
Wer auf dem tugendhaften Pfad der gendergerechten Sprache wandeln will, hat’s nicht leicht, zumal in der deutschen Sprache. Erst neulich erschrak ich über das diskriminatorische Potenzial des eigenen Sprachgebrauchs. Seit Jahrzehnten schreibe ich, wenn es z.B. um die Musik geht, gedankenlos von der Streicherguppe oder dem Team der Bläser. Da müssen sich Streicherinnen und Bläserinnen natürlich ausgeschlossen vorkommen, zumindest diejenigen, die noch nicht begriffen haben, dass es im Deutschen einen Unterschied zwischen grammatischem und generischem Maskulinum gibt.
Versuchen wir es besser zu machen, hier in aller Kürze mit einer fiktiven Kurzrezension: „Neulich war ich in einem Studenten- und Studentinnenkonzert. Viele Hörer und Hörerinnen waren gekommen, um der Darbietung der Spieler und Spielerinnen zu folgen. Unter den Streicherinnen und Streichern gefielen mir die Geigerinnen und Geiger besonders gut, aber auch die Leistungen der Bläser und Bläserinnen waren einwandfrei. Daher mischte ich mich zum Schluss gerne unter die Klatscher und Klatscherinnen.“
Bei Nichtgefallen einer solch gendergerechten Version wird neuerdings gerne zum Partizip Präsenz gegriffen. Das drückt bekanntlich genau das aus, was man gerade macht. So gibt es jetzt Rasende statt Raserinnen und Raser oder Studierende statt Studenten und Studentinnen. Das Problem bei einem Konzertbesuch ist nur, dass Studierende eigentlich gar nicht dorthin gehen können, denn sie sind ja dann gar nicht beim Studieren. Auch Rasende rasen spätestens dann nicht mehr, wenn sie vor Gericht stehen, genauso wie Musizierende eben das nicht mehr sind, sobald sie ihr Instrument beiseite gelegt haben.
Aber seien wir nicht spitzfindig und versuchen es mit der zweiten Textversion unserer Kurzkritik: „Neulich war ich in einem Studierendenkonzert. Viele Hörende waren gekommen, um der Darbietung der Spielenden zu folgen. Unter den Streichenden gefielen mir die Geigenden besonders gut, aber auch die Leistungen der Blasenden waren einwandfrei. Daher mischte ich mich zum Schluss gerne unter die Klatschenden.“
Tja, werte Lesende, wählen Sie nun selbst, welche Verhunzung der deutschen Sprache Ihnen mehr zusagt!