Wie überall in Franken findet man auch im Landkreis Roth südlich von Nürnberg viele prächtige Schlösser und Burgen. Hier scheint die Zahl aber besonders hoch – gezählt haben wir 36. Die meisten sind in Privatbesitz, werden wirtschaftlich oder für soziale Zwecke genutzt. Das ist ideal, denn am besten lässt sich ein Denkmal pflegen und erhalten, wenn es in Benutzung ist. Einige sind nur noch in ihren Grundmauern oder -strukturen erhalten, aber bieten heute zumindest noch einen herrlichen Blick über die Landschaft. Ob Privat oder Ruine, natürlich lohnt es sich trotzdem immer – wenn auch nur von außen – einen Blick auf die Landmarken und Schmuckstücke zu werfen. Die Homepage des Landkreises Roth listet alle Schlösser und Burgen auf, sodass man die Qual der Wahl hat. Erkunden kann man diese aber auch entlang der 130 km langen Rundroute „Via Historica“, die u.a. von Roth über Spalt, Heideck, Greding und Allerberg zurück nach Roth führt und am besten mit dem PKW zu erkunden ist. Die Route kann unter www.stadt-roth.de/fileadmin/Dateien/Dateien/Freizeit_und_Tourismus/Via_Historica-Karte.pdf heruntergeladen werden.
Drei der Schlösser beherbergen jedoch auch Museumsräume, in denen Dauer- und Sonderausstellungen präsentiert werden. Das ist zum einen die mächtige Burg Abenberg im Westen des Landkreises. Die erste Burg – aus Holz – wurde bereits im 11. Jahrhundert vom Geschlecht der Abenberger erbaut und diente ihnen als Stammsitz. Für die heutige Gestalt sind viele Jahrhunderte Nutzungsgeschichte verantwortlich, in der Besitzer wechselten und sich Stile vermengten. Anfang des 19. Jahrhunderts war die Burg in einem ruinösen Zustand, Auflassung und Abbrüche hinterließen ihre Spuren. Erst gegen Ende des Jahrhunderts wurden schließlich Wiederaufbaumaßnahmen unternommen. Heute befindet sich neben einem Hotel- und Restaurantbetrieb auch das Haus der fränkischen Geschichte und das Klöppelmuseum auf der Burg. Regelmäßig finden Sonderausstellungen und verschiedene Veranstaltungen statt. Am 10. März beginnt auf der Burg die diesjährige Museumssaison, die mit der Ausstellung „Spitzen – Mantillas aus Spanien“ und verschiedenen Führungen um 14 Uhr eröffnet wird. Informationen findet man unter www.museen-abenberg.de. Für alle Anhänger des Rock ’n’ Roll: Alljährlich im Sommer findet auf der Burg das Feuertanz Festival statt, das sich größter Beliebtheit erfreut. In diesem Jahr ist es am 28. und 29. Juni wieder soweit, alle Infos dazu gibt es unter www.feuertanz-festival.de.
Ebenfalls einen Besuch wert sind die Burg Hilpoltstein südöstlich von Roth und das Schloss Ratibor. Burg Hilpoltstein – nicht zu verwechseln mit der Burg Hiltpoltstein im Landkreis Forchheim – hat leider keinen so aufwändigen Wiederaufbau wie Burg Abenberg erfahren, lediglich die Burgruine konnte in ihrem Bestand erhalten bleiben, der Keller wurde in den letzten Jahren für Kulturveranstaltungen, Trauungen und Hochzeiten aufwändig und in ehrenamtlicher Leistung saniert. In den Sommermonaten ist die Burg für Wanderer sowie Kulturbegeisterte begehbar. Von Mitte Juli bis Anfang August eines jeden Jahres ist sie mit ihrer Naturbühne außerdem Kulisse für die Hilpoltsteiner Burgspieler, die seit über 70 Jahren klassische Komödien aus allen Epochen aufführen. Die künstlerische Leitung des Laientheaters hat Josef Lang, die Regie obliegt Bernadette Haas-Sörgel. Besiegelt werden die Hilpoltsteiner Burgspiele jedes Jahr mit dem beliebten Burgfest am ersten Augustwochenende.
Dem Boden etwas näher und um einiges jünger – dennoch nicht weniger herrschaftlich – nimmt sich das Renaissance- und markgräfliche Jagdschloss Ratibor in der Kreisstadt Roth aus. Hier befindet sich u.a. das Stadtmuseum, das Dokumente zur Schloss-, Stadt- und Kreisgeschichte und Zeugnisse zu verschiedenen Bereichen des städtischen Lebens präsentiert. Ebenfalls im Schloss ausgestellt sind kunstgewerbliche Sammlungen sowie Werke Rother Künstler des 19. Jahrhunderts. Wechselnde Ausstellungen im Gemäldesaal runden das Kulturangebot ab. An jedem 1. Samstag im Monat um 14 Uhr werden zudem Schlossführungen angeboten. Eine Besichtigung lohnt sich schon allein wegen des Prunksaals, der ein wenig an die großen Säle im Dogenpalast von Venedig erinnert und bei dessen Betrachtung einem die Augen übergehen. Treffpunkt ist im Schlosshof, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Innenhof ist jedoch nicht nur Treffpunkt – hier finden im Sommer alljährlich auch die Rother Schlossfestspiele statt.
Wer Geschichte und Archäologie in geballter Form erleben will, ist im Fundreich Thalmässing genau richtig. Bestehend aus dem Archäologischen Museum am Marktplatz Thalmässing, dem Lebendigen Geschichtsdorf in Landersdorf und drei Archäologischen Wanderwegen (Keltenweg, Vorgeschichtsweg und Mittelalterweg) zwischen Thalmässing und den Ortsteilen Waizenhofen, Landersdorf, Göllersreuth und Eckmannshofen, wird die ur- und frühgeschichtliche Siedlungsgeschichte im Thalmässinger Raum erlebbar. Neben zahlreichen Mitmachaktivitäten für Kinder, vor allem im Archäologischen Museum und Geschichtsdorf Landersfeld, findet am dritten Sonntag im September jedes Jahr das Keltenfest statt. Weiterführende Informationen findet man auf der Homepage des Landratsamtes Roth.
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Blick auf die Burg von Abenberg vom Kloster Marienberg, Foto © Wolfgang Sauber, Wikimedia
Werkzeug aus der Steinzeit, Foto © pixabay.com