Seit 2019 sind sie aus der Nürnberger Kulturlandschaft nicht wegzudenken, die texttage. Jedes Jahr aufs Neue schafft es dieses Festival an nur einem Wochenende, sämtliche Facetten des Literaturbetriebs in einem abwechslungsreichen Programm zu bündeln. Von Schreibworkshops bei angesehenen Autorinnen und Autoren, über Lesungen, bis hin zu einer großen Literatur-, Kontakt- und Kennenlernbörse, dem textualienmarkt, sind in und um den Bildungscampus Nürnberg eine Vielzahl an Veranstaltungen geboten.
Die eingeladenen Literat:innen, allesamt Hochkaräter:innen des Feuilletons, stehen wie immer im Zentrum des Festivals. Neben Lesungen aus ihren aktuellen Büchern und anschließenden Gesprächen zu poetologischen, politischen und persönlichen Themen bieten sie ihr Know-How auch für die Schreibpraxis interessierter Besuchender an. So kann man sich beispielsweise in der Meisterklasse von Necat Öziri, mit seinem Roman „Vatermahl“ auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises, dem Erzählen jenseits von Stereotypen widmen. Oder mit Charlotte Gneuß, ebenfalls eine Anwärterin auf den Deutschen Buchpreis (Longlist), der Frage nach der Wahrhaftigkeit im Schreiben nachgehen. Ein sehr persönliches Thema, wenn man bedenkt, dass die Wahrhaftigkeitsdebatte um ihren äußerst lesenswerten DDR-Roman „Gittersee“, angefacht von einer historischen Mängelliste des ostdeutschen Schriftstellers Ingo Schulze, die 1992 in Ludwigsburg geborene Charlotte Gneuß vielleicht um einen Platz auf der Shortlist brachte. Passenderweise wird sich der Gewinner des Deutschen Buchpreises 2023, Tonio Schachinger („Echtzeitalter“), in der Eröffnungslesung des Festivals mit der Wirkung von Kritik auf Werk und Autor auseinandersetzen. Interessierte jenseits der Fiktion können sich im Workshop von Alice Hasters mit der hybriden Form des Essays vertraut machen. Eine Begegnung mit Alisha Franz lässt das Herz aller Graphic-Novel-Fans höherschlagen und rundet das Programm neben Beiträgen von Saha Marianna Salzmann, Isabel Bogdan und Tanja Schwarz ab.
Wem der Worte dann irgendwann genug gewechselt sind, dem sei die Veranstaltung „Wir Kinder der kleinen Mehrheiten“ am 13. Juli in der Katharinenruine empfohlen. Im Mittelpunkt des Bühnenprogramms steht zwar das autobiografische Buch des schwulen Deutsch-Rom Gianni Jovanovic, die Open-Air-Lesung wird aber von der gefeierten Sängerin und Songwriterin Celina Bostic begleitet, deren Song „Nie wieder leise“ zur Hymne der deutschen Black-Lives-Matter-Bewegung wurde.