Über die Grenzen hinaus ist der Landkreis und die Stadt Kronach vor allem für die Festung Rosenberg und die „Rosenberg-Festspiele“ (bis 2015 „Faust-Festspiele“) bekannt, die seit 1995 jedes Jahr im Sommer stattfinden. ART. 5|III berichtet regelmäßig, zuletzt in der Juni/Juli-Ausgabe des vergangenen Jahres (#20 „Über allen Dächern ist Ruh‘ – Die Kronacher Festspiele erstmals mit neuem Namen“). Auch in diesem Jahr finden die „Rosenberg-Festspiele“ unter freiem Festungshimmel statt, abermals unter neuer Leitung, denn Heidemarie Wellmann, die im vergangenen Jahr die Nachfolge von Daniel Leistner antrat, ist inzwischen nicht mehr dabei. Der Neue heißt Stefan Haufe, stammt aus Wiesbaden und wird als ausgewiesener Freilichtbühnenfachmann gehandelt. Trotz der vielen Intendantenwechsel ist der Kronacher in aller Regel stolz auf seine Festspiele, aber auch auf die Festung selbst, die sich während der schwedischen Belagerung im Dreißigjährigen Krieg nicht ein einziges Mal einnehmen ließ, weil man sie mit viel List immer wieder verteidigen konnte.
Heute sind auf der Festung mehrere Museen beheimatet, darunter auch die Fränkische Galerie als Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums. Seit 1983 vereinigt sie in 25 Schauräumen hochrangige Kunst aus dem Mittelalter und der Renaissance, aus Franken und der Welt. Schwerpunkt der Ausstellung ist vor allem die fränkische Kunst, unter der sich zahlreiche Meisterwerke versammeln. Einer dieser Räume ist den Arbeiten Tilman Riemenschneiders gewidmet, ein zweiter dem wohl berühmtesten Sohn der Stadt – Lucas Cranach d. Ä. Des Weiteren finden sich in der Fränkischen Galerie Werke des Bamberger Malers Wolfgang Katzheimers d. Ä.. und des Dürer-Schülers Hans von Kulmbach. Noch bis zum 29. Oktober 2017 ist auf der Festung zudem die Anfang März gestartete Ausstellung „Festungen – Frankens Bollwerke“ zu besichtigen. Dass eine Ausstellung über Festungsarchitektur und das Leben auf einer solchen gerade auf der Festung Rosenberg konzipiert wurde, liegt nahe, denn wir erinnern uns – dieser Ort gilt als uneinnehmbar. Die Schau zeigt, wie dies möglich wurde, welche Umbauten und neuen Feuerwaffen es benötigte und wie ausgeklügelt das neue, aus Frankreich stammende Bastionensystem funktionierte.
Auch sonst hält der Landkreis einiges für Museumsbegeisterte bereit. Was heute nur noch Wenige wissen: Ludwigsstadt im Frankenwald und Thüringisch-Fränkischen Schiefergebirge war einst eines der Zentren der Schiefertafelfabrikationen in Deutschland. Lang, lang ist‘s her, als das Schreiben
und Rechnen noch mit Griffel und Schiefertafel gelehrt wurden. In Ludwigsstadt erinnert man sich daran noch ganz gut, seit dem 19. Jahrhundert wurden die legendären Schiefertafeln in der kleinen Stadt nahe der Thüringer Grenze hergestellt. Und nicht nur Tafeln bestanden aus dem „blauen Gold“, wie der wertvolle Rohstoff auch gern bezeichnet wird, besonders prachtvoll sind vor allem die für die Region so typischen, mit Schiefer verkleideten Wohnhäuser. Die Ausstellung vermittelt allerhand Wissenswertes über den Schieferabbau, den harten Arbeitsalltag der Schieferbergarbeiter, die Verarbeitung des Schiefers zu Griffel, Tafel und Co., das Schieferdeckhandwerk und die Bedeutung des Rohstoffs für die Industrie. Weitere sehenswerte Museen in der Umgebung sind das Burgenmuseum Lauenstein bei Ludwigstadt (besonders sehenswert ist hier der Orlamünde-Saal mit seinen Ausschmückungen in Vermischung der Stile der Renaissance, des Späthistorismus‘ und des Jugendstils) und das Flößermuseum Unterrodach, das einen Einblick in die alte Tradition der Frankwaldflößerei vom 12. bis ins 20. Jahrhundert gewährt.
Doch noch einmal kurz zurück nach Ludwigsstadt. Als eine der kleinsten Städte Deutschlands kämpft man hier um die eigene Identität, denn der Ludwigsstädter ist nicht Fisch noch Fleisch. Man spricht weder Fränkisch noch Bayerisch, sondern Thüringisch, genauer: man spricht Ludschter Dialekt. Aber man gehört eben nicht zu Thüringen, sondern zu Franken, wohnt aber am Rennsteig. Kurz: Alle ziehen am kleinen Ludwigsstadt und der Ludwigsstädter selbst sieht seinen Dialekt bedroht. Um dem Sterben des Dialekts nicht weiter zusehen zu müssen, rief man 2011 die „Shakespeare-Spiele-Ludwigsstadt“ ins Leben. Unter der Leitung von Daniel Leistner, Mitinitiator der „Faust-Festspiele“ Kronach und Intendant der „Werkbühne“ in Marktrodach, der Zuhilfenahme von Shakespeares Stücke-repertoire und anderer Klassiker der Weltliteratur, will man dem Dialekt neues Leben einhauchen – sämtliche Stücke werden auf Ludscht vorgetragen. Leistner ist mit seinen Stücken wie gewohnt nah am Publikum und überzeugt mit temporeichen Inszenierungen und kraftvollem Spiel. Im Oktober dieses Jahres gehen die Shakespeare-Spiele in die siebte Runde.
Zuletzt noch einmal ein Sprung nach Kronach. Sehenswert ist hier neben der eingangs erwähnten Festung und den Rosenberg-Festspielen auch das jährlich stattfindende Lichterfestival „KRONACH leuchtet“. Zehn Nächte lang sorgen zahlreiche Lichtinstallationen und begleitende Konzerte für Stimmung in der Stadt. Vom 28. April bis 7. Mai macht sich Kronach wieder schick und lädt zum Lichterfestival ein.
Fotocredits:
KRONACH leuchtet 2016, Workshop international Lichtpunkt, Foto © Alexander Heckmann
Impressionen Fränkische Galerie, Foto © Achim Bühler, Concept Visuell