Der Superlativ hat Suchtpotenzial. Wohin man schaut, stößt man auf die geradezu manische Neigung, Eigenschaftswörter zu steigern. Normalerweise kommt ein Adjektiv in der Grundform vor (oder als „Positiv“, wie die Lateiner sagen), doch lässt sich der auch zum „Komparativ“ steigern, mehr noch zum “Superlativ“. „Schön, schöner, am schönsten“ haben wir in der Schule gelernt, auch „hoch, höher, am höchsten“ oder Ausnahmen wie „gut, besser, am besten“ und „viel, mehr, am meisten“.
Aber schon mal was von „kein, keiner, am keinsten“ gehört? Ja, leider schon, denn der Ausdruck „in keiner Weise“ reicht jetzt nicht mehr, oft heißt es „in keinster Weise“. Das Wort gibt es allerdings aus gutem Grunde nicht, denn weniger als kein geht nicht. Also bitte nicht übertreiben.
Am anfälligsten für Steigerungen sind jene Wortbildungen, denen bereits eine verkürzte Superlativ-Vorsilbe vorangestellt ist. Die am häufigsten vorkommenden Kandidaten sind „best“ und „meist“. Man kann „bestverdienend“ sein, „höchstdekoriert“ und „meistbeachtet“. Aber dann liest man allen Ernstes „bestverdienendst“, „höchstdekoriertest“ und „meistbeachtetst“ o.ä.. „Wohlwollendst“ ist auch so ein Fall.
Das sind übrigens alles Funde, keine Erfindungen!
Und wie steht es um eine Formulierung wie „vielversprechendst“? Sie ist unsinnig, obwohl „viel“ kein Superlativ ist, sondern die Normalform eines Adjektivs. Aber das Wort ist schon in seiner Grundbedeutung so stark, dass eine Steigerung keinen Sinn macht. Genau so wenig wie die Bildungen mit „aller“: die „allermeisten“ Menschen oder die „allerschrecklichsten“ Unglücke sind ebenso der grassierenden Neigung zu Übertreibungen geschuldet.
Sogar Verben, also Tätigkeitswörter, wie wir in der Grundschule sagten, werden gnadenlos gesteigert. Probe gefällig? „…ihre wegweisendste Entscheidung war…“ Nein, mehr als weisen kann man den Weg nicht.