Aufatmen auch in Kulmbach: Der Pandemie zum Trotz findet die beliebte Plassenburg-Open-Air-Reihe wieder statt. Und wie: Täglich präsentieren die Macher in der Zeit von 9. bis 18. Juli einen Gig im Schönen Hof der Burg. Und da dürfen die Anhänger der Freiluftkonzerte sich auf das ein oder andere echte Highlight freuen. Auch die Anhänger klassischer Musik dürfen frohlocken, ist doch der klassische Bereich das Genre mit dem größten Handicap, da die Ensembles vieler Konzerthäuser aufgrund der zu kleinen Bühnengrößen keine Auftrittsmöglichkeiten zur Verfügung haben.
Daher ist es aufgrund der pandemischen Voraussetzungen auch den Bamberger Symphonikern nicht möglich, in Kulmbach aufzutreten. Die Abmessungen der Bühne sind für die Anzahl der Musiker aufgrund der dort einzuhaltenden Abstände schlichtweg zu klein. Veranstalter motion aus Bayreuth machte aus der Not eine Tugend. Es wurde (erneut, da die Bamberger schon für die 2019 geplanten Sofia Symphonics eingesprungen wären) schnell Ersatz gefunden. So kehren die Hofer Symphoniker, die bereits zahlreiche ausverkaufte Konzerte im Schönen Hof absolvierten, nach längerer Abstinenz zurück auf die Plassenburg. Unter der Leitung des niederländischen Dirigenten Enrico Delamboye nimmt das Orchester die Gäste mit auf eine musikalische Reise durch die Welt der symphonischen Klänge. In sommerlich-entspannter Atmosphäre genießt das Publikum ein breit gefächertes Programm mit beliebten Werken aus zahlreichen musikalischen Epochen. Nach dem Auftakt mit der Ouvertüre zu „Die Fledermaus“ von Johann Strauss stehen bekannte Komponisten wie Béla Bartók, Johannes Brahms („Ungarische Tänze“), Umberto Giordano, Astor Piazzolla oder Horacio Salgán auf der Setliste des hochfränkischen Musikadels. Einziger Wermutstropfen: Es werden nur gut 500 statt der sonst zugelassenen knapp 1500 Besucher auf der Burg Platz finden – was natürlich nicht nur für diesen klassischen Akt gilt, sondern ausnahmslos für alle Veranstaltungen. Was dazu führte, dass neben den Bamberger Symphonikern weitere Akteure passen mussten. Die schon 2020 geplanten und auf dieses Jahr verschobenen Auftritte von Barclay James Harvest, Angelo Kelly & Family und der Altneihauser Feierwehrkapell'n stehen nun als erste Höhepunkte für die Festivalsaison 2022 auf der Agenda. „Ich versuche immer möglich zu machen, was möglich ist“, so ein fast rundum zufriedener Matthias Mayer, Geschäftsführer der Motion Konzertagentur. Und das Mögliche nährt die Vorfreude auf mehr.
Einige Programmpunkte sind bereits erfolgreich absolviert. Rockig geht es am 14. Juli weiter, wenn die fränkische Erfolgsband Fiddler's Green unter dem Tourtitel „3 Cheers For 30 Years“ ein Hitfeuerwerk aus 30 Jahren Irish Speedfolk zündet.
Am 16. Juli darf man sich in Kulmbach auf eine der angesagtesten deutschsprachigen Newcomer Bands freuen: Das Indie-Pop-Quartett Provinz hat neben seinem Erfolgsalbum „Wir bauten uns Amerika“ auch die neue EP „Zu spät um umzudrehen“ im Gepäck und spielt im Rahmen des Plassenburg-Open-Airs eines seiner wenigen Konzerte in diesem Jahr. Die Band aus dem Oberschwäbischen darf man dabei getrost als eine der spektakulärsten jungen Bands betrachten. Trotz der Blutgrätsche auf Hüfthöhe in Form der Corona-Pandemie starteten Sänger Vincent Waizenegger und seine Mitmusiker durch, heimsten in Österreich die 1LIVE Krone Auszeichnung „Newcomer des Jahres“ ein. Gut, man mag sagen, dass es davon in einem Jahr voller Unwägbarkeiten nicht allzu viele gab. Und doch: Auch in vermeintlich normalen Zeiten hätte sich die im neuesten Werk durchaus politisch agierende Band aus dem beschaulichen Ravensburg in die Elite der Newcomer gehievt. Dank klarer Kante, feinen Akkorden und einer feinen Produzentennase von Tim Tautorat, der unter anderem auch für das Erfolgsprojekt „AnnenMayKantereit“ verantwortlich zeichnet.
Den abschließenden Höhepunkt setzt am 18. Juli, BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken. In seinem Programm „Niedecken liest und singt Bob Dylan“ widmet sich das Kölner Urgestein gemeinsam mit Pianist Mike Herting dem Werk des großen amerikanischen Singer-Songwriters. Eine gute Nachricht gibt es für alle, die sich bereits im vergangenen Jahr auf die Pop-Hymnen von Pink Floyd performed by Echoes und die Blechblastruppe LaBrassBanda gefreut haben: Deren Konzerte können am 13. beziehungsweise am 15. Juli stattfinden. Aufgrund der verringerten Besucherkapazität müssen allerdings beide Auftritte in jeweils zwei Shows aufgeteilt werden, von denen die erste um 18 Uhr und die zweite um 20.45 Uhr stattfindet. Vor allem die kultigen Oberbayern um Frontmann Stefan Dettl versprechen dabei ein Schmankerl: Gilt die Blasmusiktruppe doch als äußerst fan nahe und kommunikative Kombo – da heißt es schon oftmals: Weniger ist mehr. Auch, was das Publikum angeht. Schließlich schaffen es LaBrassBanda nahezu spielerisch, intime Momente bei allem Spaßfaktor nicht zu kurz kommen zu lassen.