Ein einwöchiges Jubiläumsprogramm wird die Bayreuther Klaviermanufaktur Steingraeber & Söhne aus Anlass des 30-jährigen Bestehens des Festivals „Zeit für Neue Musik“ im März anbieten. Vom 9. bis 19. des Monats werden die evangelische Stadtkirche, das Kunstmuseum Bayreuth, das Haus Wahnfried und natürlich der firmeneigene Kammermusiksaal im Steingraeber-Haus bespielt. Das Eröffnungskonzert bestreiten Michael Dorn und Thomas Rothert in der Stadtkirche, wo sie als Duett an der großen Orgel spielen werden. Neue Werke zum Lutherjahr sowie Highlights aus dem Repertoire des 20. und 21. Jahrhunderts sind zu erwarten. Am 12. März begibt man sich ins Haus Wahnfried, um unter dem Schlagwort „Spektakulär“ das Saxophonquartett Berlin (mit der Begleitung Wolfram Grafs am Klavier) Werke von Richard Wagner und Paul Hindemith dargeboten zu hören.
Am 13. März gastiert das Festival im Kunstmuseum Bayreuth, wo Martin Seel (Flöte) und Wolfram Graf am Klavier Werke von Isang Yun, Wolfgang Graf u.a. interpretieren. Der Kammermusiksaal im Steingraeber-Haus ist am 15. März der Rahmen für das Festkonzert für vier Klaviere, in dem das berühmte Stück mit der Überschrift „CANTO OSTINATO“ von Simeon ten Holt aufgeführt wird. Die Länge dieser Komposition, die schon fast Kultcharakter besitzt, ist unbestimmt, liegt aber in der Regel zwischen anderthalb und zweieinhalb Stunden. Der öffentlichen Aufführung geht eine Probe mit Seminar und einem Treffen von Komponisten und Studenten voraus, weshalb Musikhochschulen eingeladen sind, sich um die Teilnahme zu bewerben. Das Piano Quartett besteht aus renommierten Solisten: Alexej Lubimov (Paris), Alexander Melnikov (Berlin), Alexej Zuev (Salzburg) und Slava Poprugin (Utricht). Die Leitung obliegt Juliette Dufau.
Das Jubiläumsprogramm des Festivals „Zeit für Neue Musik“ wird am 19. März mit dem Auftritt des ‚Ensemble Musica Viva’ beschlossen. Marie Schmalhofer (Sopran), Helmut W. Erdmann (Flöte), Bernd Kremling (Perkussion und Steingraeber-Gralsglocken) sowie Helmut Bieler am Klavier sind die Interpreten dieses Abschlussabends. Die Leitung des Festivals insgesamt liegt in den Händen von zwei der musikalischen Protagonisten, nämlich Helmut Bieler und Wolfram Graf.
Das Programm der Reihe „Junge Meisterpianisten“ erstreckt sich über das ganze Jahr und hat bereits vor wenigen Tagen mit dem Auftritt von Nachwuchskünstlern der Musikhochschule Würzburg aus der Klasse von Prof. Christoph Wünsch begonnen. Acht renommierte Ausbildungsstätten wurden bei der Auswahl berücksichtigt und können nun ihre viel versprechenden Pianisten aus den Meisterklassen vorstellen. Im Mai gibt es drei Konzerte, von denen bislang nur das letzte terminlich festgelegt wurde: am 30. Mai spielen junge Meisterpianisten der Youth Piano Academy (YPA). Diese Juniorakademie wurde 2013 von den europaweit geschätzten Pianisten und Klavierprofessoren Teppo Koivisto (Hochschulen Hannover und Helsinki), Niklas Pokki und Antti Siirala (München) gegründet. Die beiden anderen Konzerte im Mai versammeln zunächst Pianisten der Musikhochschule Karlsruhe aus den Klassen von Prof. Sontraud Speidel sowie aus der Liedklasse der Professoren Mitsuko Shirai und Hartmut Höll.
Im Juni geht es dann weiter mit Künstlern der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar, die aus der Klavierklasse von Prof. Gerlinde Otto stammen. Die drei letzten Konzerte finden ausnahmslos im November statt. Am 5. des Monats gastieren die Pianisten aus der Musikhochschule Leipzig (Leitung: Prof. Jacques Ammon), am 16. der Nachwuchs der Musikhochschule München aus der Klasse von Prof. Markus Bellheim und am 30. November schließlich die Klaviervirtuosen aus fränkischen Gefilden. Dann nämlich kommen die jungen Meisterpianisten der Musikhochschule Nürnberg aus der Klasse von Prof. Wolfgang Manz nach Bayreuth, um ihr Können im idealen Ambiente einer Klaviermanufaktur unter Beweis zu stellen.
Wie im vergangenen Jahr, so kommen auch heuer wieder die Steingraeber Gralsglocken zum Einsatz, und zwar beim Konzert am 19. März, gespielt von Bernd Kremling. Diese gelten als Musterbeispiel für die Sonderinstrumente Richard Wagners. Der Komponist hatte 1879 bei Eduard Steingraeber angefragt, ob es möglich sei, die vier tiefen Töne des Glockengeläuts im „Parsifal“ auf einem klavierartigen Instrument mittels großer Hämmer und breiter Tasten zu erzeugen. Er notierte dem Klavierbauer die Töne C-G-A-E in der großen Oktave und veranlasste ihn, ein Instrument mit hohem, schmalem Gehäuse in Pianoform anzufertigen. Eduards Sohn Burkhard Steingraeber baute 1927 für Siegfried Wagner das so genannte „Hackbrett“, das zusammen mit Tonnenfässern für die tiefen Töne verantwortlich war. Dieses Instrument wurde im Sommer 2013 durch die Klaviermanufaktur in Bayreuth restauriert und ist nun dank neuer Fertigungsmethoden als Originalinstrument der Bayreuther Festspiele wieder funktionstüchtig. Dirigent Christian Thielemann befand bei einem Besuch, dies seien „die besten Gralsglocken, die ich je gehört habe“.
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Gralsglocke, Foto © Steingraeber Bayreuth / Jochen Schoberth
Florian Glemser, Foto © Steingraeber Bayreuth