In der aktuellen Sonderausstellung im Luftmuseum zeigt die Freisinger Künstlerin Charlotte Vögele ihre Arbeiten. Diese sind „ganz natürlich“ - nämlich aus rein pflanzlichen Materialien.
Daraus entstanden Kleidungsstücke, die auf den ersten Blick so aussehen, als könnte man sich damit einkleiden. Bei näherem Hinsehen offenbart sich dem Betrachter, wie filigran und zerbrechlich jedoch die Gewandobjekte sind. Aus einfachen Materialien, die in der Natur massenhaft vorhanden sind – wie Birkenrinden, Erlenzäpfchen, Früchte – schafft die Künstlerin mit dem lautmalerischen Namen Vögele seit 30 Jahren Dinge, die nicht das sind, was sie zu sein scheinen. Die Kombination der Materialien aus der Natur, die jeder kennt, ruft Irritationen hervor. „Das Material an sich hat keinen Wert und wird von den meisten als Abfall gesehen“, erläutert Vögele im Interview mit Johanna Foitzik (siehe Youtube). „Durch meine Verarbeitung werden sie wertvoll und nützlich, obwohl sie im Grunde nutzlos bleiben – also Kunst.“ Denn anziehen kann man die natürlichen Kleidungsstücke nicht. Schuhe, Kleider und Jacken sind es meist, was Charlotte Vögele aus einfachen Materialien, die am Ende des Vegetationsprozesses übrigbleiben, schafft. Mit Hilfe von individuell marmorierten Baumrinden und gleichmäßig gewachsenen Pinienzapfen stellt die Freisingerin die Anmutung der Natur in künstlerischer Form dar. Dazu passt auch der mystische Titel der Ausstellung in der gotischen Hauskapelle des Luftmuseums, „Aus Daphnes Kleiderkammer“. Daphne war in der griechischen Mythologie eine Nymphe, die sich durch die Verehrung von Apollon (verzaubert durch einen Liebespfeil Eros') bedrängt fühlt. Daher rief sie ihren Vater Peneios zur Hilfe, der ihre Gestalt in einen Lorbeer verwandelte. Die Gewandobjekte aus Charlotte Vögeles Atelier wirken wie direkt aus dem Kleiderschrank von Daphne gepickt. Der Künstlerin selbst gefällt der Vergleich sehr gut, den eins ein Kunstprofessor zu ihren Objekten zog: „Gerade das zurückziehen in die Pflanze, das ist sehr passend.“
Kunst MADE BY NATURE war schon in vergangenen Sonderausstellungen Thema im Luftmuseum. Zum Beispiel 2014 bei Thomas May aus Nürnberg, der durch Sprengkörper Grassamen verstreute (Luft Besamung), oder bei Franz Pröbster Kunzel 2012, der Natur als Rahmen seiner Kunst setzte und u.a. Luftwürste zeigte.
Noch bis 30. Juli ist die Ausstellung von Charlotte Vögele in der Hauskapelle des Luftmuseums zu sehen. Zeitgleich läuft die zweite Sonderausstellung INFLANDIA von der Russin Sasha Frolova im Luftmuseum, die mit ihren knallbunten Latexobjekten gerne Aufsehen erregt.
PS. Am 15. Juni ist WELTTAG DES WINDES – ein schöner Anlass, um sich im Luftmuseum mal richtig frischen Wind zu holen (Geöffnet 11-18 Uhr).
Fotocredits:
Alle Fotos © Marcus Rebmann