Die antike Götterwelt fasziniert bis heute. Davon zeugen nicht nur die zahlreichen Anleihen in zeitgenössischer Literatur, Film oder Videospielen. Die Mythologie lebt - und das auch in der zeitgenössischen Druckgraphik! Der 1938 in Berlin geborene Peter Collien hat dies erkannt und setzt die Themen in zeitgemäßer Bildsprache um. Da können die drei Grazien heute schon mal Damen beim Bade sein. Collien nähert sich den Mythengeschichten auch durchaus kritisch - wenn er etwa bei Zeus „Überfall“ in Form eines Schwans auf die junge Leda viel stärker die Gewalt in den Fokus rückt, als die mystisch verklärte Geschichte. Auch der gequälte Gesichtsausdruck der Daphne, die sich zum Schutz vor Apoll in einen Lorbeerbaum verwandelt, lässt tief in ihre verzweifelte Situation blicken. Es stellt sich durchaus die Frage, wie sich unser heutiges Weltbild mit den alten Mythen in Verbindung bringen lässt. Alt und Neu treten in einen spannenden Dialog.
Und diesen setzt die Ausstellung auch inhaltlich fort: Denn nicht nur Arbeiten des Münchners werden zu sehen sein, sondern genauso eine Auswahl von Buchkunst und Graphik aus der Sammlung Otto Schäfer, die die Rezeption von Mythen von der Renaissance bis ins 20. Jahrhundert beispielhaft nachvollzieht.
Letztlich entwickeln sich auch derartige Erzählungen weiter: So sind Werke wie Goethes Faust oder die Märchensammlung der Gebrüder Grimm längst ins allgemeine Geschichten-Gedächtnis übergegangen. Ihre Figuren sind die Helden einer eigenen Mythologie – die Peter Collien in dieser Ausstellung nicht außen vor lässt. Denn schlussendlich sind es Menschen, die den Mythos formen und stets in dessen Mittelpunkt stehen; genauso wie in den Werken des Münchners.
Die Ausstellung „Mensch und Mythos“ läuft vom 24. Juli bis zum 9. Oktober 2022 im Museum Otto Schäfer, Judithstraße 16, 97422 Schweinfurt. Wichtige Informationen wie Öffnungszeiten und Eintrittspreise findet man online unter www.museumottoschaefer.de.