Vom 6. bis zum 23. Juni ist es wieder soweit: Die Bayerischen Theatertage gehen in die 36. Runde. In diesen knapp drei Wochen ist die Theaterwelt zu Gast in der Kleeblattstadt Fürth - die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Wir haben uns vorab mit Katja Hofmann zum Gespräch über den Job einer Organisationsleiterin getroffen.
Den 36. Theatertagen selbst widmen wir in der nächsten Ausgabe eine 8-seitige Sonderbeilage mit allen Informationen rund um die teilnehmenden Theater, Spielstätten und Besonderheiten.
ART. 5|III: Guten Tag Frau Hofmann. Wie wird man eigentlich Organisationsleiterin für die Bayerischen Theatertage?
Indem man sich ganz klassisch auf eine Stellenanzeige in einem Fachmedium bewirbt, das Vorstellungsgespräch „übersteht“ und dann den Job annimmt.
ART. 5|III: Skizzieren Sie für unsere LeserInnen doch bitte mal einen typischen Arbeitsalltag.
Im Prinzip überlege ich mir am Morgen oder am Abend vorher, wie die Prioritäten für den kommenden Arbeitstag gesetzt sein müssen, weil es im Organisationsbereich grundsätzlich so ist, dass sich ganz schnell alles ändern kann. Deshalb muss man sich immer wieder sammeln, fokussieren, um eben diese Prioritäten zu setzen.
Zuerst schaue ich meine Mails durch. In denen steckt schon ziemlich viel akuter Handlungsbedarf drin. Glücklicherweise habe ich eine Praktikantin, die super mit anpackt, allen möglichen Bürokram erledigt und auch noch auf Zuruf arbeiten kann.
Den ganzen Tag klingelt das Telefon, unterbricht einen oft in der planvollen Arbeit. Die Arbeit ist je nach Projektphase schon sehr unterschiedlich. In den letzten Wochen war ich sehr stark in die Arbeit mit dem Programmflyer eingebunden und im Zuge dessen natürlich direkt auch in die Programmarbeit und auch in die Planung des Rahmenprogramms, das heuer „BTT Extra“ heißen wird. Bis Weihnachten war ich hauptsächlich mit Disposition beschäftigt, mit der Spielplanplanung, hatte Kontakt zu allen Theaterkollegen der teilnehmenden Bühnen. Dann müssen auch noch solche Dinge wie Besprechungen mit allen technischen Leitern organisiert und durchgeführt werden, damit dann am Ende alles möglichst reibungslos klappt und jedes Ensemble die Bühne so vorfindet, dass optimale Spielbedingungen gewährleistet sind. Grundsätzlich sind es immer viele kleine Aufgaben, die aber miteinander verkettet sind und wenn eines in Verzug gerät, dann betrifft das meistens alle anderen auch. Wenn es abends ruhiger wird im Büro, kann ich dann doch noch viel „abarbeiten“. Aber ohne meine Praktikantin wäre vieles so nicht möglich.
ART. 5|III: Können Sie bei Ihrer Arbeit auch auf Ressourcen des Theaters zurückgreifen?
Ja, natürlich. Die Technik betreut die Gastspiele. Die Hausgrafikerin gestaltet Print- und Werbemedien und mit dem Pressereferenten des Theaters, Christof Goger arbeite ich auch eng zusammen. Die Marketingkollegin betreut die Homepage. Grundsätzlich hat man Wochensitzungen und bespricht in großer Runde die Aufgaben und den Stand der Dinge. So ein Festival ist Teamsache, das geht gar nicht anders. Um die Verträge wird sich zum Beispiel der Verwaltungsleiter kümmern.
ART. 5|III: Gibt es auch Unterstützung von städtischer Seite, beispielsweise wenn es um Anträge geht, Sondernutzungsgenehmigungen etc.?
