Von Sarah Kane, Regie: Jochen Schölch
4.48 Uhr, die dunkle Stunde vor Sonnenaufgang, in der sich die Gedanken messerscharf im Kopf artikulieren. In der während einer depressiven Phase der menschliche Geist von größter Klarheit durchdrungen und gerade deswegen der eigene Wahn am wahrhaftigsten und in vollem Bewusstsein spürbar ist.
In ihrem fünften und letzten Stück „4.48 Psychose“ beschreibt Sarah Kane diese frühmorgendliche Stunde der Klarheit während eines depressiven Schubs. Dialoge mit Therapeuten, Auszüge aus Arztberichten und Rückblicke auf diverse Klinikaufenthalte vermischen sich mit repetierenden Wortketten, Zahlenreihen, Schizophasien und reflexiven Erinnerungen an vergangenes Leben und Lieben.
Ohne Rollenzuteilungen oder -bezeichnungen und bar jeglicher Regieanweisungen zeichnet „4.48 Psychose“ das Bild einer wunden, kranken Psyche, die aggressiv und zärtlich, assoziativ und dissoziativ, sprachopulent, gegen Ende jedoch zunehmend wortkarg in gleichem Maße für eine Rückkehr ins Leben kämpft wie um Erlösung durch den Tod fleht.