
Kaiser Heinrich II., aus dem Geschlecht der Herzöge von Bayern stammend, wurde 1002 deutscher König und 1014 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt. Er war der letzte Kaiser aus der Dynastie der Ottonen. Als Bistumspatron (1007) und Domstifter (1004) zugleich prägte er Bambergs Stellung stark. Er nutzte die Stadt als seinen Hauptsitz und ließ sie und das Bistum zu einem bedeutenden Zentrum seiner Herrschaft ausbauen. Seine Wertschätzung für die Stadt spiegelt sich in seiner Zuneigung zu seiner Frau Kunigunde von Luxemburg gegenüber, der er Bamberg im Zuge der Bistumsgründung zum Geschenk machte. In 2024 jährt sich sein Todestag zum 1000. Male. Ein Jubiläum, dem sich vor allem die musealen, aber auch die theatralen und touristischen Einrichtungen der Stadt annehmen.
Den Aufschlag machte bereits früh im Jahr das Diözesanmuseum mit der Ausstellung „Kreuze. 1000 Jahre nach Heinrich II. – Begegnung von Edelstein und Kettensäge“. Herausragende Exponate wie das Fritzlaer Heinrichskreuz oder ein von Heinrich gestiftetes Reliquienkreuz aus einem tragbaren Altar begeisterten die Besucherschar. Mittelalterliche Kreuze traten in einen facettenreichen Dialog mit zeitgenössischen Kreuzen.
Bis 14. Dezember verfolgt die Staatsbibliothek Bamberg unter dem Titel „Leuchtende Wunderzeichen – Das Nachleben Kaiser Heinrichs II. in der Frühen Neuzeit“ die Wirkungsgeschichte des heiliggesprochenen Paars vom 15. bis ins 20. Jahrhundert. Dank des Buchdrucks erlebte die Verehrung von Heinrich und Kunigunde in der Zeit um 1500 einen enormen Aufschwung. Der Nürnberger Stadtarzt Hartmann Schedel rühmte 1493 in seiner weit verbreiteten Weltchronik das vorbildliche Leben des Paars, durch das es über den Tod hinaus „an wunderzaichen leuchtet“. Bei Heiltumsweisungen konnten Wallfahrer aus nah und fern die Reliquien der beiden betrachten, darunter die bis heute erhaltenen Kaisermäntel - eindrücklich präsentiert in der Dauerausstellung des Diözesanmuseums. Mit Holzschnitten illustrierte Bücher brachten den Gläubigen die Lebensgeschichte der Bistumspatrone nahe. Der Bamberger Benediktiner Nonnosus Stettfelder publizierte 1511 „Dye legend und leben des Heyligen sandt Keyser Heinrichs“. Die Heiligenviten führte der Würzburger Bildhauer Tilman Riemenschneider den Besucher:innen des Bamberger Doms an seinem wenig später vollendeten Kaisergrab vor Augen. Abbildungen der Grablege finden sich ebenso unter den Exponaten wie erste wissenschaftliche Arbeiten zu den von Heinrich und Kunigunde gestifteten mittelalterlichen Handschriften. Andere Ausstellungsstücke zeugen von der Volksfrömmigkeit: Textbücher dokumentieren die alljährlichen Gedenkprozessionen am Heinrichsfest.
Das Historische Museum Bamberg lädt unter dem Titel „Vor 1000 Jahren | Leben am Hof von Kunigunde und Heinrich II.“ ab dem 25. Oktober zu einer Zeitreise in das Jahr 1024 ein. Gäste erleben das alltägliche Leben sowohl in der Kaiserpfalz als auch in der Stadt, in den Klöstern und auf dem Land. Die Ausstellung bietet einen umfassenden Einblick in die Herrschaft, die Kriegszüge und die Hofhaltung von Kaiserin Kunigunde und Kaiser Heinrich II., deren Wirken für Bamberg von grundlegender Bedeutung gewesen ist.
Besonders faszinierend ist die Betrachtung dieser und anderer zentraler Themen aus der Perspektive der allgemeinen Bevölkerung. Wer lebte vor 1000 Jahren in Bamberg und wie lebte man damals überhaupt? Welche Kleidung trugen die Menschen und wie verbrachten sie ihre Tage? Welche Handlungsräume hatten Frauen in dieser Zeit? Viele Mythen über das Mittelalter werden hinterfragt: Haben die Menschen wirklich so selten gebadet? Verbrachten sie ihr ganzes Leben im selben Dorf oder reisten sie doch gelegentlich? Mit szenografischen Inszenierungen und digitalen Anwendungen wird die Zeit um 1000 lebendig.
Bis 27. Oktober können Interessierte das Erbe Heinrichs auch im Kontext der zauberhaft inszenierten 1000-jährigen Stadtgeschichte des Theaters der Schatten in der Katharinenkapelle in der Alten Hofhaltung kennenlernen, in der täglichen Stadtführung „Faszination Weltkulturerbe“ des BAMBERG Tourismus und Kongress Service oder bei den eigens für das Jubeljahr inszenierten Theaterproduktionen „Kunigunde“ des Kindertheaters Chapeau Claque, mit seiner Lovestory über das Bamberger Kaiserpaar oder „Kuni und Kunigunde“ des Theaters am Michelsberg, bei dem zwei starke Frauen auf Bamberg, das fränkische Rom, blicken. Mehr Informationen diesbezüglich gibt es unter www.theater-der-schatten.de, www.kindertheater-bamberg.de und www.tam.ag.