Die Bananafishbones. Seit weit über 30 Jahren schon tummeln sich Drummer Florian und die Geschwister Sebastian und (der erst später zur Band gestoßene) Peter Horn auf den Bühnen der Republik. Es gab Zeiten, da waren sie eine der Musikgruppen, die auf den Livebühnen Deutschlands und darüber hinaus eine der präsentesten Bands überhaupt waren. Weit über 100 Konzerte waren keine Seltenheit für die Jungs aus Bad Tölz. Nicht nur dank ihrer beiden Klassiker „Easy day“ und „Come to sin“ gelten die Isarwinkler als eine der Topbands aus der deutschen Indie-Pop-Ecke. Ruhiger wird das Trio trotz einiger Nebenprojekte nicht, auch wenn das letzte veröffentlichte Album bereits zwölf Jahre zurückliegt. Vor dem Gastspiel der Bananafishbones am 15. März im Kulturboden in Hallstadt hat sich Art. 5 III mit Sänger und Bassist Sebastian Horn unterhalten. Der inzwischen 53-jährige Sänger und Bassist der Band, die so geerdet und doch so unkonventionell ist, ist in nächster Zeit nicht nur mit seinem Hauptprojekt in Franken zu Gast. Im Mai kommt er mit seinem Projekt Dreiviertelblut nach Aschaffenburg (2. Mai), Ansbach (3. Mai) und Roth (4. Mai), am 5. und 6. Juli steht er mit diesem im Rahmen des Festivals „Lieder auf Banz“ im dortigen Schlosshof auf der Bühne. Und zwischendurch gastieren die Bananafishbones am 13. Juni in Bayreuth auf der Seebühne der Wilhelminenauen.
Tatsächlich bin ich gerade in meinem Hotelzimmer in Nürnberg. Wir haben gestern mit meinem Projekt Dreiviertelblut hier gespielt. Sehr skurill. In einer Kirche. Aber es war toll. Und jetzt genieße ich die Ruhe im Hotel und habe ein bisschen geübt.
(schmunzelt) Das Album, von dem wir schon ewig reden? Ganz ehrlich? Ich glaube, dass dieses CD-Ding vorbei ist. Auf Tour verkaufst du noch einige. Das ist dann so ein bisschen eine wertigere Autogrammkarte – du signierst sie noch, dann ist das ganz schick. Aber viele hören einfach keine CDs mehr. Ich habe in meinem 4er-Golf noch ein Kassettendeck. Aber hey: Die meisten Autos haben nicht einmal mehr einen CD-Player. Mit Dreiviertelblut haben wir ja sogar noch Vinyl im Angebot. Aber es ist echt schwierig, das zu realisieren. Du hast da bloß 32 Minuten maximale Spielzeit pro Seite glaube ich. Das klappt bei uns nicht. Na ja. Auf jeden Fall machen wir ja mit den Bananafishbones jedes Jahr ein Live-Album. Mit neuen Songs drauf. Gerade bereiten wir das wieder vor.
Davon darfst du ausgehen. Ich merke immer wieder, dass die Bananafishbones etwas Besonderes für mich sind. Wir haben ja alle unsere Nebenprojekte. Flo mit seiner Band The Heimatdamisch, Peter mit seinen Filmmusiken und seinem eigenen Indie Kino Film, Arbeitstitel: „Nix schlafe kleiner Puma“, der hoffentlich 2024 fertiggestellt wird. Und ich habe ja inzwischen vier Herzensprojekte. Neben Dreiviertelblut noch D’BavaResi und seit neuestem auch noch Männerdreigesang – Volksmusik mit Zither und so. Wenn ich zur Ruhe komme, stelle ich dann fest, dass die Bananafishbones doch noch etwas anders sind.
