Ein Maler muss malen. Selbst wenn der Nürnberger Maler Manfred Hürlimann nur aus Liebe zu schönen Dingen ein Museum besucht, wie er gerne und häufig in der Sammlung Ludwig in Bamberg zu Gast ist, gehen die Museumsexponate in seine Vorstellung ein. Er reagiert malerisch auf das Porzellan und setzt Stücke aus der Sammlung Ludwig in alte und neue Kontexte. Sowohl Einflüsse des Rokoko als auch aus unserer Zeit nimmt er in seine Bilder auf. Figuren und Kannen, Schaugerichte und Tischfontänen inspirierten den Maler zu einer Bilderserie, die unter dem Titel „Lust und Verlust“ gemeinsam mit den Porzellanen und Fayencen in der Sammlung Ludwig präsentiert wird, sodass sie in einen Dialog treten.
Bereits der Titel „Lust und Verlust“ deutet auf ein fragiles Gleichgewicht hin. Oft sind die Gefäße am Abrutschen, stehen kippelig an der Tischkante, hängen oder schweben in der Luft. Man will die Hand ausstrecken, um das fallende Gefäß noch schnell aufzufangen, bevor es zerspringt. Die sprichwörtliche Zerbrechlichkeit des Porzellans wird thematisiert und damit zugleich die Epoche seiner Entstehung: das Rokoko, Zeitabschnitt der Frivolität, der Lust, der Erotik. In Hürlimanns Bildern geht die Lust unmittelbar dem Verlust voraus, sie lassen das Ende in der mitunter morbiden Farbigkeit der grau-grünen Körper ahnen. Diese steht in einem deutlichen Spannungsverhältnis zum weißen und rosa angehauchten Porzellanteint der Figuren des 18. Jahrhunderts, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Bildern erlebbar sind.
Ausstellung „Lust und Verlust“ mit 39 Bildern von Manfred Hürlimann vom 11. März bis 12. November 2017 in der Sammlung Ludwig Bamberg
Fotocredits:
Der Truthahn, 2015, Acryl auf Leinwand, (70x100), Foto © Manfred Hürlimann