
29. Januar 2022. Ein Tag, den sich Freunde beissenden Kabaretts ganz dick im Kalender anstreichen sollten. Der großartige Mathias Richling gibt sich im Kulturboden Hallstadt die Ehre. Und verspricht schon im Vorfeld eines: Es wird kein Blatt vor den Mund genommen werden.
Seit nunmehr über 40 Jahren versprüht Richling satirische Giftpfeile in alle Richtungen. Und die letzten beiden Jahre dürften in seinem Bühnenleben die härtesten, aber vielleicht auch die ergiebigsten seiner Karriere gewesen sein. Erst die Notbremse für ihn und seine Kollegen, die dank der Pandemie quasi ein Berufsverbot ereilte. Und dann die Entwicklungen während dieser Monate. Und – natürlich – in dieser Phase auch noch eine Bundestagswahl. Für einen, der schon Helmut Kohl auf der Bühne parodierte und 16 Jahre lang Angela Merkel aufs Korn nahm muss das etwa so sein, wie für einen Fußballer ein Hattrick in einem WM-Finale. Und auf Olaf Scholz hat sich der gebürtige Schwabe längst eingestellt. Nicht selten nahm sich Richling den designierten Bundeskanzler während des Wahlkampfes schon vor. Man darf gespannt sein!
Doch nicht nur darauf. In der Corona-Krise hat sich das satirefähige Personal schließlich extrem und an vielen Fronten vervielfacht: der Virologe Lothar Wieler vom RKI und der Desinfektions-Mittel spritzende US-Präsident Trump sind die Protagonisten, aber auch der chinesische Staatspräsident Xi Jinping, der zuerst Corona, und danach heilbringende Tipps gegen das Virus in aller Welt verbreitet hat. Ein Hochgenuß für alle Kabarettisten weltweit. Und für einen wie Richling gleich zweimal.
Auch die Kunst kommt nicht zu kurz: Triviales von Andreas Gabalier und Florian Silbereisen, oder vermeintlich Bedeutendes von Rolando Villazon, der anlässlich des 250. Geburtstages von Ludwig van Beethoven über dessen politische Botschaft für uns Heutige räsoniert. Mathias Richling malt ein Bild von diesen und jenen, wörtlich und auch parodistisch. Leonardo da Vinci würde vor Neid erblassen. Ach so, der spielt nach seinem Jubiläumsjahr (500. Todestag) auch bei Richling eine Rolle. Lassen Sie sich von Richling erklären, wie der vitruvianische Mensch im Raster der sozialen Netzwerke gefangen ist. Und mehr. Viel mehr. Gewohnt bissig. Und mit unzähligen giftigen Pfeilen gespickt.