Woanders mag der Bär steppen, aber galaktische Kulturerlebnisse gibt es in Hassfurt. Zumindest gilt das in der kulturell seit jeher äußerst umtriebigen Stadt in diesem Konzertherbst. Ab 15. September bittet das Kulturamt Haßfurt zum Feiern.
Weshalb der Hase Einzug in das Stadtwappen Haßfurts gehalten hat: Es lässt sich geschichtlich nicht verifizieren und wird vermutlich ein gut gehütetes Geheimnis bleiben. Das Kulturamt hat sich den Hasen aus dem Stadtwappen jedoch gerne als Omen entliehen, denn seit gut 20 Jahren bringen die findigen Verantwortlichen ein Programm auf die Bühnen, das nicht nur das heraldische Wappentier in Ekstase versetzt. Woanders mag der Bär steppen, in Haßfurt rockt der Hase – quer durch alle Genres.
Schon zum Start des Festivalherbstes wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Mit Thomas Willibald alias „Addnfahrer“ gastiert am 15. September einer der angesagten Kabarettisten in Unterfranken. Der aus dem Isarwinkel stammende Schmied mit dem herrlich derben Humor hat sich seinen Weg gebahnt: Als Internetphänomen binnen kürzester Zeit mit einem hohen Bekanntheitsgrad gesegnet hat er den Weg auf die Bühnen beschritten und damit die Comedywelt fast ein bisschen auf den Kopf gestellt. Einzig der viel zu früh verstorbene Roman Sörgel alias Bembers war ihm auf den Pfaden von Bühnenikone Günter Grünwald in dessen Direkt- und Derbheit ebenbürtig. Doch er ist nicht der einzig Kult versprühende Comedian. Auch der größte deutsche Kabarettist ist da. Während der Addnfahrer in der Stadthalle gastiert, ist Jonas Greiner in der Rathaushalle zu bestaunen. Er, von keinem geringeren als Kult-Comedian Olaf Schubert ausgezeichnet, gilt als einer derer, die Lustigkeit auf ein neuen Niveau hieven. Mit spitzzüngiger Gesellschaftskritik trifft er den Nerv der Zuhörer. Und sorgt für staunende Gesichter. Schließlich bezeichnet er sich selbst als größter Kabarettist Deutschlands. Was sehr selbstsicher anmutet, regt beim ersten Blick zum Schmunzeln an. Schließlich darf der zwei Meter und sieben Zentimeter große Thüringer das wohl mit allerbestem Gewissen tun. Noch etwas anderes verspricht dabei (politische) Spannung, wenn er am 2. November zu Gast ist. Schließlich saß der im beschaulichen Lauscha aufgewachsene Schlacks bis 2021 im Kreistag des Landkreises Sonneberg. Dort, wo kürzlich erstmals in Deutschland ein Angehöriger der Alternative für Deutschland (AfD) kraft des Wählerwillens zum Landrat erkoren wurde. Man darf gespannt sein, ob und wie sich Greiner dazu äußert. War er doch lange Jahre in der SPD aktiv, ehe er sich der Partei Die Linke anschloss, aus der er nach dreijähriger Mitgliedschaft 2021 austrat, da er „lieber seiner eigenen Linie als der einer Partei folge“. Weit weniger politisch, dafür nicht minder lustig, wird es eine Woche später, am 9. November zugehen. Dann gibt sich Annette von Bamberg die Ehre im Rathaussaal. Leichtigkeit, Power und Kühnheit einer Dame in den 50ern sorgen für Lacher. Bei Männern, aber vor allem bei den Damen. Schließlich ist die bekannt dafür, dass sie gerne über sich selbst lacht, während der Mann an sich gerne über andere lacht.
Weniger Lachen, dafür umsomehr Staunen ist am 28. Oktober in der Stadthalle Programm: Die „Große Varieté-Gala Show“ gastiert in Unterfranken. Atemberaubende Jonglage, humorvolle Pantomime, Bauchrednerei treffen auf fesselnde Artistik und Akrobatik, gepaart mit teils unerklärlicher Magie. Unbändiges Staunen, leuchtende Augen und ein nicht selten hochschnellener Pulsschlag sind das Ergebnis teils schwindelerregender Einlagen. Weniger spektakulär, dafür ebenfalls den Zeichen der Schwer- und Erdanziehungskraft unterlegen sind zahlreiche Tanzveranstaltungen, bei denen die Besucher zum mitmachen animiert sind. Das „Al Bano und Romina Power Tribute“ mit Massimo und Anna (16. September, Stadthalle), Denis Wittberg & seine Schellack-Solisten (21. Oktober, Stadthalle) und auch „The Jets“ (31. Oktober, Rathaushalle) bitten darum, die Tanzbeine zu schwingen.
Musikalisch hat der Veranstalter kräftig vorgesorgt. Am 6. Oktober gibt es Alternative-Pop auf die Ohren. Im Gewölbekeller gastiert die Würzburger Band Knights of Caesar zur Aftershow des Straßenfestes. Ab 21.30 Uhr geht es los. Am 7. Oktober zur selben Uhrzeit in der selben Location steht die nächste Aftershow auf der Agenda: Die Monkeyman Band ist ebenfalls nicht berühmt dafür, die zappelnden Füße und Hände der Besucher ruhig zu halten. Apropos rocken. Auch am 11. November gilt das Motto: Dann gastiert die Rolling Stones-Tributeband „Street Fighting Man“ in der Stadthalle. Nicht minder weniger Rock'n'Roll ist am 18. November zu erwarten. „Nick Young“ wird dann die Bühne entern. Und AC/DC-Klassiker performen. Er, nicht nur optisch an Angus Young erinnernd, hat den Blues. Mit „We salute you“ und „Barock“ war er bereits auf den Spuren seiner australischen Landsmänner unterwegs, jetzt zieht er sein eigenes Ding durch. Und noch immer gilt: Er tut das richtig gut. Das komplette Programm ist zu finden unter kulturamt-hassfurt.de.