Er galt als der erste deutsche Impressionist – und ist dennoch heute kaum noch bekannt: Ludwig von Gleichen-Rußwurm, Enkel Friedrich Schillers, Herr von Schloss Greifenstein in Unterfranken nahe Würzburg, Freund des Weimarer Großherzogs Carl Alexander.
Der bedeutende impressionistische Maler gehörte zu den herausragenden Vertretern einer in Deutschland noch neuartigen realistischen Landschaftsmalerei nach französischem Vorbild: der „Weimarer Malerschule“. Inspiriert von Claude Monet begann Gleichen-Rußwurm 1889 mit einer freieren Pinselschrift und leuchtenden Hellfarbigkeit zu experimentieren. Seine Pionierleistung wurde noch zu Lebzeiten gewürdigt, der Künstler verstarb jedoch zu einem Zeitpunkt, als die junge Kunstströmung des Impressionismus, an dessen Einführung er maßgeblich beteiligt war, gerade erst Verbreitung und Anerkennung fand.
Das Museum im Kulturspeicher Würzburg bewahrt große Teile des künstlerischen Nachlasses Ludwig von Gleichen-Rußwurms; umfangreiche Bestände befinden sich auch in der Klassik Stiftung Weimar. Beide Institutionen haben sich nun zusammengetan, um mit einer ersten umfangreichen Werkschau die Bedeutung des Künstlers wieder in Erinnerung zu rufen. Mit zahlreichen Gemälden und Arbeiten auf Papier, mitunter auch einige Aquarelle, wird die künstlerische Entwicklung Gleichen-Rußwurms nachgezeichnet: von der frühen realistischen Freilichtmalerei im Zeichen der französischen Schule von Barbizon zu den strahlenden Landschaftsbildern des Impressionismus. Dabei steht die unterfränkische Landschaft von Bonnland bei Hammelburg im Zentrum, deren Eindrücke einer landwirtschaftlich geprägten Kultur er in seinen Aquarellen und Radierungen Bilder des modernen Lebens gegenüberstellt. Sein Werk steht damit in mehrfacher Hinsicht an einer Epochenschwelle der Moderne.
Die Ausstellung „Landschaften im Licht. Der Impressionist Ludwig von Gleichen-Rußwurm.“ läuft vom 5. Februar bis 15. Mai 2022 im Museum im Kulturspeicher, Oskar-Laredo-Platz 1, 97080 Würzburg. Öffnungszeiten und weitere Informationen sind unter www.kulturspeicher.de zu finden.