Stilistisch stand Martin Furtwängler (geb. 1954 in Karlsruhe) in den späten 1970er, frühen 1980er Jahren, als er an der Westberliner Hochschule der Künste Malerei studierte, dem Neoexpressionismus jener Malerinnen und Maler nahe, die 1977 die Galerie am Moritzplatz gründeten – Helmut Middendorf, Rainer Fetting, Salomé und Bernd Zimmer. Es ging um das eruptive Ausagieren von Emotionen und die Wiederaneignung der figürlich-expressiven Avantgardekunst im 20. Jahrhundert, wie sie die Brücke- und CoBrA-Maler hervorgebracht hatten. Doch während die Gruppe um die Galerie am Moritzplatz in ihrer Kunst die Rituale der urbanen Club Culture ihrer Zeit zelebrierte, vertiefte sich Furtwängler in die Geschichte der avantgardistischen Kunst und Literatur. Er folgte seinen ausgeprägten literarischen Neigungen, machte gefundene und eigene Texte zum Ausgangspunkt für Malereien, Künstlerbücher und Buchobjekte im Handpressendruck, die in zahlreichen Variationen zu einer besonderen künstlerischen Symbiose von Text und Bild verschmolzen. Aus seinem vielfältigen Werk übergab Martin Furtwängler 140 Arbeiten auf Papier als Schenkung an die Grafische Sammlung des Angermuseums. Dieses Konvolut bildet einen wichtigen Teil unserer Ausstellung, deren Schwerpunkt jedoch auf bislang kaum gezeigten Gemälden und Zeichnungen aus dem Frühwerk von Furtwängler liegt. Der vom Künstler gewählte Titel signalisiert einen intimen Blick auf sich selbst und in sich hinein, eine Reflexion des eigenen Werks, das sich in vielen Jahrzehnten zwischen subjektiver Geste, malerischen wie grafischen Experimenten und philosophischem Denken entwickelte. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 10. Juli im Angermuseum Erfurt, Anger 18, 99084 Erfurt. Weitere Informationen unter www.kunstmuseen.erfurt.de/km/de/angermuseum/index.html.