Da die Bayerischen Theatertage letztlich auch im Kontext des diesjährigen Jubiläums der Stadt Fürth – 200 Jahre Stadterhebung – stattfinden werden, wurde von Anfang an eine starke Unterstützung seitens der Stadt in Aussicht gestellt. Konkret wird das jetzt noch alles auf mich zukommen, die „Genehmigungsfragen“ muss ich jetzt angehen. Neben der finanziellen Unterstützung durch die Stadt wird mir diese aber auch bei diesen Dingen helfen. Ein Kollege vom Grünflächenamt gestaltet beispielsweise den „Theatergarten“. Das „Zentrum der Theatertage“ wird ein Zelt vor dem Stadttheater sein, das wiederum von einem Garten umgeben ist. Wir wollten einen Garten haben, der das Thema „Urban Gardening“ aufgreift, gleichzeitig aber ein wenig darüber hinaus wuchert und damit das Motto der diesjährigen Theatertage wiederspiegelt, „über MUT“.
ART. 5|III:Was sind denn die ganz besonderen Herausforderungen, die Ihnen als Organisationsleiterin begegnen?
Das Zusammenfügen vieler einzelner Bedürfnisse ist für mich gerade die Herausforderung, weil man ja allen Beteiligten einen guten Service bieten will, wie zum Beispiel Wunschtermine der teilnehmenden Theater einhalten, Spielstättenwünsche möglichst berücksichtigen etc. Aber trotz allem Bemühen gibt es Momente, an denen man merkt, dass man es nicht allen recht machen kann. Da muss man dann für sich schauen, dass man das Wichtigste im Auge behält. Auf jeden Fall muss man ruhig und gelassen bleiben, sonst könnte man die doch häufig vorkommenden Veränderungen in den Planungen nicht bewältigen. Dass alles irgendwie im Fluss ist und trotzdem Fristen eingehalten werden können, damit andere Kollegen nicht bei ihren Planungen in Schwierigkeiten kommen, das ist wohl die große Herausforderung bei der Organisation der Theatertage.
ART. 5|III: Müssen Sie sich eigentlich auch um die Unterbringung der teilnehmenden Ensembles kümmern, also Hotelbuchungen vornehmen und alles, was damit zusammenhängt?
Ja, die Theater werden von uns hier in Hotels eingebucht. Dabei kommen wir auch für die Kosten der kleineren, freien Theater auf, die Stadt-, Staats- und Landestheater betrachten den Auftritt bei der Bayerischen Theatertagen als Gastspiel und bestreiten zumindest die Honorarkosten aus ihrem eigenen Etat. Reise- und Übernachtungskosten und Kosten für technische Anmietungen (soweit nötig) übernehmen wir aber bei jedem teilnehmenden Theater.
ART. 5|III: Erfindet man bei der Organisation einer solchen Veranstaltung jedes Mal sozusagen das Rad neu oder greift man auf die in Ihrem Fall eigenen Erfahrungen und die von Kollegen zurück?
Ich finde schon, dass man zumindest teilweise auf frühere Erfahrungen zurückgreifen kann. Es ist aber auch so, dass die Theatertage jedes Mal ein bisschen anders sind. Das ausrichtende Theater, die Kollegen, auch die Stadt und ihre Menschen sind anders. Was mich gereizt hat, war, dass ich hier in Fürth Theatertage für die Stadt entwerfen konnte. In Coburg (2009) habe ich viel mit Kollegen telefoniert, die schon Erfahrungen hatten, in Bamberg konnte ich schon auf meine Erfahrungen aus Coburg bauen. Trotzdem machen die örtlichen, personellen und finanziellen Gegebenheiten jede neue Organisation zu einer spannenden Aufgabe.
ART. 5|III: Vielleicht doch eine Frage zum Programm. Sind die Planungen abgeschlossen? Wo wird gespielt? Welche Theater kommen? Gibt es Besonderheiten bei den Bayerischen Theatertagen 2018 in Fürth?
