
Paul Jackson Pollock (1912-1956) war wohl einer der bekanntesten Vertreter des Amerikanischen Abstrakten Expressionismus der 1950er Jahre. Neben dem Willem de Koonings, gilt sein Werk als zentraler Bestandteil dieser Kunstrichtung und ist aus dieser Epoche nicht mehr wegzudenken. Seit 1967 ist auch bekannt, dass verschiedene Künstler dieser Zeit, darunter eben auch Pollock, von der CIA mit dem Ziel gefördert wurden, einen künstlerischen Kontrapunkt gegen das Diktat der gerade noch in Europa herrschenden diktatorischen Systeme des Nationalsozialismus und Kommunismus zu positionieren. Sozusagen die amerikanische Antwort auf die totalitären Systeme der Vergangenheit und Gegenwart.
In genau diesem Spannungsfeld bewegt sich diese Graphic Novel. Ein Schnelldurchlauf durch Pollocks Leben und Schaffen aus der Sicht eines fiktiven CIA-Agenten, das ist es, was Catacchio mit dem Buch erreicht hat. Dan Adkins, der Agent, der mit der Überwachung des Malers beauftragt ist, lernt Pollock zunächst durch vertrauliche Dossiers kennen, bevor er persönlichen Kontakt zu ihm herstellt und sich fast so etwas wie eine Freundschaft entwickelt. Darüber hinaus begleitet von wichtigen Personen der damaligen Kunstszene, wie beispielsweise Peggy Guggenheim oder auch Nelson Rockefeller, die teilweise einen sehr starken Einfluss auf Pollocks Leben hatten.
Mit kraftvollen Zeichnungen lässt uns Catacchio am Leben und Wirken Jackson Pollocks teilhaben. Wir erleben sowohl seine Zerrissenheit als auch sein Genie und tauchen, gerade so wie der gealterte Adkins, in verschiedene Werke des Künstlers ein. Gerade durch die Strukturen, die Catacchio für einige Doppelseiten des Buches verwendet wird klar, wie sehr sich Pollock mit seinen Bildern identifizierte.
Onofrio Catacchio: Pollock – Streng vertraulich (Graphic Novel), Midas Collection, CH-Zürich, 2021, 112 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 978-3038761710