Die Wendelsteiner Jazz & Blues Open sind zurück. Vom 29. April bis zum 6. Mai warten etliche Leckerbissen auf die Freunde gepflegter jazziger und bluesiger Klänge.
Den Auftakt macht am 29. April in der Eventhalle des FV Wendelstein gleich einmal ein Künstler der Extraklasse auf dessen Kommen Festival-Macherin Andrea Söllner und ihre Mitstreiter jetzt schon einige Jahre warten: Jamie Cullum. Insgesamt dreimal musste der Gig des britischen Künstlers schon verschoben werden. Er, das wilde Spielkind des Jazz, zählt – obwohl erst gerade 40 Jahre alt geworden – zu den erfolgreichsten Jazzmusikern der Insel. Der Pianist gilt als einer der unkonventionellsten, aber auch provozierensten zeitgenössischen Musiker. Zuhause im Jazz, aufgewachsen mit Rock, Pop und Hip Hop, bringt er einerseits den klassischen Jazzpuristen auf die bekannte Palme, weil er sich ungehemmt in den verschiedensten Genres bewegt, andererseits genau dadurch aber auch ein neues und begeistertes Publikum gewinnt. Dieses wechselnde Crossover aus Jazz, Rock und Pop gefällt nicht jedem; ihn und sein Publikum stört das überhaupt nicht. Die stetige Neugier und seine ungehemmte Begeisterung führen dazu, dass es bei Cullum-Konzerten kein Halten mehr gibt. Sein Enthusiasmus ist ansteckend. Dieser Ausnahmekünstler ist einfach mitreißend, ob am oder auf dem Flügel; er traktiert die Tasten und springt zwischen Klavierhocker und Bühnenrand. Dass er bei all dem noch ein hervorragender Arrangeur und Sänger ist, rundet das Gesamtbild dieses großartigen Künstlers ab. Und auch die Festivalleiterin outet sich als Cullum-Fan. Andrea Söllner sagt über ihn, dem Queen Elizabeth an ihrem 92. Geburtstag einen Konzertbesuch abstattete: "Seit Beginn meiner Zeit als Festivalleiterin ist es mein Wunsch, diesen Künstler nach Wendelstein zu holen. Der vierte Versuch ist hoffentlich von Erfolg gekrönt. Ich habe Jamie schon mehrfach live gesehen, er ist einfach ein ganz Großer. "
Tags darauf bietet die Eventhalle gleich zwei Granden an einem Abend: Chilly Gonzales und Cyrille Aimee. Aimée ist inzwischen mehr als ein Geheimtipp. Ihr neues Album ist eine Hommage an den großen Musical Komponisten Stephen Sondheim. Die bildschöne Sängerin, Tochter eines französischen Vaters und einer dominikanischen Mutter, schlich sich als Kind immer wieder aus der elterlichen Wohnung, stieg nachts aus dem Fenster, um in Zigeunerlagern in der Nähe zu singen. Sie machte Straßenmusik in Europa und überzeugte das sehr strenge Publikum im New Yorker Apollo Theatre.
Sie wuchs auf mit Michael Jackson und französischen Chansons, mit Flamenco und Country Music. Aber sie kannte vor diesem Album keinen Stephen Sondheim Song, denn zuhause in Frankreich gehören Musicals nicht grade zur Alltagskultur. Umso erstaunlicher ist es, wie gut sie auf dem Album "Move On – A Sondheim Adventure" den Sondheim Ton trifft. Und ihn, wie in "Being Alive", ganz neu lebendig macht. Cyrille Aimée bringt in diesem Album alles zusammen, was man für eine Grammynominierung braucht. Ihre musikalische Herkunft, ihre Entdeckung von Sondheim, ihre Liebe für den Jazz, ihr großes Gefühl und ihre großartige Stimme – die manchmal ein kleines bisschen an Barbara Streisand erinnert. Man kann hier dieses junge Französische entdecken oder neu entdecken und auch Stephen Sondheims Songs kriegen noch mal einen ganz neuen Klang.
Der aus Kanada stammende und derzeit in Europa lebende Pianist, Entertainer und Grammy-Gewinner Chilly Gonzales ist für den innigen Klavierklang seiner Erfolgstrilogie Solo Piano I-III ebenso bekannt wie für seine Bühnenshow und seine Kompositionen für preisgekrönte Stars. „Gonzo“ strebt stets danach, ein Mann seiner Zeit zu sein. Er nähert sich dem Klavier mit klassischer und jazzmusikalischer Ausbildung, aber mit der Haltung eines Rappers. Er schreibt und spielt Songs unter anderem mit Jarvis Cocker, Feist und Drake und hält mit über 27 Stunden den Guinness-Weltrekord für das längste Solokonzert. 2014 gewann er einen Grammy für seine usammenarbeit
mit Daft Punk auf deren Album des Jahres
Am 1. Mai geht es im Altort ab 12 Uhr am Mittag rund: Die Bluesanovas machen den Anfang, um 15 Uhr folgt Souljazzer Jeff Cascaro, ehe um 17 Uhr Matthis Pascaud und der britische Jazzsänger Hugh Coltman den Open Air-Abschluss bilden. Ab 20 Uhr geht es dann weiter in der Jegelscheune. Lutz Häfner und Rainer Böhm stehen da auf der Bühne. Dass Saxophonist Häfner zu den ganz Großen seines Faches gehört, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Die Presse betitelt ihn als „Ausnahmemusiker“ und einen der „besten Saxophonisten“ Europas. Dieser Künstler versteht es, sein Publikum weit fort in unentdeckte Klangwelten zu entführen und es mit ungewöhnlichen Interpretationen zu fordern. Der vielfach ausgezeichnete Pianist Rainer Böhm zählt zu den namhaften Größen der Jazz-Szene und kann auf unzählige Konzerte und Einspielungen mit renommierten Musikern verweisen. In der langjährigen Zusammenarbeit von Lutz Häfner und Rainer Böhm haben sich zwei perfekte Partner gefunden. Das erfolgreiche Album „Deep“ wurde mit dem dem ECHO Jazz Award ausgezeichnet.