Es ist nicht wegzudiskutieren: Jazz, einst schon totgesagter Musikstil, ist wieder ganz groß im Kommen. Deutsche Legenden vom Stile eines Roger Cicero und eines Götz Alsmann waren dafür hierzulande die Wegbereiter. Immer mehr geht es auch in Richtung Crossover-Geschichten: Jazzkantine, gerade mit ihrem 25-Jahre-Jubiläum im Nürnberger Hirsch zu Gast, waren da Vorreiter. Die Clubs, die sich dem Jazz widmen sprießen aus dem Boden wie die Pilze in dieser Herbstsaison. Zwei, die sich dem seit jeher hingeben, sind im sonst so beschaulichen Oberfranken angesiedelt. Der Jazzclub in Bamberg ist seit nunmehr mehr als 50 Jahren eine feste Institution der Szene. Und das Jazz-Forum in Bayreuth steuert geradewegs auf sein 40. Wiegenfest hin. In den Monaten Dezember und Januar haben beide so einige heimliche Highlights für die Anhänger von Saxophon und Co. auf Lager.
Ein erstes Highlight dabei steht schon am 7. Dezember in Bamberg auf der Agenda. Schmitz & Hauck präsentieren ihr Programm "Heinz Erhardt lebt" - ein Abend voller Schmankerl, musikalisch wie auch gagtechnisch ist dabei garantiert. Patrick L. Schmitz, in Bamberg wohlbekannter Schauspieler und begnadeter Entertainer, gibt den swingenden Heinz, wie man ihn nur selten gesehen hat. Der gebürtige Bamberger Harald Hauck und seine Combo „Die Verschmitzten Heinzelmänner“präsentieren ein kleines, aber feines Jazzprogramm mit Erhardts größten Hits - ein Muss für Anhänger pointierter Gags und feinem Jazz. Am 14. Dezember geben sich mit "Schweinsohr Selection" die nächsten lokalen Granden die Ehre. Frontfrau Irmgard Klarmann, neben Drummer Waldi Bauer einziges seit 41 Jahren aktives Bandmitglied, beansprucht mit Chris Tate aus Schweinfurt und Tom Jutzler aus Bamberg seit neuestem sogar - im Wechsel - zwei Partner für den männlichen Gesangsgegenpart, die durch ihre unterschiedlichen gesanglichen Charaktere noch mehr Farbe und Abwechslung in das Programm der Band bringen. Am 21. Dezember gastiert Uni Big Band aus Bamberg im Jazzclub - und zum Abschluß des Jahres geben sich traditionell Rick Bop and the Hurricanes die Ehre: Am 26. Dezember trifft Jazz den Rock'n'Roll. Sie selbst versprechen: „Schwingende Hüften und aufreizender Rock 'n' Roll warten auf Sie! Slappin' Jonny hat extra seinen Long-Jhon-Kontrabass eingepackt, und der Band-Youngster Rollin' JJ versorgt Sie mit satten Beats. Zudem füttern Rockin' Micky und sein Wingman Bop die hungrige Herde mit röhrenden Vocals. Abgerundet wird dieser Rock 'n' Roll Zirkus durch Crazy Ulrick, der an den Tasten übernatürliche Kräfte entfesselt" - eine durchaus spannende Grundidee - die vermutlich den Gansbraten des Weihnachtsfestes dank swingender Beine recht schnell von den Hüften zaubert....
In Bayreuth dagegen ist es kein Club, der gerockt wird. Vielmehr bespielen die Macher des Jazz-Forum zumeist den schmucken Becher Saal (der nicht nur aufgrund seines vorzüglichen Gerstensaftangebotes empfehlenswert ist!) - mit immer größer werdender Beliebtheit. Viermal gastiert das Forum im Stadtteil Altstadt. Und wie. Beginnend am 7. Dezember mit Nathan Ott, der Dave Liebmann im Gepäck hat. Welch eine Kombination. Einst verfiel der ehemaliger Geiger Ott eben diesem Liebmann - inzwischen ist die einst mit Miles Davis zusammenarbeitende Saxophon-Legende längst kongenialer Partner des heute am Schlagzeug performenden Ott. Nicht minder spektakulär wird es am 14. Dezember. Zwei deutsche ECHO-Preisträger und ein weltberühmter Bassist aus New York: Nur wenige Klaviertrios warten mit einer so exzellenten Besetzung auf. Sebastian Sternal ist derzeit einer der spannendsten Jazzpianisten, zugleich hervorragender Komponist. Für sein neuestes Projekt gewann er den großen Kontrabassisten Larry Grenadier und Schlagzeuger Jonas Burgwinkel. Am 18. Januar geht es weiter im Becher Saal: Sie sind jung, sie sind tough, sie gehen ganz eigene Wege: Christian Bekmulin und Valentin Findling sind Jazzstudenten der Würzburger Hochschule und bilden ein ungewöhnliches Duo – mit der nicht sonderlich häufigen Kombination aus Klavier und Gitarre. Gemeinsam kreieren die beiden Newcomer sensiblen und zugleich mitreißenden Jazz, orientiert an der Tradition der 50er Jahre, angereichert mit Bebop und Straight Ahead. Den Abschluss des ersten Monats im Jahr 2020 dürfen die Wagnerstädter noch einmal feiern. Musik auf Kürbissen. Auf was? Genau: Auf Kürbissen. Gibt's nicht? Gibt es sehr wohl. Mit dem Balafon. Unter dem afrikanischen Xylophon sind hohle Flaschenkürbisse befestigt, die den Klang der Töne warm und dunkel nachhallen lassen. Der Ivorer Aly Keïta ist ein Großmeister dieses traditionellen Instruments. Er zaubert darauf wilden, virtuosen African Jazz Trance, der durch die pentatonische Skala des Balafons einen ganz eigenen Sound entwickelt. An Keïtas Seite spielen zwei Schweizer, die in Kamerun geboren wurden: Klarinettist Jan Galega Brönnimann und der Drummer Lucas Niggli. Das gemeinsame Album des Trios heißt “Kalo Yele” - übersetzt “Mondschein”. Man darf in diesem Fall gespannt sein, was einen als Zuhörer erwartet.