Seit Anfang des Jahres werden die Hofer Symphoniker von einer Doppelspitze geführt. Nach dem Rücktritt Ingrid Schraders verantwortet Cora Bethke als neue Intendantin den künstlerischen Bereich, während sich Oliver Geipel um die Finanzen kümmert. Nachdem sich die laufende Spielzeit dem Ende zuneigt und die neue Saison bereits in den Startlöchern steht, wollten wir von der neuen künstlerischen Leitung wissen, wie es mit den Hofer Symphonikern weitergeht.
Cora Bethke:
Ich bin sehr oft umgezogen im Leben, habe unter anderem in Italien und England gelebt, war lange in München und lebe jetzt seit 2011 in Hof.
Cora Bethke:
Bisher ist es gut gelaufen. Wir kommen aus einer sehr schwierigen Zeit und wie es in der Zukunft nach Corona gehen wird, können wir noch nicht absehen. Wir sind seit Januar für die symphonischen Konzerte wieder im Festsaal , bis einschließlich Dezember haben wir ja im großen Haus der Freiheitshalle gespielt, weil wir dort die geforderten Abstände zwischen den Musikern einhalten konnten. Wir haben aber doch gemerkt, wie sehr sich das Publikum freut, dass wir wieder in „unserem Festsaal“ spielen können.
Mit dem Team läuft es auch sehr gut, auch wenn wir noch einige Stellen zu besetzen haben. Bisher ist die Stimmung sehr positiv.
Cora Bethke:
Nein. Prinzipiell schaue ich eher auf die Habenseite des Lebens als mir Katastrophen vorzustellen. Trotzdem ist es sinnvoll weiterhin die Corona-Pandemie im Auge zu behalten und der Krieg in der Ukraine ist ebenfalls ein Thema, das uns auf die ein oder andere Art begleiten und eventuell auch beeinflussen wird. Man muss wach bleiben und proaktiv dafür sorgen, dass wir unsere Position als Kulturunternehmen bewahren können.
Cora Bethke:
Die Besucherzahlen variierten je nach Konzert. Sie waren gut, aber wir sind noch nicht wieder auf dem Stand, den wir vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatten.
Cora Bethke:
Das sieht man fast überall. Zum einen haben sich die Menschen dieses Ritual des „Rausgehens“ oder des „ins Konzert Gehens“ wirklich abgewöhnt, für andere war die Regelmäßigkeit des kulturellen Alltags ja doch ziemlich lange unterbrochen oder auch unzuverlässig. Beide Gruppen müssen wir zurückgewinnen. Dann gibt es auch noch die Menschen, denen die Situation rund um die Pandemie immer noch nicht sicher genug ist, um am kulturellen Leben wieder teilzunehmen. Am Ende sind es verschiedene Faktoren die dazu führen, dass der ein oder andere Platz im Konzert frei bleibt. Es ist an uns, die Besucher durch großartige Angebote und ein tolles, abwechslungsreiches Programm wieder für uns zu begeistern und dabei sind wir auf einem guten Weg.
Cora Bethke:
Na ja, auch Beethovens Neunte ist populär. Unser Publikum und damit unsere Zielgruppe ist unterschiedlich und das spiegelt sich in unserem Programm wider.
Unser erfahrenes Stammpublikum kennt bereits ein großes Repertoire und ist daher offen für Werke, die es bisher noch nicht gehört hat. Die Erste Symphonie von Florence Price, die wir in unserem 2. Symphoniekonzert am 21. Oktober 2022 spielen oder auch die Fünfte Symphonie von Emilie Mayer, die im Rahmen des 9. Symphoniekonzerts am 12. Mai 2023 zu hören sein wird, sind solche Beispiele. Gleichzeitig spielen wir aber auch Konzerte, die für ein breites Publikum sehr interessant sind, wie das Format „Klassik am Eisteich“ im Juli dieses Jahres. Mit solchen Programmen möchten wir speziell die Personen ansprechen, die sonst nicht ins Konzert gehen. Die Weihnachtsshow mit dem Gesangsquartett „Viva Voce“ am 15. Dezember 2022, das Filmkonzert „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ am 30. Dezember 2022 oder auch unser Kammerkonzertprogramm sind ebenfalls gute Beispiel dafür, wie breit wir unser Programm aufstellen, um möglichst viele Menschen zu erreichen.
Cora Bethke:
Auf einer größeren Ebene gibt es diesen Austausch noch nicht, aber natürlich habe auch ich meine Kontakte zu Kollegen, mit denen ich spreche. Aber momentan gibt es noch kein „Geheimrezept“, dazu ist die Kulturlandschaft auch viel zu unterschiedlich. In Berlin oder München sind es sicherlich andere Themen als in Hof, aber die Auswirkungen sind derzeit deutschlandweit zu spüren.
Cora Bethke:
Unser Publikum kommt hauptsächlich aus der Region, dafür sind wir, als nichtstaatliches Orchester, ja sozusagen zuständig. Aber wir haben auch immer mal wieder Besucher aus dem ganzen Bundesgebiet um bestimmte Künstler:innen zu hören. Konzerte, die beispielsweise im Deutschlandfunk übertragen werden, helfen uns dabei, über unsere Region hinaus zu strahlen.
Cora Bethke:
Diese Frage sollten Sie vielleicht besser dem Aufsichtsrat beziehungsweise dessen Vorsitzendem stellen. Ich für meinen Teil habe mich ganz normal beworben, wie alle anderen Kandidaten auch. Näheres kann ich dazu nicht sagen.
