Die Alte Rap-Schule ist wieder da. Und leiht sich die Kochbücher noch älterer Hasen für ein neues Konzeptalbum aus. 2014 noch im bombastischen Big-Band-Modus, läuft der aktuelle Silberling der Jazzkantine in eine ganz andere Richtung und fährt publikumstechnisch mehrgleisig. Die alten Fans dürfen in ihren grauen Zellen altbekannte Namen wie Grandmaster Flash & The Furious Five, Eric B. & Rakim, Public Enemy, NWA oder Afrika Bambaataa ausgraben, für die junge Hip Hop-Generation schlägt die zehnköpfige Truppe das 1. Kapitel im Geschichtsbuch des Sprechgesangs auf: Jungle Brothers, Tone Loc oder EPMD heißen die Kapitel. Die Zeitreise zu den Anfängen des Hip Hop, zurück in die 80er-Jahre, ergänzt den jazzigen Reimkosmos der Jazzkantine um eine bisher so nicht dagewesene Nische, die mit viel instrumentaler Raffinesse, aber auch mit erfahrenem Plattendrehen und ausgefeiltem Dichterhandwerk nach 2016 gepimpt wird. Großes Tennis ist im Spiel mit Beats und Scratches, Sounds und Samples immer wieder zu hören. Der Sound-Ductus allerdings wirkt trotz leichtfüßiger Arrangements mit funkigen Bläsersätzen allzu schwerfällig. Die Bronx-Attitüde kann natürlich nicht spurlos durch Sound, Sprache, Ort und Zeit übertragen werden, setzt sich dafür aber interessant, spannend und vielseitig zwischen die Arrangements der großen Besetzung. Die Hip Hop-Oldies bekommen Volumen, Frische und eine neue Qualität, die hier mehr und da weniger überzeugt. Textlich einwandfrei und im musikalischen Gesamteindruck schwankend. Wermutstropfen des Albums ist der erneute Ritt mit der Zeitmaschine und der damit verbundene Stilbruch des Albumkonzepts. Wenn Mayfield`s “Pusherman” aus 1972 zu „Pusher Girl“ umfunktioniert wird oder Marley`s „I Shot The Sheriff“ aus 1975 lieblos gegroovt wird, steht der Player schnell auf aus.