Wie stets starten die Bayreuther Festspiele auch heuer am 25. Juli, diesmal mit einem neuen „Parsifal“ in 3D unter der Regie des US-amerikanischen Professors für Musik und Theaterkunst Jay Scheib. Allerdings werden nur relativ wenige Zuschauer in den vollständigen Genuss dieses virtuell aufgerüsteten „Bühnenweihfestspiels“ kommen, denn die Anzahl der dafür notwendigen Augmented-Reality-Brillen ist auf 330 beschränkt. Dem größten Teil des Publikums bleibt damit das vollständige Eintauchen in die Computerwelten verwehrt.
Auf dem Programm stehen neben dem „Parsifal“ der letztmals präsentierte „Fliegende Holländer“, „Tristan und Isolde“, die überaus erfolgreiche „Tannhäuser“-Inszenierung von Tobias Kratzer – diesmal unter dem Dirigat von Nathalie Stutzmann – und die Wiederholung der recht umstrittenen Tetralogie. Letztere hatte im vergangenen Sommer Proteststürme ausgelöst und dürfte auch in der Zweitauflage kontrovers diskutiert werden.
Misst man das Interesse an der Nachfrage im Online-Verkauf, so steht der beliebte, weil ironisch aufgepeppte „Tannhäuser“ einsam an der Spitze, natürlich gefolgt von der Neuinszenierung und von der noch neuen „Tristan“-Inszenierung. Bezüglich der von Valentin Schwarz inszenierten Tetralogie ist ein gewisses Zögern angesagt, was sicherlich dem fast durchgehend schlechten Presseecho zuzuschreiben ist. In der musikalischen Leitung dieser Inszenierung kommt nun der schon im vorigen Jahr vorgesehene Pietari Inkinen zum Zuge.
Neben Nathalie Stutzmann kommt mit Oksana Lyniv eine weitere Dirigentin zum Einsatz. Die Preisträgerin des Bamberger Gustav-Mahler-Dirigierwettbewerbs von 2004 leitet die Aufführungen des „Fliegenden Holländers“. Markus Poschner dirigiert die beiden Festspiel Open Air am 24. Juli und 2. August, zu denen der Eintritt frei ist, sowie die Aufführungen von „Tristan und Isolde“. Schließlich ist Pablo Heras Casado zu nennen, dem das besonders ehrenvolle Dirigat des die Festspiele 2023 eröffnenden „Parsifal“ anvertraut wurde.
Zu den Neuigkeiten gehört, dass erstmals auch eine Ticket-Teilung beim „Ring des Nibelungen“ möglich ist, allerdings nur für das neue Angebot „Wagner for starters“. Damit ist ein Sonderkontingent für junge Leute bis 25 Jahren gemeint, die mit 90,- € pro Ticket dabei sein können. Der „Ring“ war bisher nur als Gesamtpaket buchbar.
Schon lange vor Festspielbeginn gibt es eine wichtige Besetzungsänderung: die Rolle der Kundry, ursprünglich für Ekaterina Gubanova vorgesehen, wird nun von der lettischen Sopranistin Elina Garan?a übernommen. Last not least: im Mai erreichte die Bayreuther Festspielgemeinde eine traurige Nachricht: Grace Bumbry, die unvergessene Venus der Bayreuther „Tannhäuser“-Inszenierung von 1961, ist im Alter von 86 Jahren in Wien gestorben.