Cora Bethke:
Ja, auf jeden Fall. Trotzdem kam die Entscheidung von Frau Schrader, als Intendantin aufzuhören auch für mich überraschend. Ich habe eine internationale Ausbildung, eine Menge Berufserfahrung, 10 Jahre Binnenkenntnis des Unternehmens und ich fand die Aufgabe spannend. Deshalb habe ich mich mit einem Konzept beworben und bin froh, dass das funktioniert hat.
Cora Bethke:
Ich wäre sehr froh, wenn ich langfristig hierbleiben könnte.
Cora Bethke:
Ich finde das ganz normal, an vielen großen Häusern ist das so. Gerade in Kulturbetrieben hat diese Machtunion in einer Hand zu unschönen Strukturen geführt. Wenn es mehrere Menschen in der Verantwortung gibt, können wichtige Entscheidungen nicht einfach per Order durchgesetzt werden. Man muss um die richtigen Antworten ringen und nach meiner Überzeugung führt dies auch zu den besseren Antworten. Weil Kommunikation und Austausch stattfinden müssen.
Cora Bethke:
Ich bin ja erst seit Januar in der künstlerischen Verantwortung, aber bisher konnten mein kaufmännischer Kollege und ich immer gemeinschaftliche Lösungen finden.
Cora Bethke:
Was das Künstlerische angeht bin ich ja erstmal frei, solange ich mich in innerhalb der finanziellen Möglichkeiten bewege.
Cora Bethke:
Die noch laufende Spielzeit war schon zum Großteil geplant, die Schul- und Kinderkonzerte habe ich verantwortet, die Symphoniekonzerte aber nicht.
Die kommende Spielzeit habe ich bereits im Februar vorgestellt, die Planungen dafür begannen im September. Bei der Konzeption war mir wichtig, dass das Orchester einige musikalische Wege weiter beschreitet, die wir in der Vergangenheit bereits begonnen haben, gleichzeitig sollten aber auch eine neue Handschrift und neue Akzente erkennbar sein. Deshalb habe ich auch, sozusagen als Signal zum Aufbruch, die Wanderer-Fantasie von Schubert in der Fassung mit Orchester von Franz Liszt an den Anfang der Spielzeit 2022/2023 gestellt. Johannes Wildner, der bei unserem Publikum sehr beliebt ist, wird das Dirigat übernehmen, mit Christopher Park wird ein gebürtiger Oberfranke am Klavier sitzen. Damit wäre auch ein regionaler Bezug hergestellt, schließlich machen wir ja einen Spielplan für Hof.
Insgesamt wird es zwischen September 2022 und Juli 2023 elf Symphoniekonzerte, zwei Filmkonzerte, ein Weihnachts- und ein Neujahrskonzert und ein Gemeinschaftskonzert der Hofer Symphoniker mit dem Jugendsymphonieorchester und Ensembles der Musikschule sowie Kooperationsschulen der Hofer Symphoniker geben. Ausgesuchte Dirigenten und Solisten präsentieren mit dem Orchester ein spannendes Programm.
Neu ist auch, dass es ab der kommenden Spielzeit vier Kammerkonzerte geben wird. Diese werden in der Klangmanufaktur stattfinden und sind thematisch breit angelegt, um viele Geschmäcker zu treffen. Darüber hinaus sind sie kürzer gestaltet (maximal 75 Minuten ohne Pause) und man darf ein im Preis enthaltenes Getränk mit in den Konzertsaal nehmen, um die Atmosphäre möglichst locker zu halten.
Und weil mir das Thema Musikschule natürlich auch besonders am Herzen liegt und ich gerne auch noch mehr Musikschüler:innen in den Konzerten sehen würde, wird es ab der kommenden Spielzeit drei sogenannte „Masterclasses“ geben. Jess Gillam (Saxofon), Sebastian Manz (Klarinette) und Claire Huangci (Klavier) werden jeweils am Tag vor dem Konzert exklusiv für die Musikschüler der Hofer Symphoniker in diesen Klassen Impulse setzen.
Cora Bethke:
Über das durchweg positive Presseecho habe ich mich sehr gefreut und das Stammpublikum hat auch sehr positiv darauf reagiert.
Cora Bethke:
Dieses Orchester hat eine unglaubliche musikalische Qualität, das bestätigen uns immer wieder Dirigent:innen und Solist:innen die hierher nach Hof kommen. Diesen Ruf würde ich gerne noch weiter hinaus in die Welt tragen. Dabei helfen beispielsweise die schon erwähnten Radioübertragungen. Gleichzeitig macht uns unser guter Ruf auch interessanter als Arbeitgeber.
Außerdem ist die Weiterentwicklung der Synergien zwischen Orchester und Musikschule ein großes Ziel von mir, ebenso wie die Wahrnehmung unserer regionalen Verantwortung für die Menschen.
Cora Bethke:
Ich lebe sehr gerne und auch sehr gut hier. Die Stadt hat viel für Familien zu bieten und das Hofer Kulturleben mit Theater, Symphonikern und freier Szene ist unglaublich rege. Eine bessere Anbindung an den regionalen Nah- und überregionalen Fernverkehr wäre durchaus wünschenswert, das würde sicherlich einiges vereinfachen.
Zur Person:
- 1978 in Ratzeburg in eine Musikerfamilie geboren
- Bachelor in Italien Studies an der University of Reading, Master in Music
(Performance) an der University of Bristol, Gesangsausbildung in Venedig - Tätigkeit als Konzertsängerin
- Weitere berufliche Stationen: Carl-Orff-Festspiele Andechs, PR-Agentur in
München - ab Ende 2011 Leitung des Künstlerischen Betriebsbüros bei den Hofer
Symphonikern mit Konzerteinführungen und Programmhefttexten - Seit 01/2022 Intendantin und Künstlerische Geschäftsführerin der Hofer
Symphoniker