Nur kurz war die Sommerpause und das finden wir gut. Schließlich feiert der mehrfach preisgekrönte Bamberger Jazzclub 2024 sein 50-jähriges Bestehen und wartet dabei natürlich mit ganz besonderen Programmleckerbissen. Die erste Jahreshälfte war schon reichlich und prominent bestückt, ab 13. September geht es nun endlich weiter im Jubiläumsreigen. Mit „Jazztage“ steht ein Duo in Bamberg auf der Bühne, das sich gesucht und gefunden hat. „Ich arbeite mit den Besten und Andreas führt die Linie fort“, sagte die Jazz-Größe Paul Bley über den Berliner Gitarristen und SWR-Jazzpreisträger Andreas Willers. Ähnliches hatte wohl auch Rudi Neuwirth, seines Zeichens herausragender improvisierender Vokalist, im Sinn, als er die Verbindung zu Andreas Willers herstellte. Auf diese Weise haben zwei kongeniale Musiker zu „Jazztage“, einem originellen Duo-Projekt, zusammengefunden.
Willers gilt als Ausnahmegitarrist – mit einem enormen stilistischen Background und weiten klanglichen Möglichkeiten, die von sicherem Formgefühl und emotionaler Kraft getragen sind. Sein Kompagnon Rudi Neuwirth ist ein Vokalist, der sich deutlich von vielen seiner Kollegen unterscheidet. Andreas Willers sagt über ihn: „Rudi singt einerseits Jazzstandards auf eine klare, sehr zurückhaltende, unprätentiöse Art, verbunden mit einer modernen, sehr eigenen Vokalartistik. Auf der anderen Seite vermittelt er mir eine große Freiheit, einen weiten Raum für improvisatorische Ausflüge in den Kreativbereich.“
Nur zwei Tage später, am 15. September, lautet des Motto „Bob Dylan goes Jazz“. Fünf Instrumentalisten, verwurzelt in Jazz und improvisierter Musik, verarbeiten auf ihre Weise das umfangreiche Werk Bob Dylans. In der Besetzung vier Blasinstrumente plus Schlagzeug entsteht ein spannendes Spektrum an Klangfarben und Grooves: Feingliedrige, kammermusikalische Momente werden von dichten Kollektivimprovisationen abgelöst, Brass-Band-Klänge stehen einem Geflecht aus polyphonen Überlagerungen gegenüber. Einige der ausgewählten Dylan-Songs arrangiert „Absolutely Sweet Marie“ vollständig, wobei die Songs in eine rein instrumentale Form übertragen werden. Oft werden aber auch nur Bruchstücke einer Dylan-Aufnahme oder der Interpretation anderer Künstler übernommen. Sie dienen, in einen neuen musikalischen Kontext gestellt, als Ausgangsmaterial für eigenständige Kompositionen. Das 2020 veröffentlichte Album „Wherever You Roam“ ist die dritte CD der Band auf dem musikereigenen Label. Sie versammelt Stücke aus ganz unterschiedlichen Schaffensphasen Dylans.
P. Protschka und A. Mears feat. Carl Winther Trio heißt die neue Band, die mit einer besonderen Besetzung durch Europa tourt und dabei auch am 21. September nach Bamberg kommt. Der deutsche Trompeter Peter Protschka – bekannt für seine intensive Zusammenarbeit mit der Tenorlegende Rick Margitza – tritt zum ersten Mal zusammen mit dem australischen Posaunenvirtuosen Adrian Mears auf. Adrian Mears war neun Jahre lang Mitglied des Vienna Art Orchestra und stand u.a. in der Bigband von McCoy Tyner, mit Klaus Doldinger, Kenny Wheeler, Eddie Palmieri, Carla Bley und vielen weiteren Jazz-Größen auf der Bühne. Mit Peter Protschka zelebriert er einen Sound, der an das legendäre Woody Shaw Quintett mit Steve Turre aus den frühen 1980er Jahren erinnert. Die Musik ist geprägt von der außergewöhnlichen Frontlinie mit Trompete und Posaune und wird durch die hochkarätige Besetzung des Carl Winther Trios, eines der besten Klaviertrios Skandinaviens, abgerundet. Carl Winther genoss eine von Jazz wie auch von der Klassik geprägte Ausbildung und gilt als einer der talentiertesten Jazzpianisten seiner Generation. Er spielte unter anderem mit Billy Hart, Bill Evans, Till Brönner und Jerry Bergonzi. Das Konzert im Jazzclub verspricht Musik auf Weltklasse-Niveau.
Den Monatsabschluss bildet im September das JUBILÄUMSKONZERT mit der „Al Jones Blues Band“ am 28. September. Als der amerikanische Blues nach Deutschland schwappte, war Al Jones der Mann der ersten Stunde, der den Blues in Deutschland popularisierte. Für Musiker und Fans legte er den Grundstein der deutsch-amerikanischen Bluesgeschichte. Auf Tour begleitete er Champion Jack Dupree, Sonny Rhodes und Louisiana Red. Er wirkte als Opening Act für die Shows von B.B. King und Johnny Winter. Im Lauf der Zeit hat Al Jones seinen Bluesstil stetig weiterentwickelt. Seine Auftritte spannen einen Bogen von legendären Originalen hin zu modernen Eigenkompositionen. Sein Motto lautet, so authentisch wie möglich zu spielen, statt andere zu kopieren. Mit seiner Band hat er einen unverkennbaren Sound kreiert: kraftvoll und rau, mit Dynamik, Tempowechseln und Improvisation. Al Jones ist bei all dem ein großartiger Geschichtenerzähler. Und er hat eine Menge zu erzählen: Geschichten von Männern und Frauen, Siegen und Niederlagen. Geschichten, die nicht so tun, als ob… Mit einer Musik, die nicht so tut, als ob… Die Mitspieler sind: Christoph Böhm (Gitarre), Uli Lehmann (Bass), Bodo Matzkeit (Schlagzeug). Gemeinsam spielen sie Blues, der unter die Haut geht.
Und hier noch eine wichtige Vorankündigung. Die Jubiläumsfeierlichtkeiten steuern unaufhaltsam auf ihren Höhepunkt zu und so lassen es die Verantwortlichen im Oktober richtig krachen. Einen Monat lang wird das 50-jährige Bestehen des Clubs mit einem wahren Feuerwerk gefeiert. Den Auftakt macht der Jubiläumsabend in der Kulturfabrik Bamberg (KuFa) am 2.10. Langjährige Wegbegleiter, Musiker und Freunde würdigen das Jubiläum. Zu Wort kommen die 1. Vorsitzende Marianne Benz, OB Andreas Starke, der Musiker und Festredner Henning Sieverts sowie der Buchautor und Chronist Oliver van Essenberg. Die musikalische Umrahmung gestaltet das Bamberger Jazz-Urgestein Otto Herzog (Jahrgang 1934, im Bild) mit seiner Swing & Blues Band. Die weiteren Veranstaltungen in der Übersicht:
3.10. Jazz-Jamboree von 16 Uhr bis in die Abendstunden
4.10. Baby Sommer’s Brother & Sisterhood - Konzert im Spiegelsaal
5.10. Eastern Boundary Quartett – US-Jazz trifft ungarischen Folk
11.10. Hildegard lernt fliegen – Herzerfrischend anders
20.10. Ingi Bjarni Quintet – Improvisation und Magie
25.10. Vincent Herring & Soul Chemistry feat. E. Terakubo – 1a NY-Jazz
Alle wichtigen Informationen finden Jazzbegeisterte und solche die es (vielleicht) werden wollen unter www.jcbamberg.de.