Rinus Van de Velde (*1983 in Löwen, Belgien) ist bekannt für seine großformatigen Kohlezeichnungen. Nicht selten tritt er dabei als Protagonist in seinen Werken auf. Van de Velde modelliert ihm ähnlich sehende Charaktere, die reisen, forschen und suchen – nach dem eigenen Ich, einer neuen Inspiration, manchmal aber auch nur nach der nächsten Tankstelle und einer Schachtel Zigaretten. In den vergangenen Jahren inszenierte der Künstler sich so auch in Rollen, die an große Figuren der Kunstgeschichte wie etwa Alexander Calder oder historische Persönlichkeiten wie den Schachweltmeister Bobby Fischer oder den Entdecker Alexander von Humboldt angelehnt waren.
Obwohl sie chronologisch nicht in Beziehung zueinander stehen, setzen sich seine Bilder fast wie von selbst in der Vorstellung der Betrachter zu Erzählungen zusammen. Jede einzelne Zeichnung basiert dabei auf bereits existierendem Bildmaterial. Als Vorlagen dienen ihm dabei nicht nur Fundstücke aus Zeitungen, Magazinen oder dem Internet – seit Längerem produziert Van de Velde in seinem Antwerpener Studio ausgefeilte Sets, die er abfotografiert und in denen Freunde von ihm als Statisten seines Bilderkosmos auftreten. Jede Zeichnung wird zudem durch einen vom Künstler verfassten Text begleitet, der den abgebildeten Szenen eine zusätzliche Dimension an Assoziationsmöglichkeiten verschafft.
Zurzeit arbeitet Van de Velde an seinem ersten Filmprojekt. Die Ausstellung „Now I am the night of nights“ im Erlanger Kunstpalais gewährt bis zum 9. September bereits einen exklusiven Einblick in den Plot dieses Films, der die neueste Grundlage für das zeichnerische Werk des Künstlers bildet: Ein Mann liegt auf dem Bett seines Hotelzimmers, im Halbschlaf tauchen Bilder vor seinem inneren Auge auf. Er versinkt in seltsamen Erinnerungen, in denen Tag- und Albtraum dicht beieinanderliegen. Spielerisch verwebt er darin subtile Anklänge an unser bildkulturelles Gedächtnis mit direkten Zitaten des Kanons moderner Kunst.
Fotocredits:
„And it got even worse, ...“, 2018, Kohle auf Leinwand, Künstlerrahmen, 200 × 180 cm, Courtesy KÖNIG GALERIE, Berlin/London