Der renommierte Dramaturg und Autor John von Düffel hat sich bei der
Suche nach einem neuen Intendanten für das Bamberger
E.T.A.-Hoffmann-Theater durchgesetzt. Am Mittwochabend legte sich der
Stadtrat auf den 57-Jährigen fest, der nun im Sommer 2025 die
Theaterleitung übernehmen wird. „Ich bin überzeugt, dass wir mit John
von Düffel einen kompetenten Intendanten gefunden haben, der das
Theater erfolgreich weiterentwickeln wird“, erklärte Oberbürgermeister
Andreas Starke unmittelbar nach der Entscheidung im
Stadtrat.
Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar freut sich über das
große Interesse an der Nachfolge von Sibylle Broll-Pape, die das
Theater seit 2015 als Intendantin geführt und in dieser Zeit
verschiedene nationale Preise gewonnen hat. 68 Einzelpersonen und
Teams hatten sich um die Leitungsstelle für das Ein-Sparten-Haus
beworben. „Das zeigt den hohen Stellenwert, den sich das
E.T.A.-Hoffmann-Theater mittlerweile erarbeitet hat. Ein Verdienst,
der ganz wesentlich mit Sibylle Broll-Pape zusammenhängt und für den
wir ihr gar nicht genug danken können“, betont Siebenhaar. Eine rund
20-köpfige Findungskommission, bestehend aus Theaterfachleuten,
Kulturwissenschaftlern, Personalvertretern und Politiker:innen aus
allen Fraktionen, Wählergruppierungen und Ausschussgemeinschaften des
Bamberger Stadtrats, sichtete die Bewerbungen und führte die
Vorstellungsgespräche, ehe die finale Entscheidung im Stadtrat
getroffen wurde.
Mit John von Düffel fiel die Wahl auf einen Mann, der in der
deutschen Theater- und Literaturszene hohe Wertschätzung genießt. 1989
hat von Düffel über Erkenntnistheorie promoviert, seitdem sorgt er als
Autor und Dramaturg an verschiedenen Theatern in Stendal, Oldenburg,
Basel und Bonn für Aufsehen. Von 2000 bis 2009 arbeitete er am Thalia
Theater Hamburg, danach wirkte er bis heute als Dramaturg am Deutschen
Theater Berlin und unterrichtet parallel
als Professor für
Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Bei seinen
zahlreichen Theaterstücken und Bühnenbearbeitungen beeindruckt seine
enorme Vielseitigkeit: Von Romanen, antiken Stoffen bis hin zum
Kindertheater und leichten Musiktheater war alles dabei. So brachte er
auch die Bully-Herbig-Erfolgskomödie „Schuh des Manitu“ als Musical
erfolgreich auf die Bühne. Seine Romane „Vom Wasser“ (1998),
„Houwelandt“ (2004) wurden
genauso Bestseller wie sein neuestes
Buch über Askese „Das Wenige und das Wesentliche“ (2022). In Bamberg
hat er bereits erste Spuren hinterlassen, als er 2008 die
Poetikprofessur an der Universität innehatte. Schon damals hat
ihn
und seine Frau die Welterbestadt angezogen.
Schwerpunkt Kinder- und Jugendtheater
Wenn John von Düffel nun im Sommer 2024 zurückkehren wird, um
seine erste eigene Theatersaison 2025/26 vorzubereiten, bringt er
viele Pläne und frische Ideen mit nach Franken. „Ich will das Lokale
mit dem Überregionalen versöhnen, ebenso wie die Unterhaltung mit dem
Ernst. Das Schwere muss man nicht immer schwer erzählen, sondern es
kann auch leichtfüßig und spielerisch daherkommen“, bekundete er bei
seiner Präsentation im Stadtrat und verwies auf musikalische Formate
wie das Musical oder die Oper. Ihm ist sehr gelegen an einer
Kooperation mit der Freien Szene aber auch mit anderen Stadttheatern
und Kulturträgern. „Einen Schwerpunkt möchte ich auf das Kinder- und
Jugendtheater legen und das Haus zum Mehrgenerationentheater
erweitern“, stellte von Düffel klar. Von hoher Bedeutung ist für ihn
die Vermittlung von Literatur, aber auch die Verbindung mit dem Alltag
der Konsumenten. Deshalb wählte er den lateinischen Satz „Tua res
agitur!“ als Leitbild: Dieses „Deine Sache wird verhandelt“ soll
verdeutlichen, das er Themen, welche die Stadt bewegen, im Theater
aufgreifen will.
„Ich bin überwältigt, dass mir die Stadt Bamberg das Vertrauen
schenkt, mein Konzept in den nächsten Jahren am
E.T.A.-Hoffmann-Theater umsetzen zu dürfen. Es wird eine große Freude
für mich sein, hier wirken zu können“, sagt John von Düffel nach
seiner Wahl. Die Kulturreferentin ist dankbar für die gute
Zusammenarbeit und die Professionalität innerhalb der
Findungskommission: „Wir haben von der Ausschreibung bis zu der
Besprechung nach den Vorstellungsgesprächen auf einer Wellenlinie
kommuniziert und haben uns am Ende aus einem hervorragenden
Bewerberfeld den Besten herausgesucht. Ich bin schon heute extrem
gespannt auf die ersten Inszenierungen unter John von
Düffel und
erwarte mir hier viele neue Impulse für unsere Stadtgesellschaft.“