In Folge IX der Städte- und Landkreisumschau bleiben wir da, wo wir sind und stellen mit Bamberg den letzten der oberfränkischen Landkreise inklusive der Dom- und Welterbestadt vor, bevor wir uns ab der nächsten Ausgabe Mittelfranken zuwenden. Für uns als Kulturzeitung mit Sitz in einer der wohl schönsten deutschen Städte ist das zwar ein Heimspiel, aber kein leichtes. Denn die Gefahr, sich zu wiederholen, oder nur das wiederzugeben, was in jedem guten Reiseführer steht, ist groß. Den Bamberger Reiter im Kaiser-Heinrich-Dom, die Neue Residenz und das alte Rathaus kennt jeder – und wenn nicht, empfehlen wir einen der vielen Stadtrundgänge oder einen Besuch im Historischen Museum Bamberg auf dem Domberg. Auf Spurensuche durch Bamberg begegnet man dem sagenumwobenen und wohl ersten, im Innern einer Kathedrale platzierten, lebensgroßen Reiterstandbild, dem einzigen Papstgrab nördlich der Alpen und, immer gegenwärtig, der einzigartig erhaltenen mittelalterlichen Altstadt mit ihren vielen barocken Fassaden. Kurzum: Bamberg verfügt nicht nur über eine hohe Brauereidichte, sondern hat vor allem (kultur-)geschichtlich einiges zu bieten. Wer sich speziell über das Bamberger Welterbe informieren möchte, darf sich auf das kommende Jahr freuen. Dann feiert die Stadt die Aufnahme der Altstadt ins UNESCO-Weltkulturerbe vor 25 Jahren. Dazu sind ganzjährig eine Reihe von Veranstaltungen geplant. Spätestens nach dem Jubiläumsjahr steht dann hoffentlich auch das derzeit noch im Bau befindliche Welterbe-Besucherzentrum im Unteren Mühlviertel.
Auch musikalisch kann Bamberg punkten: als Heimatstadt der berühmten Bamberger Symphoniker kommen Freunde klassischer Musik auf ihre Kosten (mehr dazu auf S. 2, siehe symphonische Vorschau), und auch Theaterschaffende fühlen sich in Bamberg wohl, nicht nur jene des städtischen E.T.A.-Hoffmann-Theaters, sondern auch die zahlreichen Mitglieder freier Ensembles wie des Chapeau Claques, des WildWuchs-Theaters oder TiG’s, um nur einige zu nennen.
Die Kunst betreffend ist man mit der Villa Dessauer und der Sammlung Ludwig gut beraten. Während in der Villa Dessauer ganzjährig Wechselausstellungen regionaler und internationaler Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts stattfinden, kann man in der Sammlung Ludwig Porzellan und Fayencen des 18. Jahrhunderts bewundern. Wer sich für altdeutsche Malerei und Barockmalerei interessiert, kann seiner Begeisterung in der Zweiggalerie der Bayerischen Staatsgemäldesammlung in der Neuen Residenz auf dem Domplatz frönen. Noch mehr Kunst gibt es im Kesselhaus zu erleben. Hier macht sich der Förderverein Kunstraum Jetzt! e.V. für die Etablierung eines Raumes für Gegenwartskunst stark.
Besonders stolz ist die Stadt auch auf ihr eigenes Künstlerhaus, das in einem der schönsten Gebäude Bambergs – der Villa Concordia – am Fuße der Regnitz nahe des Bamberger Hains untergebracht ist und jedes Jahr 12 vom Kuratorium der Villa Concordia ausgewählte Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Kunst, Literatur und Musik beherbergt.
Wagen wir nun einen Blick über die Stadtgrenzen hinaus, finden sich auch hier nicht wenige Möglichkeiten, Kultur zu leben und erleben. In einem der zahlreichen Schlösser der Region zum Beispiel. Gleich hinter den Toren Bambergs thront auf einer kleinen Erhöhung das Schloss Seehof. Ende des 17. Jahrhunderts von Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg als Sommerresidenz und Jagdschloss für die Bamberger Fürstbischöfe in Auftrag gegeben, ist der vierflügelige Rokokobau und der dazugehörige Schlosspark heute ein beliebtes Ausflugsziel für die Bamberger und beherbergt außerdem eine Dienststelle des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. Neben neun Schauräumen, die für die Öffentlichkeit zugängig sind, finden jedes Jahr um dieselbe Zeit die Kammermusik-Veranstaltungen „Frühling im Schloss“ und „Sommerserenaden“ statt.
30 Kilometer südwestlich von Bamberg, im kleinen Ort Pommersfelden, stößt man auf einen nicht weniger eindrucksvollen Schlossbau, der sich im Stile des fränkischen Barocks noch imposanter ausnimmt als Schloss Seehof bei Memmelsdorf. Auch Schloss Weissenstein in Pommersfelden wurde als private Sommerresidenz des Fürstbischofes errichtet – in diesem Fall im Auftrag des Bamberger Fürstbischofs und Kurfürsten von Mainz, Lothar Franz von Schönborn. Geöffnet ist das Schloss, das ganz nebenbei auch die größte private Barockgemälde-sammlung Deutschlands beherbergt, von Anfang April bis Ende Oktober. Über das gesamte Jahr verteilt finden im Schloss verschiedene, aber vor allem musikalische Veranstaltungen statt. Jedes Jahr im Sommer kommen im Rahmen der Sommerakademie Collegium Musicum zahlreiche junge Musiker aus ganz Europa zusammen, um vier Wochen lang gemeinsam zu proben. Bei einem Abschlusskonzert im Marmorsaal werden die Ergebnisse schließlich präsentiert.
Zuletzt sei auch noch ein Abstecher zum Schloss Greifenstein bei Heiligenstadt empfohlen. Für den Umbau der ehemaligen Burg und des späteren Renaissanceschlosses zu einem barocken Jagdschloss zeichnet kein anderer verantwortlich als Auftraggeber Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg. Wie schon in Pommersfelden und auch zu Teilen auch im Schloss Seehof wurde die Architektenfamilie Dientzenhofer mit den Umbaumaßnahmen beauftragt. Heute ist das Schloss ganzjährig zu verschiedenen Zeiten geöffnet (außer in der Zeit vom 16. Januar bis 28. Februar). Genaue Öffnungszeiten, Termine und Veranstaltungen findet man unter
www.schloss-greifenstein.de.
Information:
Neben Art. 5|III hat die kulturelle Information in Stadt und Landkreis Bamberg auch einen weiteren Namen: www.kultur.bamberg.de Und das nun schon seit 12 Jahren.
Hinter dieser Internetadresse verbirgt sich der offizielle Veranstaltungskalender von Stadt und Landkreis Bamberg, in dem die regionalen Veranstalter ihre Events kostenfrei veröffentlichen können. Ein hinter den Webseiten liegendes Redaktions-system macht es möglich. Doch damit nicht genug. Jeden Monat werden die Onlinedaten in eine Printbroschüre übernommen, die dann, fast 100-seitig, gedruckt und im Verbreitungsgebiet verteilt wird. DAS städtische Informationsmedium für die kulturinteressierte Bevölkerung und Touristen. Ein gelungenes Beispiel für funktionierende Kulturpolitik. Neugierig geworden?
Fotocredits:
Pavillon in Bamberg, Foto © pixabay.com
Schloss Seehof in Memmelsdorf bei Bamberg, Foto © pixabay.com
Das alte Rathaus in Bamberg, Foto © pixabay.com