Vor 75 Jahren wurde er in Naila geboren: Günther Wolfrum, ein Maler aus Oberfranken. Wer seine Bilder der Landschaft am Obermain, der fränkischen Wälder und Städte, der Weiher und Bäche jemals sah, vergisst sie nicht: Klänge aus Licht, Farbe und Strukturen, feine Lineaturen, Gespinste und Gitter, die kaum noch an das erinnern, was ihnen zugrunde liegt – Natur. Eine Retrospektive der Arbeiten von Günther Wolfrum ist seit dem 14. März und noch bis zum 21. April in Kulmbach zu sehen, sowie danach in zwei weiteren Ausstellungen in Hollfeld und Neunkirchen am Brand.
Die Kunst des 2020 verstorbenen Malers und Grafikers, der dieses Jahr 75 Jahre alt geworden wäre, ist vorwiegend in Kulmbach und seiner Umgebung bekannt. Unweit von Presseck lebte er mit seiner Frau Renate in einer Einöde, dem so genannten "Kreuzknockhaus". Das Atelierhaus, der Lebensraum seines Wirkens, ist heute Archiv.
Über 40 Jahre lang hatte er es bewohnt und allmählich erweitert, anfangs sogar ganz ohne Strom, wie sich seine Frau Renate erinnert. Ihrer Initiative ist eine Sonderausstellung zu verdanken, die vom Landratsamt Kulmbach ausgehend durch ganz Franken reisen soll. Anschließend "wandert" die Retrospektive nach Hollfeld (30. April bis 29. Mai) und schließlich ins Felix-Müller-Museum Neunkirchen am Brand (1. Juni bis 30. August). Ein Programm, das in den kommenden Jahren weiter fortgesetzt werden soll.
Die Werke Günther Wolfrums zeigen einen abstrahierten Stil, der von der Landschaft ausgeht und durchaus die Gegenstände – Bäume, Häuser, Flüsse und Weiher – noch erkennbar macht. Der Landschafter war jahrzehntelang gemeinsam mit seiner Frau unterwegs und hielt mit dem Auto jeweils dort, wo er Motive fand: Eine Jagd, deren "Trophäen" zunächst nur Skizzen auf farbig grundiertem Papier waren. Von diesen ausgehend, verwandelte der Künstler die Entwürfe in seiner Werkstatt in Kompositionen aus Farbe und Licht, deren Stimmungen sich auf den Betrachter übertragen.
Seit etwa einem Jahr ist die Kunsthistorikerin Dr. Birgit Rauschert mit dem Werk Günther Wolfrums beschäftigt. Eine Auswahl seines reichen Schaffens aus dem privaten Nachlass wurden von ihr und der Künstlerwitwe ausgewählt. Das Buch, das daraus entstand, erzählt – neben den Bildnissen und ihrer Bedeutung – die Geschichte eines Künstlerlebens, das ebenso schwer wie reich gewesen sein muss. Leider währte es nur bis zum 72. Lebensjahr. 2020 verstarb er an den Folgen eines Schlaganfalls. Doch wird ihm nun zuteil, was die einzigartige Qualität eines Künstlerlebens ist: Ein "zweites Leben", das er in Form von Grafiken, Gemälden und Gedanken der Nachwelt hinterlässt.
Unter dem Titel eines seiner Poeme "Im Untergrund verwoben..." zeigen die beiden Kuratorinnen die wichtigsten Werke des Künstlers. Im 1. Obergeschoss des Landratsamts Kulmbach können seine Tempera-Gemälde wie Ölbildnisse seit dem 14. März 2023, während der Geschäftszeiten besichtigt werden. Die Monografie mit dem gleichnamigen Titel kann bei Renate Wolfrum und in der Buchhandlung Friedrich in Kulmbach erworben werden.