Ein Theater hat bekanntlich mitten in der Stadt zu stehen, so wie die Kirche und das Rathaus. Wenn es sich aber irgendwann in renovierungsbedürftigem Zustand befindet, kann man in den seltensten Fällen einen Ersatzbau gleich daneben stellen. In Coburg, wo das altehrwürdige Landestheater mit seinen drei Sparten gleich neben dem Schloss auf einem eigentlich genügend großräumigen Platz steht, wurde diese Idee aus verschiedenen Gründen verworfen. Statt dessen ist nun in der Nähe des Güterbahnhofs das „Globe“ entstanden, dessen Name und Aussehen bewusst an das historische Shakespeare-Theater in Stratford upon Avon erinnern soll.
Die leicht abseitige Platzierung des neuen Theaterbaues wird von manchen kritisch gesehen. Vom Bahnhof aus läuft man ca. 25 Minuten, das allerdings auf einem Weg entlang der Itz. Der ist angenehm und lässt einen Schauspiel-, Tanz- oder Opernabend in angemessener Ruhe ausklingen. Etwas näher ist der Weg direkt ins Zentrum, z.B. Richtung Marktplatz. Über verschiedene Routen ist das „Globe“ auch an die Buslinien 1, 6 und 66 angebunden. Ob das Theaterpublikum aus Coburg und der Region die neue Situation annimmt, wird abzuwarten sein, aber schon jetzt – nach einer ausführlichen Besichtigung – können wir sagen, dass dies sehr lohnend wäre.
Die letzten Arbeiten in und am Haus finden zurzeit unter Hochdruck statt, und es ist absehbar, dass zumindest das Innere bis zum Saisonbeginn in einem einladenden Zustand sein wird. Für die Herrichtung des Vorplatzes wird man noch ein wenig Geduld aufbringen müssen, aber ein paar Schotterparkplätze halten ein kunstbegieriges Publikum gewiss nicht ab. Der Blick auf das Ensemble ist schon jetzt imposant, obwohl die ursprüngliche Idee eines holzsichtigen Rundbaues nicht verwirklicht werden konnte. Der Grund dafür liegt darin, dass dieser Bau keine bloße Interimsstätte sein soll, sondern nach seiner Zwischennutzung anderweitig gebraucht wird.
Die Idee für ein historisch anmutendes „Globe“-Theater hatten zwei Architekturstudenten, die freilich mit dem Schlossplatz planten und auf einer Holzfassade bestanden. Entsprechend groß war bei ihnen die Enttäuschung über die Platzierung am Stadtrand und die Option einer grauen metallenen Fassade. Weiterer Kritikpunkt: der Theaterraum sei im Innern nicht wirklich rund, sondern ähnele eher einem Oktogon. Das stimmt zwar, doch dieses Achteck kommt der runden Form sehr nahe und hat überdies akustische Vorteile. Bei einer Besichtigung beeindruckt das Äußere schon jetzt durch seine stählerne Stangenhülle, die einerseits modern wirkt, andererseits ihre Funktion als Zitat des historischen Vorbilds voll erfüllt.
Im Innern fühlt man sich an und auf jedem Platz der Bühne sehr nahe – und ist es auch. Die Akustik ist durch Lamellen modulierbar und lässt einen Nachhall zwischen 1,4 und 1,8 zu, ist also sowohl für Sprech- als auch für Musiktheater in einem guten Bereich. Gespräche mit einem Akustiker, einem Architekturplaner und dem Schauspieldirektor hinterlassen einen Eindruck, der von Zuversicht und Optimismus geprägt ist. Alles ist also trotz des knappen Zeitbudgets bis zum Saisonbeginn so bestellt, dass die skeptischen Stimmen aus der Gesellschaft wahrscheinlich verstummen werden – spätestens dann, wenn man die ersten Stimmen und Töne hören kann.