Momentan sind inklusive Fürth 36 Ensembles angemeldet. Gespielt wird im Stadttheater Fürth selbst sowie im Kulturforum in beiden Räumen. Das sind die Hauptspielorte. Wir spielen aber auch noch drei Mal Kinder- und Jugendtheater im Amtsgericht und eine Vorstellung findet in der Comödie Fürth statt. Unser konzeptionelles Bestreben war und ist, mit den Theatertagen hinein in die Stadt zu gehen und verschiedene Punkte in der Stadt mit einzubeziehen. Hauptsächlich betrifft das das „BTT Extra“, das Rahmenprogramm der Bayerischen Theatertage. Im Hauptprogramm wird es 52 Inszenierungen geben, alle werden von den spielenden Theatern selbst ausgewählt. Da etwas besonders hervorzuheben, wäre vielleicht nicht richtig. Auf jeden Fall zeigt sich die komplette Bandbreite der laufenden Spielzeit in Bayern. Gewünscht hatten wir uns lediglich, dass auch Tanztheater gezeigt wird und dieser Wunsch wurde uns auch erfüllt. Es wird vier Vorstellungen „Tanztheater“ im Rahmen der Bayerischen Theatertage geben.
Um die Bayerischen Theatertage zu etwas „Besonderem“ zu machen, wollen wir Theater in den öffentlichen Raum tragen, die klassischen Theatermauern sozusagen ausweiten. Dafür haben wir verschiedene „Szenarien“ in den öffentlichen Raum verlagert. Über das ein oder andere werden die Fürther Bürger sprichwörtlich „stolpern“. Damit soll es uns möglichst gelingen, das Profil von Stadt und Theater zu zeigen, auch wenn man das Theater als solches nicht explizit besucht. Es gibt viele schöne und kuriose Ecken in der Fürther Innenstadt, die förmlich dazu einladen, dort performative oder auch theatrale Momente stattfinden zu lassen. Wer mag, kann zuschauen, muss aber natürlich nicht. Trotzdem sind auch diese Extras in das Programm eingebunden, das heißt auch für diese Veranstaltungen gibt es eine Art Spielplan, an dem man sich zeitlich orientieren kann.
ART. 5|III: Eine ganz andere Frage: Wird solch ein Festival aus dem normalen Theateretat finanziert oder gibt es hierfür besondere, zweckgebundene Mittel, die vielleicht auch der Freistaat Bayern zur Verfügung stellt?
Die Bayerischen Theatertage haben immer einen eigenen Etat. Wir erhalten finanzielle Mittel vom Freistaat Bayern, Geld und geldwerte Leistungen der Stadt Fürth, der Bühnenverein trägt einen Teil der Kosten, die Landesförderbank Bayern leistet einen Beitrag zur Förderung der jüngeren Generation und es gibt noch einen kleinen Zuschuss der IHK Kulturstiftung.
ART. 5|III: Letzte Frage: Wie geht es für Sie persönlich nach den Bayerischen Theatertagen 2018 weiter?
Mein Vertrag in Fürth ist an das Projekt „Bayerische Theatertage 2018“ gebunden und dementsprechend zeitlich befristet. Wie es danach für mich persönlich weitergeht, weiß ich momentan noch nicht. Ich würde schon gerne längerfristig in der Metropolregion Nürnberg arbeiten und leben und hoffe zu gegebener Zeit eine entsprechende Möglichkeit zu finden.
ART. 5|III: Frau Hofmann, vielen Dank für das offene Gespräch.
VITA
Geboren in Erlangen
Studium der Theater- und Medienwissenschaften sowie Romanistik in Erlangen
Während des Studiums drei Jahre Mitarbeit bei „ARENA“ in Erlangen (Internationales Theaterfestival), anschließende Mitarbeit im Kulturamt Erlangen und beim Figurentheaterfestival (Tätigkeiten im organisatorischen Bereich)
Beruflicher Werdegang:
6 Jahre im Ausland im Kulturbereich tätig (Barcelona und Marseille)
2009 Projektleitung der Coburger Theatertage
Zweijährige Tätigkeit in Bamberg am ETA Hoffmann Theater in der Dramaturgie, verantwortlich für die Bayerischen Theatertage 2011
(gemeinsam mit dem Disponenten ein Leitungsduo)
Regensburg
Konstanz (Organisation eines internationalen Straßentheaterfestivals)
Mühlheim an der Ruhr
Seit Mai 2017 in Fürth zur Vorbereitung der Bayerischen Theatertage 2018
Langer
Fotocredits:
Katja Hofmann, Foto © Thomas Langer