„Noch ein Buch über Rembrandt?“ möchte man fragen, wenn man sich an die Lektüre von Michael Ladweins „Mensch Rembrandt“ macht, das heuer im Verlag Freies Geistesleben & Urachhaus erschienen ist. Aber schon recht bald erschließt sich dem Leser die besondere Herangehensweise des Autors. Diese ist dezidiert interdisziplinär angelegt, denn sie verbindet den biographischen und künstlerischen Weg mit Überlegungen und Zeugnissen aus den verschiedensten Gebieten.
Schon im Anfangskapitel, überschrieben „Frühe Selbsterkundung“, stellt Michael Ladwein dar, was er mit dem Titel des Buches beabsichtigt. Er versteht den Künstler als einen „Maler des Menschen“, der sich aufgrund seines Schicksals zum „Maler des Menschlichen“ fort entwickelte. Daher der Titel. Der Autor hat zahlreiche Meisterwerke aus sämtlichen Epochen des Rembrandt’schen Schaffens ausgewählt und in einen größeren Zusammenhang gestellt. Viele literarische Zitate sind eingeflochten, die nicht nur von großer Belesenheit zeugen, sondern in der Regel auch sinnstiftend sind.
Ausgehend von der frühen Selbsterkundung des Malers, die sich ja in seinen zahlreichen Selbstporträts äußert, spannt sich der Bogen über den Aufbruch in die Weltstadt Amsterdam, über Rembrandts Verhältnis zur Religion und seine Kehrtwende in der Lebensmitte bis zum äußeren Abstieg und, wie es in der Kapitelüberschrift heißt, bis zum „tragischen Weg zur Vollendung“. Dass den Lesern dabei anhand der Bildinterpretationen auch ein profunder kunsthistorischer Einblick in Rembrandts Gesamtwerk vermittelt wird, versteht sich von selbst. Ein lesenswertes und genießenswertes Buch!
Michael Ladwein, Mensch Rembrandt, Verlag Urachhaus & Freies Geistesleben, Stuttgart 2019, Deutsch, 29 €, 208 Seiten, ISBN 978-3-8251-5192-8