
Zu den Nationalen Sonderausstellungen in Wittenberg, Eisenach und Berlin gesellt sich eine weitere sehenswerte Schau auf der Veste Coburg. Das Haus der Bayerischen Geschichte, die Coburger Landesstiftung sowie die Stadt Coburg veranstalten vom 9. Mai bis 5. November 2017 die Bayerische Landesausstellung „Ritter, Bauern, Lutheraner“ und leisten damit den zentralen bayerischen Beitrag zum Reformationsjubiläum 2017. Unterstützt werden sie dabei von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und der Kirchengemeinde St. Moritz in Coburg, die das umfangreiche Begleitprogramm koordinieren.
Doch einmal von vorn. Wieso gerade Coburg? Auf der Veste Coburg, der Hauptpräsentationsort der Landesausstellung, fand Martin Luther Schutz, nachdem über ihm die Reichsacht verhängt wurde und er damit als vogelfrei galt. Die Veste Coburg ist vielfach mit dem Thema Reformation verknüpft. Sie war die Landesfestung Kursachsens, Fürstenresidenz und nicht zuletzt eben Aufenthaltsort Martin Luthers. Von hier aus, in den heutigen Lutherzimmern und in der großen Stube, arbeitete er an seiner Bibelübersetzung und beobachtete die Geschehnisse des Augsburger Reichstags von 1530, von dem sich alle eine Lösung der Religionsfrage erhofften. Jedoch bildet der Reformator nur den Ausgangspunkt für die in den Startlöchern stehende Coburger Ausstellung, denn Luther selbst soll gar nicht so sehr im Vordergrund stehen. Vielmehr wird sein Wirken auf das Reich und alle gesellschaftlichen Schichten in den Blick genommen. Welche waren die Themen, die die Menschen vor 500 Jahren beschäftigten? Was machte den evangelischen Glauben im Gegensatz zum katholischen aus und welche Folgen hatte der Streit um den rechten Glauben für Ritter, Bauern, Theologen und Fürsten, sozial, wirtschaftlich und politisch? Schließlich geriet durch Luthers neue Ideen und Lehren die bisher so unantastbare geistliche und weltliche Ordnung erheblich ins Wanken. Auch die Entstehung und die Auswirkungen der „Augsburger Konfession“ sowie die multimediale Revolution mit ihren Flugschriften, Kampfliedern und öffentlichen Mobilmachung der Bevölkerung werden thematisiert. Und schließlich sollen auch die erst viel später in Erscheinung tretenden Instrumentalisierungen des Reformators sowie die Frage nach der heutigen Aktualität der „evangelischen Freiheit“ eine Rolle spielen. Rund 1400 Quadratmeter Ausstellungsfläche und 300 Originalexponate zumeist aus der Zeit des 16. Jahrhunderts geben darüber Auskunft. Dabei handelt es sich um kostbare und ungewöhnliche Originale von Albrecht Dürer, Lucas Cranach d. Ä. und vielen anderen Meistern, darunter 30 Gemälde und Tafelmalereien sowie 55 Grafiken, außerdem Rüstungen und Waffen, kirchliches Gerät und Alltagsgegenstände. Konkrete Beispiele aus Thüringen, Franken, Altbayern und Schwaben zeigen Umsetzung und Folgen von Reformation und Gegenreformation, vom friedlichen Zusammenleben bis zum dauerhaften Streit. Die Leihgaben stammen aus dem Freistaat, aus Deutschland und dem europäischen Ausland.
Auf den letzten Metern zum Ausstellungsstart im Mai werden die letzten Feinheiten justiert, filmische Elemente, 3D-Architekturmodelle und Hörstationen vorbereitet. Die Architektur zur Ausstellung entwickelte der Salzburger Gestalter Friedrich Pürstinger. Und auch das zur Ausstellung erscheinende Katalogbuch mit Aufsätzen zu den Vorträgen des vorbereitenden wissenschaftlichen Kolloquiums im April des vergangenen Jahres, inklusive einer umfangreichen Bebilderung nimmt Form an und liegt zum Ausstellungsbeginn vor. Zum Gesamtkonzept der Ausstellung gehören aber auch die Außenbereiche der Veste und der Weg in die Stadt zur evangelisch-lutherischen Kirche St. Moritz, in der schon in den frühen 1520er-Jahren der Prediger Balthasar Düring lutherische Gottesdienste feierte und Luther 1530 selbst sieben Mal predigte. Die Kirche bildet den Präsentationsort für die Begleitausstellung. Auch hier laufen aktuell die letzten Vorbereitungen. Um die Gottesdienste und Konzerte in der Karwoche nicht zu behindern, finden die Einbauten der Ausstellungsarchitektur erst kurz nach Ostern statt. Aber pünktlich zum Reformationsjubiläum können die Besucher die spätgotische Hallenkirche mit dem über 13 Meter hohen Herzoggrabmal der Spätrenaissance und frühklassizistischen Einbauten des 18. Jahrhunderts in neuem Glanz erkunden. Im Vordergrund der Ausstellung steht der Bau selbst, der in seinen Formen und Funktionen als lutherischer Gottesdienstraum erklärt wird. Schwerpunkt ist dabei die Musik, die zu Luthers Zeiten zwischen dem frommen Kampflied und protestantischen Kirchenklängen variierte. Schließlich geht es um die Frage, welche Rolle die lutherische Kirche im heutigen Leben der Menschen spielt. Auch während der Ausstellung bleibt St. Moritz weiterhin ein Ort der Ruhe und des Glaubens – Gottesdienste (jeden Sonntag um 10 Uhr) und Konzerte („Musik am Mittwoch“ vom 10.05. bis 25.10., 18-18:30 Uhr; „Musik zur Marktzeit“ vom 13.05. bis 28.10. jeden Sonntag um 10 Uhr) finden weiterhin statt.
Information:
Bayerische Landesausstellung 2017 „Ritter, Bauern, Lutheraner“
Wo? Auf der Veste Coburg und in der Kirche St. Moritz
Wann? Vom 9. Mai bis 5. November 2017, täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene: 12,00 €
Ermäßigt (z. B. Senioren, Studenten, Gruppen ab 15 Personen): 10,00 €
Familienkarte: 24,00 €
Kinder und Jugendliche
von 6 – 18 Jahren: 2 €
Führungen für Gruppen:
Bis 15 Personen: 60,00 € zzgl. Eintritt
Ab 15 Personen: 4,00 € pro Person zzgl. erm. Eintritt
App
Die App zur Landesausstellung steht zum kostenlosen Download in den App-Stores (iOS/Android) bereit.
Begleitprogramm
Die Stadt Coburg organisiert ein umfangreiches Rahmenprogramm zur Landesausstellung mit über 200 Veranstaltungen: www.coburg.de/LA17
Noch mehr Informationen unter www.hdbg.de/reformation
Gut zu wissen
Bayern 2 begleitet das Reformationsjubiläum und die Bayerische Landesausstellung mit zahlreichen Radiosendungen. Mehr Informationen zum Programm sowie alle Sendungen und Beiträge zum kostenlosen Nachhören und Downloaden gibt es unter www.bayern2.de.
Fotocredits:
Veste Coburg, Foto © Stadtmarketing Coburg, Dr. Otmar Fugmann
Die Große Hofstube auf der Veste Coburg wird ein zentraler Raum im Ausstellungsrundgang der Bayerischen Landesausstellung 2017 sein, Foto © Kunstsammlungen der Veste Coburg