikum verkündete.

Doch genug von kulturpolitischen Querelen, von Sparmaßnahmen, von völlig unsinnigen Zusammenlegungen von Klangkörpern (Stuttgart und Freiburg, in diesem Falle; wobei, dies noch am Rande, man sich fragen kann, wie es ohne das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg bei den Donaueschinger Musiktagen weitergehen soll, immerhin, so verkündet der Sender selbst, das „älteste und traditionsreichste Festival für Neue Musik weltweit“). Zurück zur Trombone Unit Hannover.

Die acht Posaunisten versprechen eine Sonntagsmatinee der ganz besonderen Art, in unterschiedlicher Besetzungsstärke, mal im Tutti, mal à quatre. Ein Arrangement der Ouvertüre aus Händels Feuerwerksmusik wird zu Beginn für ebenso bekannte wie festliche Töne sorgen. Besorgt hat es Lars Kalin. Als „Spieler und Arrangeur bei der Trombone Unit“ ist für den Schweden ein Traum wahrgeworden: „Ich bin aktiver Spieler und Arrangeur in einem Ensemble, in dem jedes Mitglied in seiner Rolle aufgeht“, sagt Karlin, der seit August 2011 Soloposaunist des Sinfonieorchesters im dänischen Aarhus ist.

Fein aber, dass die Trombone Unit ganz dezidiert immer auch Originalwerke aufs Programm setzt. Da sind zum Beispiel die drei Equale für vier Posaunen, die kein anderer als Ludwig van Beethoven auf Bestellung des Linzer Domkapellmeisters Franz Xaver Glöggl zu Allerseelen 1812 komponierte. Damit sollte Beethoven zugleich seine eigene Begräbnismusik schreiben, denn in einer Bearbeitung für Männerchor wurden sie als „Trauer-Gesang bey Beethoven’s Leichenbegängnisse“ (am 29. März 1827) auf dem Währinger Ostfriedhof im 18. Wiener Gemeindebezirk zu Gehör gebracht. Die Originalversion ist ein Klassiker der Posaunenliteratur. Weiters werden drei Motetten von Anton Bruckner zu hören sein, darunter „Virga Jesse floruit“. Damit kehrt die Trombone Unit quasi wieder nach Linz zurück, denn obgleich dieses Chorwerk im Dezember 1885 in Wien zur Uraufführung kam, hatte es Bruckner doch für die Hundertjahrfeier der Diözese Linz zu Papier gebracht.

Was immer die Trombone Unit Hannover auch interpretiert: Die Zuhörer erwartet ein Hörerlebnis allererster Güte. Und denjenigen unter ihnen, welche noch nicht die Posaune für sich entdeckt haben, darf man schon vorab zu ihren baldigen „Happy New Ears“ gratulieren.

Nachsatz: „Happy New Ears“ ist der Titel eines Essays von John Cage. Cage (1912 bis 1992) wiederum hat, ein Jahr vor seinem Tod, das Posaunenrepertoire um „Two5“ für Tenorposaune und Klavier bereichert. Recht häufig gespielt wird Cages „Solo for Sliding Trombone“. Dabei handelt es sich allerdings ursprünglich um die Posaunenstimme aus dem Konzert für Klavier und Orchester von 1958.

Die Bamberg-Visite der Trombone Unit verdankt sich (auch) der unermüdlichen Arbeit von Petra Schwarz und dem Verein Neues Palais Bamberg. Weiter so, bitte!

Nähere Informationen:

Trombone Unit Hannover

21. Dezember, 11 Uhr

Johanniskapelle, Oberer Stephansberg 7, 96049 Bamberg

Eintritt: 20.- Euro, Schüler und Studenten 10.- Euro

Palais-Mitglieder haben freien Eintritt.

Karten im Vorverkauf über BVD, Lange Straße, Tel.: 0951 9808220

Mitglieder-Anmeldungen gerne per E-Mail an diese Adresse: info@palais-bamberg.de

Zur Trombone Unit geht es hier lang: www.tromboneunithannover.de

Fotos © Boris Breuer

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