Wer die Dirigate Kahchun Wongs anlässlich des Gustav-Mahler-Dirigentenwettbewerbs 2016 („Mahler Competition“) aufmerksam verfolgte, durfte sich sicher wähnen, dass dieser begnadete Dirigent bald an der Spitze eines europäischen Orchesters von Rang stehen würde. Eine solche Überzeugungskraft in jeglicher Hinsicht der Dirigierkunst hat man selten gesehen. Zwangsläufig gewann er diesen höchst renommierten Wettbewerb und wurde bald darauf zum neuen Chefdirigenten der Nürnberger Symphoniker gekürt.
Kahchun Wong kommt aus Singapur und hat wie viele der Einwohner dieses Stadtstaates auch chinesische Vorfahren. Schon mit sieben Jahren begann seine musikalische Ausbildung, die ihn zunächst Militärmusiker werden ließ, ehe er ein Kompositionsstudium am Yong Siew Tah Konservatorium in Singapur absolvierte und anschließend ein Dirigierstudium an der Hanns-Eisler Musikhochschule in Berlin begann. Meisterkurse führten ihn u.a. zu Bernard Haitink, zu den Festivals in Luzern und in Aspen und zum Cabrillo-Festival für zeitgenössische Musik, wo er in die Bruno-Walter-Dirigierklasse aufgenommen wurde.
Als Schützling von Bruno Masur hatte Wong das Privileg, sich das Podium mit ihm in dessen letzten Lebens- und Wirkungsjahren teilen zu dürfen. Er assistierte zudem einem seiner Vorgänger als Sieger der Mahler Competition, nämlich Gustavo Dudamel, außerdem Esa-Peka Salonen und Valery Gergiev mit deren Orchestern. In der Saison 2017/18 gastiert er mit zahlreichen Orchestern weltweit, unter denen u.a. die Tschechische Philharmonie, die Staatskapelle Weimar, das Orchestre du Capitol de Toulouse, das Tokyo Philharmonic, das China Philharmonic, das Shanghai Symphony und das Singapore Symphony zu nennen sind.
Mit seinem „neuen“ Orchester, also den Nürnberger Symphonikern, ist er im Dezember 2017 zu einer ausgedehnten China-Konzertreise aufgebrochen und wird im Sommer 2018 das Klassik Open Air, Europas größtes Klassikfestival unter freiem Himmel, bestreiten. Wer sich mit Kahchun Wong zu einem Gespräch verabredet, trifft auf einen äußerst charmanten und auskunftsfreudigen, dabei immer bescheiden und selbstkritisch bleibenden Musiker, der sich selber als immer noch lernenden und längst nicht angekommenen Dirigenten sieht. Auf die Frage, warum gerade asiatische Musiker in allen Fächern solch herausragende Erfolge erzielen, meint er, der Ehrgeiz, gestellte Ziele unbedingt zu erreichen, sei bei ihnen wohl besonders ausgeprägt. Er selber fühle das starke Bestreben in sich, unbedingt weiterzukommen und niemals nachzulassen im künstlerischen Bemühen.
Gefragt nach seinen musikalischen Präferenzen, nennt Kahchun Wong u.a. Gustav Mahler und verspricht, auch Musik aus seinem Kulturkreis zu fördern. So wird er gleich bei seinem Antrittskonzert am 17./18. März neben Schubert und Mahler ein Werk des thailändischen Komponisten Narong Prangcharoen dirigieren. Auf diese Erlebnisse mit den Nürnberger Symphonikern in der Meistersingerhalle wird man sich freuen dürfen!
Fotocredits:
Kachun Wong, Foto © Lavender Chan