Na ja. Uns gibt es seit 1987. Wir stecken unheimlich viel Zeit in den Kampf gegen die musikalische Langeweile. Wir spielen regelmäßig zwei Sets. Und wie viele Bands gibt es, zu denen Leute auf Konzert gehen und warten auf die ein, zwei Hits. Die Lust und die Freude unsere Zuschauer zu überraschen und dass sie sich auch über die anderen Songs freuen – das spornt mich an. Wir sind ja nun auch drei komplett unterschiedliche Charaktere. Peter ist an der Gitarre sensationell. Er alleine ist ja schon das Eintrittsgeld wert. Und dann ist da noch Flo. Der hält Peter und mich mit seiner unglaublichen Coolness zusammen. Und dann bin da noch ich.
Lustigerweise sind wir davon wieder abgekommen. Das hat auch seinen Hintergrund. Ich habe zum Beispiel Bright Eyes dreimal live gesehen. Dreimal haben die eine improvisierte Version von ihrem Hit „First day of my life“ gespielt. Und es dreimal kaputt gemacht. Dann war ich bei The Cure. Und was soll ich sagen? Das war der Hammer. Du hörst ein Lied und du weißt, welches es ist. Und so ist es bei „Easy day“ von uns doch eigentlich auch. Lass es „Easy day“ sein.
Irgendwie schon. Stimmt. Mein Ding war ja die systematische Botanik. Da schließt sich aber auch der Kreis. Ich wäre ja gerne immer Fotograf geworden. Das Festhalten der Schönheit. Vor allem in der Natur. Das hat mich immer gereizt. Jetzt versuche ich in meinen Texten, die allgegenwärtige Schönheit in Worte zu fassen.
Da gibt es einiges spannendes. Natürlich auch die neuen Songs. Und dann interpretieren wir ja seit jeher schon Welthits verstorbener Künstler neu. Das haben wir so ein bisschen zu unserem Steckenpferd gemacht, den Musikern zu huldigen. Es wird daher eine echt abgefahrene Version von Sinead O’Connors Welthit „Nothing compares to you“ geben. Und da so viele gestorben sind in dem Jahr, wird es noch ein Medley geben. Unser Song Croco Tears erlebt da einen Ritt durch alle möglichen Genres. Eagles, Lynyrd Skynyrd, die Kinks. Und auch Tony Marshall kommt vor. Es ist also auch etwas humorvoll. Und dann gibt es noch einen Techno-Song. Wir sind ja in der Zeit mit der Musik aufgewachsen. Also versuchen wir das einfach mal.
The Cure. Die haben mir den Arsch gerettet. Ich hatte ja, wie so viele andere auch, echt ein Problem damit, erwachsen zu werden. Dann habe ich die gehört. Da hat irgendetwas mitgeschwungen, was für mich wie ein Rettungsanker war. Es ist für mich noch heute eine Freude, The Cure zu hören. Obwohl sie so düster sind, habe ich sie nie düster empfunden. Irgendwann kam dann die Country- und Westernmusik. Mit Violent Femmes. Und Hardcore hat mich immer begleitet. Die Dead Kennedys und solche Sachen. Ich bin noch immer auf der Suche nach harter Musik, die nicht langweilt. Bei vielen Death Metal-Bands weißt du nach einem Lied, was los ist. Igorrr aus Frankreich hat mich zum Beispiel total geflasht. Musik ist ja dazu da, glücklich zu machen. In einer Welt, in der du jeden Tag mit irgendwelcher Scheiße zubombadiert wirst. Glücklich machen, das ist, wofür wir da sind.
Wahrscheinlich ein Freund, der mich fragen würde, ob ich mitgehe. Von selbst würde ich nicht gehen. Ein Spezl hat mich mal mitgenommen zu Sophie Hunger. Da bin ich dann halt mit. Die hat mich total begeistert. Oder Ikke & er. Kennst du die? Eine Hip Hop-Kombo, die auf berlinerisch macht. Das war so witzig. Der hat genauso eine schön abgefuckte Stimme wie ich. Sehr geil. Aber da sind wir wieder bei dem Punkt. Es ist wichtig, für Freunde da zu sein. Sie mitzunehmen. Das ist das Wichtigste im Leben. Je älter ich werde, desto bewusster wird mir das. Also wenn ihr jemand kennt, der uns vielleicht nicht kennt: Packt ihn einfach ein!