Wahrhaft elitären Besuch hat das Erlanger Kleinkunsttheater fifty-fifty am 12. Januar: Mit Sigi Zimmerschied gastiert einer der begnadetsten Kabarettisten Bayerns im schmucken Kleinod der Medizinstadt. Zimmerschied, der kürzlich seinen 65. Geburtstag feierte, ist so etwas wie ein Pionier der Satiriker und Quälgeister des Freistaates. Zusammen mit Legende Bruno Jonas gründete er 1975 in Passau die Kabarettgruppe „Die Verhohnepeopler“ – ein raketenartiger Durchbruch folgte. Schließlich handelten sich die beiden für ihr erstes Stück eine am Ende fallengelassene Anklage wegen Gotteslästerung ein. Mehr Öffentlichkeit für ein Debüt geht nicht. 43 Jahre sind seither ins Land gezogen. Und, man ist geneigt zu schreiben, endlich hat Zimmerschied auch seinen ersten Roman publiziert. „Der Komparse“, den er als Lesung auch in Erlangen darbietet. Und was soll man sagen? Er schließt dort an, wo der Niederbayer mit der einmaligen Mimik nie aufgehört hat: an schier grandiosem Witz.
Stephan Fadinger, die Hauptfigur seines Romans, im Fasching 1970 aufgrund „eines kurzzeitigen Kontrollverlustes seiner Mutter“ gezeugt, trudelt durch das nicht einfache Leben, bis seine Mutter stirbt. So zufällig er an seine erste Komparsenrolle in einem Film kommt, so zufällig feiert er damit auch Erfolg. Und trudelt in einer Scheinwelt von einer in die nächste Niederlage. Zimmerschied zauberte einen hervorragenden Roman, den man nach anfänglichem Zögern fast verschlingen möchte. Und der Kabarettist bringt das fast schon anmutig auf die Bühne. Mit grandioser Eleganz und Detailverliebtheit beschreibt er Fadingers Mitstreiter. Man versinkt beinahe in der dargebotenen Beschreibung der Charaktere. Und dabei kommen die Lachmuskeln nicht zu kurz. Wie er den alkoholgeschwängerten Betriebsausflug, eines der Highlights im jungen Leben des Faschingskindes, beschreibt, ist an Perfektion kaum zu überbieten. Aber auch das aktuelle Zeitgeschehen wird in einigen Seitenhieben derb kommentiert. Da ist er dann wieder, der typische Zimmerschied, der mit markigen Worten den ein oder anderen Lacher fast im Halse erfrieren lässt, fast schon zu direkt die Missstände der Jetzt-Zeit anprangert – ganz großer Sport eines ganz großen Menschen, der als Kabarettist Meilensteine gesetzt hat. Auch mit seinem ersten Roman, ein perfektes Zwischending aus Satire, Witz und Tiefgang von einem der auszog, Kabarettist und Schauspieler anstatt treusorgender niederbayerischer Beamter und Vorzeigekatholik zu werden. Einer, der diese Rolle so perfekt verkörpert wie kaum ein Zweiter.
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Sigi Zimmerschied, Foto © Pressefoto