Manon haucht in den Armen ihres verzweifelten Geliebten Des Grieux ihr Leben aus.
Der prachtvolle Vorhang, mehrere hundert Kilogramm schwer und mit Kordeln aus purer Seide und Pailletten versehen, verschließt das ergreifende Bild im Trümmerfeld des letzten Aktes auf der gigantischen Bühne. Tosender Applaus.
Es herrscht die Überzeugung, dass wahrer Operngenuss mit allen Facetten nur live mit dem Sitzen im Opernhaus garantiert ist. Für den echten Opernliebhaber obligatorisch ist, neben z.B. Meiningen, Bregenz oder Verona, ein Besuch in Bayreuth. Ich erinnere mich an eine Festspielpremiere von Tristan und Isolde in den 90ern, bei der ich mit vor Hitze klebendem Seidenkleid auf hartem Klappstuhl saß, eingepfercht flankiert von einer feudalen Fürstin und einem potenten Politiker und, betäubt vom intensiven Parfümgemisch allen Couleurs nach Luft ringend, verstohlen die Stöckel abstreifte. Die Karte kostete 350 DM, ein Glas Champagner 15 DM. Unter der Regie von Heiner Müller und dem Dirigat von Daniel Barenboim sang auf der vergleichsweise kleinen Bühne das „Bayreuther Traumpaar“ Siegfried Jerusalem und Waltraud Meier in den Hauptrollen – Sternstunden!
Im März 2016 findet Puccinis Oper Manon Lescaut in traumhafter Besetzung (Kristine Opolais, Jonas Kaufmann) Ereignis – aber im Kino! Die Live-Übertragung der Opernvorstellung aus der Metropolitan Opera New York = MET OPERA LIVE IM KINO im CineStar in Bamberg. Im Foyer liegt zur Feier des Events eine rote Rose auf den Bistrotischen, im Kinosaal warten weiche große Sessel mit Beinfreiheit und Abstelle für Getränke, die Leinwand ist riesig – Opernglas passé! Der Saal ist angenehm klimatisiert, die Gäste sind alltäglich gekleidet und dezent im Duft. Da sitzt man für nur 29 € (Einheitspreis) und wird schon im Vorspann von Impressionen aus der Weltstadt New York berauscht.
Die Met ist ein vibrierendes Haus für die kreativsten und talentiertesten Künstler: SängerInnen, Dirigenten, Regisseure etc. aus aller Welt. Anna Netrebko, Renée Fleming, Plácido Domingo, Thomas Hampson – wenige Namen aus der Vielzahl großer Stimmen, die an der Met gastieren. Die gigantische Bühne ist ausgestattet mit allen technischen Finessen, um dem Publikum ein wahres Fest der Sinne zu bieten. Der Saal fasst 3900 Besucher - alleine optisch ein echtes Spektakel.
Spektakulär ist die höchste Sangeskunst der Protagonisten, gleichwohl deren Klasse in Schauspielkunst und Bühnenpräsenz. Und wenn sich nach einem Kraftakt noch fast atemlos und schweißnass der Star in einer Pause dem Interview stellt, wird die besondere Lust des hautnahen Dabeiseins befriedigt. Auch die anderen Beteiligten, vom Dirigenten bis zum Bühnenarbeiter, werden kurz interviewt. Und der interessante Kamerarundgang Backstage stillt die Neugier, ein Opernhaus der Weltklasse bis zum letzten Bühnenbrett kennenzulernen, ganz ohne Flugticket, in einem bequemen Kinosessel daheim, z.B. in Bamberg.
MET IM KINO 2016/17
Clasart Classic bringt diese Serie bereits in der elften Spielzeit in die deutschen und österreichischen Kinos. Auch in der Saison 2016/17 werden wieder zehn abwechslungsreiche Opern mit den berühmtesten Opernstars der Welt präsentiert. Mit der 100. Live-Übertragung startet am 8. Oktober die preisgekrönte Veranstaltungsreihe in die neue Saison 2016/17. Selbstverständlich sind alle Opern in HD-Qualität und mit 5.1 Dolby Surround Sound zu sehen und zu hören sowie mit deutschen Untertiteln versehen.
Die Vorstellungen der Met im Oktober
„Sehnsucht, Sehnsucht, unstillbares, ewig neu sich gebärendes Verlangen, Dürsten und Schmachten; einzige Erlösung: Tod, Sterben, Untergehen, Nimmererwachen!“ So umschreibt Wagner den Kern der Tristan-Handlung, die unerfüllte und im Leben unerfüllbare Liebe. 1865 erlebte dieses Musikdrama, das Verdi als „wunderbar, wunderbar, unsagbar wunderbar“ beschrieb, auf Geheiß Ludwigs II. in München seine Uraufführung.
Mit Wagners Meisterwerk Tristan und Isolde wird die neue Metropolitan Opera Saison 2016/17 feierlich eröffnet. In einer aktuellen Produktion von Mariusz Trelinski wird diese fantastische Veranstaltung mit einer namhaften Besetzung herausragender Wagnerianer begleitet. Sie können Nina Stemme in ihrer Paraderolle als Isolde, Stuart Skelton als Tristan, Ekaterina Gubanova als Brangäne und René Pape als König Marke erleben. Stardirigent Sir Simon Rattle, der nur selten an der Met auftritt, übernimmt die Leitung. Die Vorstellung TRISTAN UND ISOLDE findet am Samstag, 8. Oktober 2016 um 18 Uhr statt.
Mord, Liebe, Betrug, Sexsucht, Verrat, Eifersucht… das alles haben Mozart und sein Librettist Lorenzo da Ponte in einem Meisterwerk der Operngeschichte mit „Don Giovanni“ brillant verarbeitet. Don Giovanni ist eine Komödie und zugleich ein düsteres Schauerstück. Keiner kann sich der Wirkung, die von dieser Figur und Mozarts Musik ausgeht, entziehen. Nicht umsonst gilt sie vielen als die „Oper aller Opern“. Der charismatische Simon Keenlyside singt die Rolle des Titelhelden als verhängnisvoller Verführer, der in einem schillernden Coup de Théâtre in die Hölle geht. Der bühnenpotente Rolando Villazón wird als Don Ottavio brillieren. Fabio Luisi dirigiert dieses Meisterwerk, gesungen in Italienisch mit deutschen Untertiteln. Die Vorstellung DON GIOVANNI findet am Samstag, 22. Oktober 2016 um 19 Uhr statt.
Informationen und Karten: www.cinestar.de und www.metimkino.de
Copyright Fotos:
Eric Owens als Jaufre Rudel und Susanna Phillips als Clemence in Kaija Saariahos „L‘Amour de Loin“, Foto © Kristian Schuller, Metropolitan Opera
Nina Stemme als Isolde in Mariusz Trelinskis neuer Produktion: „Tristan und Isolde“, Foto © Kristian Schuller, Metropolitan Opera
Simon Keenlyside in der Rolle von „Thomas Hamlet“ singt die Hauptrolle in Mozarts „Don Giovanni“, Foto © Marty Sohl, Metropolitan Opera