Wir wissen nicht, wie viele Bücher es schon über deutschstämmige Akademiker gab, die in Amerika einen (temporären) Lehrauftrag übernommen haben, aber Peter Schneiders „Club der Unentwegten“ reiht sich nahtlos in diese Reihe mehr oder weniger belangloser Lebensschilderungen ein. Typ einsamer Wolf (oder besser Professor) begegnet (s)einer (Traum)Frau (in diesem Fall eine deutlich jüngere) und lernt noch einmal das Leben in der Art kennen, die vor 30 Jahren eigentlich völlig selbstverständlich war; sich verlieben, Gefühle mit einer Intensität verspüren, die man nicht für möglich hält, Sex bis zum Abwinken…. In Wirklichkeit alles gar nicht neu, lediglich vergessen, von ihm selbst. Aber weil der Protagonist nicht als bemitleidenswerter Einzelfall dastehen soll, werden schnell ein paar Freunde in die Erzählung eingefügt, denen es (fast) allen genau so ergeht wie dem Helden des Buches selbst. Und natürlich dürfen diese Typen keine „Normalos“ sein, das wäre der in New York, Berlin und ein wenig in Italien spielenden Geschichte ja sicher abträglich. Architekten (preisgekrönte selbstverständlich) oder Zahnärzte (mit Patenten versehene selbstverständlich) müssen es sein. Darunter macht es Schneider nicht. Dem Buchhalter von nebenan stehen schließlich solche Ausflüge in die Phantasiewelten spätpubertierender Geschlechtsgenossen nicht zu.
Als „Leser (und Rezensent) im richtigen Alter“ verspricht man sich von diesem Buch womöglich mehr, insbesondere bezüglich der doch durchaus vorhandenen, komplexen Seelenlage. Aber Schneider ist bei allem Bemühen oberflächlich, ja fast humoresk geblieben. Hier wäre mehr ausnahmsweise einmal wirklich mehr gewesen. Leicht und locker zu lesen, mehr aber auch nicht. Schade drum!
Peter Schneider: Club der Unentwegten, Kiepenheuer & Witsch, Deutsch, 284 Seiten, 22,00 €, ISBN: 978-3-462-05018-9