Putzenstein. Ein Name, den viele nicht kennen. Den man sich aber merken sollte. Putzenstein: Das ist ein 300 Jahre altes Gebäude mit einer Scheune bei Thurnau, die von der früheren Steinwiesenerin und gebürtigen Kronacherin Monika Kober renoviert und zur Kulturscheune ausgebaut wurde. "Ein wunderschönes Fleckchen Erde, auf dem Kunst und Kultur, Begegnung und Kommunikation stattfinden", sagt die Künstlerin selbst über ihr Meisterwerk. Ein einstiges Heulager, das einen einzigartigen Flair versprüht.
Maximal 85 Gäste haben Platz, was eine unglaubliche Nähe zu und mit den auftretenden Künstlern garantiert. Mit 17 Jahren ist die "Chefin" zuhause ausgezogen, lebte später in München um in ihre oberfränkische Heimat zurückzukehren. Die Sängerin und Fotografin begeisterte sich für das ehemalige 300 Jahre alte Forsthaus Putzenstein, kaufte es vor acht Jahren und renovierte es. Zwei Jahre später war es soweit: Nach dem Einzug begann sie, die Scheune auszuräumen um sie als Ort für Theater, Konzerte und Feste nutzen zu können. Nur ein Jahr darauf war es soweit. 2014 begann alles mit einem Baustellenkonzert (!), elf Gigs folgten, es wurden immer mehr. Und heute ist Putzenstein längst etabliert im Konzertkalender der Region.
Zwei der alljährlich stattfindenden Highlights stehen in den beiden nächsten Monaten auf dem Programm. Zum einen lädt die Hausherrin höchstselbst jährlich zur adventlichen Einstimmung auf die Weihnachtszeit. Am 7. Dezember führt sich mit musikalischen Weggefährten durch den Abend: ein abwechslungsreiches Programm und ein Hauch von Weihnachtszauber weht durch die gemütlichen Scheune. Tags darauf gibt sich übrigens kein geringerer als Klaus Karl-Kraus mit seiner "Fränkischen Weihnachtsgschicht" die Ehre im trauten Koberschen Heim. Der Kontakt zum Publikum ist dem Künstler wichtig. Und dafür ist Putzenstein ideal. Der enge Kontakt, das persönliche Gespräch, die Verbindung - als wäre es ein privates Konzert im Wohnzimmer.
Das zweite "Großereignis" findet am 26. Januar ab 16 Uhr statt: Jedes Jahr vor der Winterpause heißt die Gastgeberin willkommen zum Lichtfest - das Christbaumverbrennen ist längst Kult in und um Thurnau herum. Doch das ist längst nicht alles. Im Dezember und im Januar geben sich die Künstler die Klinke in die Hand.
Bereits zum dritten Mal zu Gast am Putzenstein ist die Weltmusikband „Spanish Mode“, und sie bringt am 14. Dezember mit ihrer ganz persönlichen „Winterreise“ erstmals ein Winter- und Weihnachtsprogramm auf die Bühne. Darf die besinnliche Zeit eigentlich auch lustig sein? Sie muss sogar - sagen viele. Nur mit Humor sind der Stress und die Hektik zu ertragen, den die Vorweihnachtszeit in einem durchschnittlichen deutschen Haushalt erzeugt. Das Damen-Duo DUELLE (1. Dezember, 18 Uhr) bringt das Kunststück fertig, das Publikum erst mit herrlichen deutschen und englischen Weihnachtsliedern in festliche Stimmung zu versetzen, mit Charme zu bezaubern und den Saal kurz darauf mit urkomischen Dialogen und frechen Chansons zum Lachen zu bringen.
Notieren sollte man sich unbedingt den 6. Dezember: Um 20 Uhr gastiert Slide-Gitarrist Martin Harley im Thurnauer Land. Mit einzigartigem Talent wurde er zu einer wichtigen und respektierten „Stimme“ in der Entwicklung des populären Blues und der Folk-Gitarrenmusik. Bekannt für seine fantastische Handhabung der Slide Gitarre hat Harley sich zu einem Ausnahmegitarristen und wunderbaren Songwriter entwickelt.
Nicht zu verachten auch das Manfred Fuchs Trio (11. Januar). Der durch Django Reinhardt berühmt gewordene Jazz-Stil aus gefühlvollen Gitarren-Melodien, heißem Swing-Rhythmus und atemberaubender Improvisation begeistert stets aufs Neue. Inspiriert davon hat das Trio einen eigenständigen, unverkennbaren Stil entwickelt. Schwerpunkt des Programms bilden eigene Kompositionen, teils wilde, teils romantische oder balladenhafte Songs. Die Moll passt in keine Schublade. Johanna Moll (18. Januar) braucht den freien Raum zwischen absurden und poetischen Texten. Sie macht musikalisches Kabarett frei von schenkelklopfenden Herrenwitzen und erzählt und singt zusammen mit ihrem italienischen Akkordeon für Leute, die eher ungewöhnliche Texte mögen.
Und für die, die ihren Jahreswechsel noch nicht verplant haben: Auch Silvester öffnet Putzenstein seine Türen. Ganz unkompliziert, ohne lauten Krach und Tam Tam, einfach gemütlich beisammen sitzen, plaudern, das Jahr ausklingen lassen, vielleicht etwas spielen oder sich über das alte und neue Jahr ein paar Gedanken machen - was man sonst im heimischen Wohnzimmer erledigt, das lässt sich mühelos auch in der Kulturscheune unter gleichgesinnten erleben. Um 0.00 Uhr kann man das Feuerwerk über den Dächern von Felkendorf und Limmersdorf aus der Ferne genießen und auf ein glückliches 2020 anstoßen. Auf der Karte stehen kalte und heiße Getränke und Knabberei auf den Tischen. Na dann: Cheers! Auf weitere spannende Jahre in einem der spannendsten Projekte einer Einzelperson in den letzten Jahren. Zumindest in hiesigen Gefilden.