
Kurz hinter Nürnberg beginnt es und erstreckt sich von Schwaig im Osten über Burgthann im Süden bis nach Neuhaus an der Pegnitz im Nordosten – das Nürnberger Land. Selbstredend profitiert man hier von der Nähe zu Nürnberg. Trotzdem muss man nicht zwingend in die Noris fahren, um Kulturelles zu erleben.
Das kann man auch im Dehnberger Hof Theater im gleichnamigen Dorf Dehnberg, einem Stadtteil von Lauf an der Pegnitz. Wer nun glaubt, hier auf ein Theater in höfischem Ambiente zu treffen, wird nicht schlecht staunen, handelt es sich doch um einen alten Bauernhof – genauer ein ehemaliges Hopfengehöft – dessen Scheune bereits 1976 zu einem 199 Plätze umfassenden Zuschauerraum umfunktioniert wurde. Verantwortlich dafür zeichnet der Nürnberger Theaterkapellmeister und Musikwissenschaftler Wolfgang Riedelbauch, der mit dem Kauf des Anwesens zunächst erst einmal nur den Ort fand, den er suchte: ein Haus in Abgeschiedenheit, in dem er, wann immer er lustig ist, Klavier üben kann, ohne jemanden zu stören. Wie es manchmal so ist im Leben, kam schließlich eines zum anderen. Da Riedelbauch gerne mit Freunden musizierte und sie zu sich einlud, wurde es im Wohnhaus irgendwann zu eng, sodass die Idee entstand, die Scheune des Anwesens umzubauen. Entstanden ist ein Theater mit allem, was es braucht – und das sich sehen lassen kann. Das Programm ist vielseitig und hat von Mundart-Theater und Kabarett über Live-Hörspiele und Lesungen bis zu Musik- und Filmvorführungen einiges zu bieten. Das aktuelle Programm ist unter www.dehnberger-hoftheater.de einsehbar.
Vor allem dem Kabarett verschrieben hat sich die Glückserei – eine recht junge Institution, die ebenfalls in Lauf zu finden ist. Unter der Leitung von Kabarettistin und Politikerin Andrea Lipka frönt man in der Glückserei der Lebensfreude. Selbst regelmäßig Gast bei „Kabarett aus Franken“ im Bayerischen Rundfunk, steht sie auch gern auf ihrer eigenen Bühne und präsentiert zahlreiche Eigenproduktionen, entweder allein und in Eigenregie oder in Begleitung anderer Kabarettisten. Was in den nächsten Monaten auf dem Programm steht, verrät das World Wide Web unter www.glueckserei.de.
Was das Theater angeht, so sollen an dieser Stelle wenigstens kurz die Wallenstein-Festspiele Altdorf, die bereits 1894 ins Leben gerufen wurden, und die Eppelein-Festspiele in Burgthann – „erst“ im Jahr 2005 gegründet – Erwähnung finden. Die zwei Historienspektakel kultivieren im dreijährigen Turnus über mehrere Wochen zur Freude aller Theaterbegeisterten das Laienschauspiel. Es ist deshalb noch etwas Geduld geboten, bevor die Eppelein-Festspiele und Wallenstein-Festspiele 2020 und 2021 der Reihe nach in die nächste Runde gehen.
Auch an Museen hat die Region reichlich zu bieten, viele Heimatmuseen gibt es zu entdecken. Aber auch einige Spezialmuseen sind einen Besuch wert. So auch das Industriemuseum in Lauf, das die Lebens- und Arbeitswelt städtischer Arbeiter und Handwerker von 1900-1970 in den Mittelpunkt rückt. Die einzelnen Räume veranschaulichen mit originalen Ausstattungstücken beispielhaft, wie im Gewerbe und Handwerk, der Industrie und Landwirtschaft gearbeitet wurde. So kann man zum Beispiel eine Dampfmaschine bestaunen, die von 1903 bis 1985 in der Laufer Holzwarenfabrik Christof Döring sämtliche Maschinen antrieb und gleichzeitig die Räume beheizte.
Welch lange jüdische Tradition und Vergangenheit in der Region beheimatet ist, zeigt hingegen das Jüdische Museum Franken in Schnaittach – ein Teilmuseum von insgesamt dreien. Neben dem Hauptstandort in Fürth und der historischen Laubhütte in Schwabach, widmet sich Schnaittach der jüdischen Landkultur. Die Dauerausstellung wird in der im 16. Jahrhundert errichteten Synagoge mit angegliedertem Rabbinerbau und Ritualbad präsentiert. Sie zeigt Dinge des religiösen Rituals sowie zahlreiche Alltagsgegenstände der jüdischen Landgemeinde, der »Medinat Aschpah« – der Verwaltungsgemeinschaft der jüdischen Gemeinden in Ottensoos, Schnaittach, Forth und Hüttenbach. Begleitet wird die Ausstellung durch verschiedene „Schnaittacher Hörgeschichten“, die die Welt der jüdischen Gemeinde noch greifbarer machen. Alle Neuigkeiten rund um das Jüdische Museum Franken gibt es unter www.juedisches-museum.org.
Wer Kunst erleben will, dem sei das Kunstmuseum Hersbruck empfohlen. Hier wird seit 18 Jahren ehrenamtlich Kunst vom späten 19. Jahrhundert bis heute gesammelt, bewahrt, inventarisiert und ausgestellt. Auch werden regelmäßig Werkgespräche zu den laufenden Ausstellungen und Fachvorträge angeboten sowie museumspädagogische Kooperationen mit Schulen organisiert. Weiterer Bestandteil des Kunstmuseums Hersbruck ist der Skulpturengarten, der sich als Teil des öffentlichen Weges im Stadtgraben der Stadt Hersbruck direkt unter den Ausstellungsräumen befindet. Aktuelles findet man unter www.kunstmuseum-hersbruck.de.
Einem ganz speziellen Anliegen hat sich der Kulturbahnhof in Ottensoos verschrieben: der Nachhaltigkeit. Unter Einbeziehung der Kunst in ihren mannigfachen Formen ersuchen die Initiatoren Renate Kirchhof-Stahlmann und Volker Stahlmann ökologische, soziale, kulturelle und ökonomische Aspekte neu zu verankern und ein allgemeines Bewusstsein dafür zu schaffen, neue Wege zu gehen, die diese Aspekte in Einklang bringen. Wie genau das aussehen kann, schaut man sich am besten vor Ort an. Geöffnet hat der Kulturbahnhof immer sonntags, 14-17 Uhr oder nach Vereinbarung.
Fotocredits:
Das Dehnberger Hoftheater im Winter, Foto © Dehnberger Hoftheater
Die 500PS-Tandem-Dampfmaschine des Industriemuseums Lauf (gebaut 1902 von Rockstroh/Marktredwitz), Foto © H. G. Graser
Synagoge Schnaittach, Jüdisches Museum Franken, Foto © Michaelplanegg, Wikimedia